Das Kölner Consultingunternehmen Inverto spezialisiert sich auf die Beratung zu den Themen Einkauf und Supply Chain. Gründer und Vorstand Dr. Frank Wierlemann erklärt, worauf es den Kunden ankommt und welche Kompetenzen junge Berater mitbringen müssen. Das Interview führte André Boße.
Zur Person
Dr. Frank Wierlemann, 50 Jahre, ist Gründer, Partner und Vorstand des auf Einkauf und Lieferketten spezialisierten Beratungsunternehmens Inverto in Köln. Er schloss als promovierter Diplom-Kaufmann sein BWL-Studium in Köln und Wuppertal ab. Bevor er im Juli 2000 Inverto gründete, war er Einkaufsleiter eines deutschen Handelskonzerns. Frank Wierlemann ist Spezialist für Handel, Konsumgüter und Pharmaindustrie.
Herr Dr. Wierlemann, welche Trends in der Beratung bestimmen derzeit die Bedürfnisse der Kunden?
Die Optimierung im Einkauf und entlang der kompletten Supply Chain steht nach wie vor für viele Unternehmen im Fokus. Neben dem Dauerbrenner Kostensenkung gewinnen Ziele wie Risikominimierung, die Förderung von Innovation und Wachstum oder auch die Stärkung von Geschäftsbeziehungen an Bedeutung. Alles Bausteine, die helfen, die Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern.
Warum wenden sich die Kunden dabei an Spezialberatungen?
Es wird in Zukunft stärker darum gehen, ganzheitliche Strategien in bestimmten Bereichen konzeptionell zu entwickeln und diese dann mit den Kunden umzusetzen. Für die Kunden ist dies ein Grund, zunehmend mit Spezialberatungen zusammenzuarbeiten. Die Konzentration auf Ergebnisse rückt dabei immer weiter in den Fokus: Die Kunden wollen konkrete und messbare Beratungsresultate sehen, die idealerweise sogar erfolgsabhängig vergütet werden.
Was ändert sich dadurch für Einsteiger?
Junge Berater müssen heute sehr viel stärker als früher in der Lage sein, Themen in kurzer Zeit zu erfassen und zu strukturieren. Gleichzeitig muss diese Stärke mit einem hohen Maß an Pragmatismus und Umsetzungskompetenz verbunden sein, denn was nützt die schönste Lösung, wenn sie nicht umgesetzt werden kann? Entsprechend benötigt ein junger Berater ein Maximum an Neugier sowie den Willen und die Bereitschaft, sich auch mit vielen kleinen Details zu beschäftigen und in Themen tief einzusteigen. Auf der anderen Seite können gerade komplexe Themen nur im Team gelöst werden. Empathie, Teamfähigkeit und Kommunikationsstärke sind daher weitere zentrale Fähigkeiten, die vom jungen Consultant gefordert werden.
Wie vielfältig sind Ihre Teams aufgestellt? Welchen Stellenwert besitzt Vielfalt?
Vielfalt ist wichtig, weil es sonst kaum möglich ist, den zahlreichen komplexen Anforderungen, die ein Projekt stellt, gerecht zu werden. Jedes Teammitglied bringt Stärken mit, die im Team kombiniert werden und für den Erfolg entscheidend sind. Vielfältigkeit zeigt sich zunächst durch die Expertise, also durch die verschiedenen Studienhintergründe oder Erfahrungen. Wir haben weltweit zehn Büros in acht verschiedenen Ländern – daher haben unsere Mitarbeiter unterschiedliche Nationalitäten und Herkunftsländer. Das Geschlechterverhältnis ist bei Inverto recht ausgewogen, bei uns liegt die Frauenquote in der Beratung bei knapp 35 Prozent. Ebenso wichtig ist es aber, verschiedene Typen zu mischen.
Wie sehen diese Mischungen konkret aus?
Projektteams benötigen den Strategen genauso wie den Pragmatiker, den Kommunikator ebenso wie „die gute Seele“, die das Team zusammenhält. Als mittelgroße Beratung haben wir hier einen Vorteil: Meine Partnerkollegen und ich arbeiten sehr eng mit unseren Mitarbeitern zusammen. Wir sind durch diese Nähe gut in der Lage, die Persönlichkeiten einzuschätzen und auf individuelle Belange einzugehen.
Welche Kompetenzen sind weiterhin wichtig?
Eine zentrale Fähigkeit ist die interkulturelle Kompetenz. Bei uns gibt es kaum Einsteiger, die nicht über einen längeren Zeitraum Erfahrungen in einer anderen Kultur gesammelt haben. Diese Zeit wirkt sich positiv auf die Persönlichkeit und die Aufgeschlossenheit aus. Zudem ist es wichtig, den Willen und die Stärke zu besitzen, Dinge zu Ende zu bringen. Diese Beraterkompetenz ist zwar nicht neu, jedoch zuletzt ein wenig aus der Mode gekommen. Wer schnell aufgibt und bei Widerständen sofort einen neuen Weg einschlägt, hat es schwer, notwendige Veränderungen herbeizuführen. Man muss als junger Berater Mut mitbringen. Dann kann seine Beratungsleistung auch nachhaltige Ergebnisse erzielen.