Dexterity – der englische Begriff bedeutet Fingerfertigkeit, Geschicklichkeit, Gewandtheit. Immer häufiger ist in Unternehmen davon die Rede. Gemeint ist eine bestimmte Haltung: Mit ihr können Unternehmen sich wendig auf jegliche Art von organisationalen Veränderungen einstellen. Das Beratungsunternehmen Capgemini Invent hat sich in einer Studie ausführlich mit Dexterity auseinandergesetzt. Von Kerstin Neurohr
Oft hätten Vorstand oder die Geschäftsleitung beschlossen, das Unternehmen müsse agiler werden, schreiben die Studienleiterinnen im Vorwort. Dann würden einzelne agile Arbeitsweisen eingeführt, aber es fehle das „Mindset“, um diese zum Erfolg zu führen. Um dieses Mindset geht es: „Wir wollten herausfinden, was Unternehmen dazu befähigen kann, in Zukunft mit immer komplexer werdenden Gegebenheiten erfolgreich umzugehen“, erklärt Dr. Ursula Bohn, eine der Autorinnen der Studie. „Organizational Dexterity ist der Schlüssel zum Erfolg. Sie hebt das rein methodische Vorgehen von der Ebene des ‚Doing‘ auf eine Meta-Ebene des ‚Being‘. Als Grundeinstellung, eingebettet in die Unternehmenskultur, führt Organizational Dexterity zu Nachhaltigkeit im Umgang mit jeglicher neuen Herausforderung.“
Capgemini hat acht Hebel identifiziert, die umgelegt werden müssen, um mit Dexterity Agilität lebendig zu machen: Ökosystem, Kultur, Struktur, Prozesse, Arbeitsumfeld, Leadership & People, Datenkompetenz und Governance. Für die Studie, die den Unterschied zwischen „doing agile“ und „being agile“ beleuchten will, wurden 1135 Professionals aus elf Länder befragt. Es zeigte sich, dass rund 25 Prozent der befragten Organisationen noch am Anfang ihrer agilen Transformation stehen. Sie experimentieren noch mit dem Konzept und begleitenden Methoden. 54,5 Prozent der Unternehmen sind schon etwas weiter und befinden sich momentan zwischen Bewährung und Umsetzung von agilen Methoden, was Veränderungen im Mindset mit sich bringt. Weit fortgeschritten ist immerhin ein Fünftel der Unternehmen (20,4 Prozent): Dort wurde eine Arbeitsweise etabliert, die die Teams flexibel und agiler werden lässt – zwar nicht in der gesamten Organisation, aber in den Bereichen, die als Schrittmacher vorgesehen sind.
Die Studie Auf dem Sprung – Wege zur Organizational Dexterity. Change Management Studie 2019. Die vollständige Studie ist abrufbar unter www.capgemini.com
Die Studie zeigt zudem, dass Unternehmen wirtschaftlich erfolgreicher sind und zufriedenere Mitarbeiter haben, je weiter sie in Sachen Organizational Dexterity sind. So sagen fast die Hälfte (46 Prozent) der Befragten, die schon weit fortgeschritten sind, dass ihr Unternehmen seine wirtschaftlichen Ziele übertroffen hat. Bei Befragten, die noch am Anfang oder nur zum Teil fortgeschritten sind, sind es lediglich 19 bzw. 30 Prozent. Dass sie mit ihrer Arbeit zufrieden sind, sagen 98 Prozent der Mitarbeiter aus Unternehmen mit hohem Reifegrad – im Vergleich zu 84 und 94 Prozent aus den Unternehmen, die noch nicht so weit sind. „Organizational Dexterity ist die nötige Haltung, um gewinnbringend und nachhaltig mit Neuem umgehen zu können“, erklärt Dr. Ursula Bohn. „Zu wissen, wie das Manöver ausgeführt wird, um das Hindernis zu umsegeln, war gestern. Heute bietet jedes Hindernis eine Chance, den Sprung zu wagen, dadurch neue Fähigkeiten zu erlangen und weiter zu kommen.“