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Interview mit Amanda Palmer

Amanda Palmer, 39, ist nicht nur eine beliebte Sängerin und Musikern, sondern auch Pionierin des Crowdfundings. Nun hat Palmer ein Buch darüber geschrieben, wie hilfreich es ist, mit guten Fragen um Hilfe zu bitten: „The Art of Asking“. Amanda Palmer ist mit dem Autor Neil Gaiman verheiratet, das Interview gab sie uns nur wenige Tage vor der Geburt ihres ersten Kindes. Die Fragen stellte André Boße.

Zur Person

Amanda Palmer, geboren 1976 in New York, studierte Theaterwissenschaften und gründete 2000 ihre erste Band, das Duo The Dresden Dolls. Nach der Trennung startete sie eine Solokarriere, zudem ging sie zurück an die Uni, um mit ihrem alten Professor an einem Theaterstück zu arbeiten. Ihre Lieder nimmt sie häufig alleine mit der Ukulele auf. 2012 finanzierte sie eine neue Platte mit Hilfe der Crowdfunding-Plattform „Kickstarter“; sie sammelte auf diesem Weg die Rekordsumme von fast 1,2 Millionen Euro.

Mrs. Palmer, warum fällt es eigentlich vielen so schwer, andere um Hilfe zu bitten?
Die meisten haben Angst. Wir haben uns so sehr daran gewöhnt, vor anderen Menschen Angst zu haben, dass uns dieses Gefühl daran hindert, mit anderen in Kontakt zu treten und sie zu fragen.

Wie gehen Sie mit dieser Angst um?
Ich konfrontiere mich direkt mit der Angst. Und: Ich akzeptiere die Möglichkeit, dass meine Bitte nach Hilfe nicht erhört wird. Die Strategie ist: Man fragt ganz ehrlich und möglichst offen, man ist damit einverstanden, wenn die Antwort „Nein“ heißt, und man versucht, wenn nötig, anders ans Ziel zu kommen. Viele erfolgreiche Manager handeln auf diese Art und Weise.

Wie haben Sie denn die Kunst des Fragens gelernt?
Oh, ich musste ein 300 Seiten dickes Buch schreiben, um das zu lernen.

Okay, dann bitte ein kurzer Ratschlag für alle, die diese Kunst noch nicht beherrschen.
Eine wichtige Voraussetzung ist Neugier. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass meine geschäftlichen Angelegenheiten als Musikerin und meine Fähigkeit, die richtigen Fragen zu stellen, Hand in Hand mit ganz anderen, nämlich seelischen Themen gingen. Mein Weg in die Meditation und meine Neugier für meine Persönlichkeitszüge und das Miteinander der Menschen haben mein Business geprägt. Ich denke, man kann diese Dinge nicht trennen.

Kann Ihre Methode des um Hilfe Fragens auch in großen Unternehmen funktionieren?
Absolut. Unternehmen, die authentisch mit ihren Kunden in Kontakt kommen, wirklich zuhören und nach Feedback fragen, werden erfolgreich sein. Wir Menschen mögen es, wenn man uns ernst nimmt und wir echte Beziehungen zu anderen aufnehmen können. Wer fragt, ist nach der Frage sehr häufig weniger allein. Das gilt in einer Ehe, in der Familie – und natürlich auch im Geschäfts- und Arbeitsleben.

Was raten Sie einer Nachwuchskraft, die ihren eigenen Weg gehen möchte, aber immer wieder auf skeptische Stimmen trifft?
Wenn Menschen einem jungen Menschen niemals skeptisch gegenüberstehen, dann befindet dieser sich wahrscheinlich auf einem sehr langweiligen Weg. Wer es lieber spannend und interessant mag, sollte sich also an den Umstand gewöhnen, skeptische Stimmen zu hören. Wichtig ist aber, zu wissen, dass sich die Dinge in der Regel dann bestens fügen, wenn man seinen eigenen Weg findet – und eben nicht immer den vermeintlich goldenen Mittelweg wählt.

Cover
 
Amanda Palmer:
The Art of Asking: Wie ich aufhörte, mir Sorgen zu machen, und lernte, mir helfen zu lassen.
Eichborn 2015.
ISBN 978-3847905974.
16,99 Euro

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