StartBerufslebenCoaching„Sich selbst immer wieder herausfordern“

„Sich selbst immer wieder herausfordern“

Es gibt ein Leben vor dem Tod, doch leider verpassen es viele Menschen. Wie man das Glück findet – im Privaten und im Beruf – zeigt der Coach und frühere Handelsexperte Hermann Scherer in seinem neuen Buch „Schatzfinder“ und im karriereführer-Interview. Die Fragen stellte Christiane Martin.

Hermann Scherer, Foto: Hermann Scherer
Hermann Scherer, Foto: Hermann Scherer

Hermann Scherer, geboren 1964, lebt in Zürich. Nach einer Lehre zum Einzelhandelskaufmann studierte er BWL und arbeitete erfolgreich im Lebensmittelhandel. Heute ist er Bestseller-Autor, Vortragsredner, Coach und anerkannter Business-Experte.

Herr Scherer, leben Sie das Leben Ihrer Träume?
Nein, weil mit Erreichen meiner Träume neue Träume in mein Leben treten und diese größer werden und ich somit weit hinter meinen eigenen Erwartungen zurückliege – und dennoch ein traumhaftes Leben führe.

Was also empfehlen Sie, um das Glück zu finden?
Glück ist unter anderem eine Überwindungsprämie, deshalb empfehle ich, sich selbst immer wieder herauszufordern. Für langfristiges Glück gilt es, sich seiner Ziele und des Grades der Erreichung bewusst zu werden. Auf die Frage „Angenommen, Sie würden heute sterben, hätten Sie Ihre Ziele erreicht?“ antworten über zwei Drittel mit „Nein“. Und auf die Folgefrage: „Wenn Nein, würden Sie die Ziele noch erreichen, ohne Ihr Leben zu ändern?“ antworten wieder über zwei Drittel mit „Nein“. Wir sterben also nicht zu früh – wir leben zu wenig oder zumindest zu wenig auf unsere Lebensziele fokussiert.

Das ist doch gar nicht so schwer. Warum verpassen dann so viele Menschen ihre Erfüllung?
Es ist nicht eine Frage des Schwierigkeitsgrades – es ist eine Frage des Umsetzungsgrades. Wir haben viele Gegner: unsere Angst, unsere Mutlosigkeit. Doch unser größter Feind sind unsere Selbstzweifel. Und so verharren wir im Mittelmaß.

Und was genau verstehen Sie unter Mittelmaß? Wie kann man es bekämpfen?
Erfolg ist eben nicht durch das Mit-, sondern ausschließlich durch das Voranmarschieren realisierbar. Und solange Menschen oder Unternehmen nur das bieten, was alle bieten, werden sie auch nur das bekommen, was alle bekommen: durchschnittliche Erlöse, durchschnittliche Anerkennung, durchschnittliche Aufmerksamkeit. Und alles das ist letztlich nicht viel wert. Dort, wo alle sind, ist wenig zu holen. Jeder sucht die goldene Mitte, und wer sie gefunden hat, der wundert sich, dass sie verstopft ist – und versinkt im Mittelmaß. Dabei ist mir natürlich bewusst, dass die Normalen das Passepartout sind, damit sich die Außergewöhnlichen auch wirklich außergewöhnlich fühlen können. Für mich ist „Mitte“ häufig schlecht und unmoralisch, weil sie oft den eigenen Werten entgegensteht. Denn in der lauwarmen Mitte wird das Leben verleumdet. Sie ist der Tatort der schlimmsten Unterlassungssünden.

Buchtipp
Hermann Scherer: Schatzfinder. Warum manche das Leben ihrer Träume suchen – und andere es längst leben. Campus Verlag 2013. ISBN 978-3593398310. 19,99 Euro.
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Was empfehlen Sie Hochschulabsolventen für ihre berufliche Laufbahn?
In Problemen zu denken – denn jedes Problem ist ein noch nicht gegründetes Unternehmen. Alle Unternehmen sind nur auf dem Markt, weil sie Probleme lösen. Je mehr Probleme jemand identifizieren kann, desto mehr Potenziale für Firmengründungen hat er gefunden. Und damit lässt sich Karriere machen oder gleich ein Unternehmen gründen.

Und worauf kommt es konkret bei einer Karriere im Handel an?
Gerade der Handel hat noch extremes Wachstumspotenzial. Doch wir sehen oft den Baum vor lauter Wald nicht, da wir zu wenig über den nationalen Tellerrand blicken. Gerade Beispiele in New York oder Asien zeigen auf, wie Kaufpotenziale von Anbietern generiert und in Geschäftsmodelle umgesetzt werden und wie viele Chancen und Potenziale vom Handel nicht erkannt werden. Man darf vor lauter Arbeit einfach seine Ziele nicht aus den Augen verlieren.

Und zum Schluss: Was kann man tun, wenn es mal nicht so rund läuft und die Ziele weiter wegrücken?
Zuerst sollten wir unser Commitment uns selbst gegenüber überprüfen. Für sich abklären, ob einem die Sache wirklich noch wichtig ist. Wenn Ziele wegrücken, dann haben sie für uns häufig an Zielmagnetismus verloren. Wenn uns das Ziel nicht mehr magisch anzieht und wir Energie, Zeit und Geld in andere Ziele oder Ablenkungen setzen, dann ist das ein Zeichen dafür, dass uns die Alternativen wichtiger sind, und im schlimmsten Fall ist das ein Zeichen für Faulheit. Denn die Taten bringen den Willen ans Licht, die Worte nur die Wünsche.

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