In dritter Generation führt Christian Gries das großelterliche Unternehmen – heute unter dem Namen Gries Deco Company. Mit ihrer Warenhauskette Depot ist die Firma auf Wachstumskurs. Im Interview erklärt Christian Gries, woher das Unternehmen seine Ideen nimmt und wie es gelingen kann, das Filialgeschäft mit Onlineshops zu verbinden. Die Fragen stellte André Boße.
Zur Person
Christian Gries, 42 Jahre, ist Geschäftsführer der Gries Deco Company. Er steuert die Aktivitäten des Familienbetriebs seit 2000. Er steht bereits als dritte Generation an der Spitze des Unternehmens. Christian Gries ließ sich zunächst in der Firma Julius Lang Modeproduktion zum Industriekaufmann ausbilden. Danach trat er 1995 in das großelterliche Familienunternehmen ein, bevor er fünf Jahre später die Geschäftsführung übernahm. Zweimal stiegen zwischen 2004 und 2008 Investoren in das Unternehmen ein, in beiden Fällen kaufte Christian Gries die Anteile wieder zurück.
Herr Gries, Sie führen die Geschäfte des Familienunternehmens in dritter Generation. Welches Geheimnis des erfolgreichen Handels war für Ihren Großvater Oskar Gries genauso wichtig wie heute für Sie?
Bezogen auf unser Sortiment ist dies in erster Linie der Anspruch einer durchgehend hohen Qualität mit großer Liebe zum Detail. Bei neuen Produkten stelle ich mir immer die Frage: Genügt es meinem Anspruch fürs Zuhause – und stellt es tatsächlich eine Bereicherung dar? Bezogen auf das Unternehmen ist mir ein enges und belastbares Netzwerk wichtig – zu unseren Zulieferern ebenso wie zu unseren Mitarbeitern. Sie alle tragen ja ihren Teil zum Erfolg unserer Marken bei und lassen ihre Erfahrungen, Kenntnisse und Ideen einfließen.
Warenhausketten haben es am Markt derzeit nicht immer einfach. Wo liegt das Problem des Prinzips Warenhaus?
Eine Entwicklung, die wir schon länger beobachten, ist die wachsende Konformität der Innenstädte. Gehen Sie in die Fußgängerzonen unserer Städte – sie werden auf den ersten Blick nicht erkennen, ob Sie sich in Stuttgart, Hannover oder Paderborn befinden. Das langweilt schnell und lädt nicht mehr zum Einkauf ein. Diesem Trend möchten wir entgegenwirken. Wir möchten unseren Kunden die Möglichkeit geben, immer wieder etwas Neues zu entdecken – eine Art Erlebnisshopping.
Wie gelingt Ihnen das?
Unser Motto lautet „Rotation“. Jede Filiale ist ein wenig anders, stellt das Sortiment anders zusammen und präsentiert sich auf seine eigene, lokale Weise – ohne dabei die Gesamtsprache unseres Unternehmens zu verändern. Unser Gesamtkonzept ist stimmig, ohne dem Kunden den Spaß am individuellen Dekorieren und der Gestaltung des eigenen Zuhauses zu nehmen. Unser Sortiment macht Vorschläge, die immer auch die eigene Kreativität unserer Kunden anregt.
Sie sind gut darin, Deko-Trends zu setzen. Wie entstehen diese Trends?
Wir beschäftigen Trendscouts, die sich gezielt für uns in den verschiedensten Bereichen umschauen und Ideen mitbringen – von der Mode bis hin zu Freizeittrends oder auch technischen Neuerungen. Dabei beschränken wir uns nicht auf Deutschland. Und auch unsere Designer sind in der ganzen Welt unterwegs.
Und welche Rolle spielt Ihr Onlinegeschäft?
Unser Onlineshop hat einen hohen Stellenwert, und auch hier geht es uns um Service: Multichannel-Retail ist ja nicht nur ein betriebswirtschaftlicher Gedanke. Der Handel über verschiedene Kanäle bietet Kunden von überall aus die Möglichkeit, in unserem Sortiment zu stöbern. Aktuell arbeiten wir daran, ganzheitliche On- und Offlinelösungen anzubieten.
Wie soll das konkret aussehen?
Ein Kunde hat etwas in der Filiale gesehen, überprüft zu Hause noch einmal, ob diese Sache in sein Gesamtkonzept passt – und kann es dann bequem online bestellen. Oder: Einer jungen Mutter, die derzeit keine Zeit für einen ausgedehnten Besuch unserer Filialen hat, geben wir die Möglichkeit, die Filiale quasi „nach Hause geliefert zu bekommen“. Unsere Strategie der nächsten Jahre ist es also, die verschiedenen Verkaufskanäle noch stärker und verbindlicher miteinander zu verknüpfen. Hierzu gehört natürlich auch, den Onlineshop weiterzuentwickeln. Zum Beispiel mit Blick auf die Bedienfreundlichkeit oder den logistischen Bereich. Wichtig ist auch sicherzustellen, dass die Produkte, die in der Filiale gut ankommen, auch immer im Onlineshop verfügbar sind.
Welche weiteren Verknüpfungen können Sie sich in der Zukunft vorstellen?
Ich glaube, der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt. Vielleicht fotografieren wir bald unser Wohnzimmer, worauf eine „Depot-App“ uns individuelle Deko-Vorschläge erarbeitet, die wir dann online in eine Filiale ordern, wo sie angeschaut und abgeholt werden können.
Wie kann es dem Filialhandel gelingen, dem Kunden klarer zu kommunizieren, dass die Präsenz einer Filiale, in der sich die Kunden in netter Atmosphäre Dinge anschauen können, ein Mehrwert ist, den das Internet nicht bieten kann?
Indem wir immer wieder neue Deko-Ideen liefern und eine Welt für unsere Kunden schaffen, in der sie sich als echte Menschen bewegen können. In unseren Filialen kann der Kunde das Sortiment ja nicht nur sehen, sondern auch riechen und fühlen. Gerade die Haptik unserer Produkte ist dank der Verwendung ganz unterschiedlicher Materialien wie Holz, Keramik, Glas, Naturfaser, Schiefer und so weiter sehr sinnlich.
Mit Blick auf akademische Einsteiger in Ihr Unternehmen: Wo bieten Sie Entwicklungspotenzial und was sind die besonderen Herausforderungen?
Egal ob für Berufseinsteiger, Profis oder Studenten – wir bieten eine große Bandbreite an Stellen mit Entwicklungspotenzial. Möglich sind aber auch Praktika sowie die Möglichkeit, Abschlussarbeiten bei uns zu schreiben. Grundsätzlich ist bei uns Kreativität gefragt: nicht nur im Produktmanagement, sondern ebenso als Mitarbeiter in der Filiale oder und in allen betriebswirtschaftlichen Bereichen der Zentrale.
Angenommen, Sie hätten die Gelegenheit, mit einer Gruppe von Absolventen einen Tag in Ihrem Unternehmen zu verbringen. Was würden Sie mit den jungen Leuten unternehmen, um ihnen einen echten Einblick in die Handelsbranche zu geben?
Am Morgen würde ich als Einstieg mit den jungen Leuten dorthin gehen, wo unser Herz schlägt, nämlich in die Filiale, wo sie unsere Warenwelt kennenlernen. Am Mittag wäre dann ein Blick hinter die Kulissen an der Reihe. Also ab ins Produktmanagement und in das Visual Merchandising. Und auch eine Führung durch unser neues Logistikzentrum als Dreh- und Angelpunkt des Unternehmens wäre Teil dieser Führung. Und am Abend wäre mir schließlich an einer Diskussionsrunde gelegen, bei der über die Perspektiven von Multichannel-Retail und die Zukunft des Handels diskutiert wird.
Gries Deco Company
Unter dem Namen Depot vertreibt die Gries Deco Company (GDC) mit Sitz im unterfränkischen Niedernberg Design-Accessoires, Möbel und Geschenkartikel. Seit fast zehn Jahren bietet das Unternehmen unter dem Namen „ipuro“ zudem Raumdüfte an. Gegründet wurde das Unternehmen 1948 als „Fabrikation von künstlichen Früchten und Christbaumschmuck“ von Oskar Gries, dem Großvater des heutigen Geschäftsführers Christian Gries. Neben dem Ausbau der Filialkette Depot setzt das Unternehmen auf Shop-in-Shop-Konzepte mit Warenhäusern sowie auf den Ausbau des Onlinegeschäfts. Für das Unternehmen arbeiten rund 5900 Beschäftigte, 2012 lag die Zahl der Filialen bei 381.