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Aufgestiegen zur Marketingleiterin

In meinem Job betrete ich ganz oft Neuland: Ich leiste Aufbauarbeit, denn Heliatek, der weltweite Technologieführer für organische Solarfolien, ist ein sehr junges Unternehmen, und die Solarbranche ist in Bewegung. Mir gefällt es, etwas aufbauen und bewegen zu können, Spuren zu hinterlassen. Ein Erfahrungsbericht von Steffanie Rohr

Steffanie Rohr
Studium Internationale Betriebswirtschaft – Interkulturelle Studien, Hochschule Heilbronn; Master of Business and Engineering, Steinbeis Hochschule Berlin.
Eingestiegen Oktober 2005 als freie Mitarbeiterin bei Schüco International, Bereich Solar, Bielefeld.
Aufgestiegen 2009 zur Gruppenleiterin Marketing bei Inventux Technologies, Berlin.
Aufgestiegen 2011 zum Head of Marketing bei Heliatek, Dresden.

Im Jahr 2011 kam ich ins Unternehmen, damals wurde gerade die Produktionsanlage konzipiert und das Team zusammengestellt. Zu dieser Zeit war die Ausrichtung noch sehr wissenschaftlich, es wurde viel geforscht und entwickelt. Heliatek ist eine gemeinsame Ausgründung der TU Dresden und der Universität Ulm. Im März 2012 haben wir unsere Produktionsanlage offiziell eingeweiht, im Spätsommer startet die Produktion, und im Herbst kommen die ersten Produkte auf den Markt. Heliatek hat derzeit 80 Mitarbeiter.

Als Marketingleiterin begleite und unterstütze ich die wichtige Aufbauphase des Unternehmens. Nach meinem Einstieg habe ich zuerst einen Relaunch der Marke durchgeführt: Heliatek hat ein neues Logo und einen neuen Claim bekommen, ich habe den gesamten Firmenauftritt überarbeitet und die Kommunikation neu ausgerichtet. Jetzt steht die nächste Finanzierungsrunde an, so dass gute Presseresonanz besonders wichtig ist. Deswegen informiere ich derzeit die Stakeholder über den Markteintritt und lege fest, wie wir uns aufstellen und die Produkte am Markt positionieren möchten. Die Marketingabteilung ist im Bereich Business Development angesiedelt. Zu meinen Aufgaben gehört alles, was das klassische Marketing umfasst: Positionierung und Markenführung, On- und Offline-Kommunikation, Vertriebsunterstützung Public Relations sowie Messen und andere Events. Ich führe ein kleines Team – die Atmosphäre ist sehr angenehm, meine zwei Kollegen sind in meinem Alter, und die Kommunikation zwischen uns klappt hervorragend. Überhaupt sind die Hierarchien im Unternehmen flach, was die Arbeit sehr angenehm macht.

Ich bin wirklich glücklich, dass ich in der Green-Tech-Branche gelandet bin. Das war eigentlich nicht geplant: Ich habe nach dem Abitur an der Hochschule Heilbronn Internationale Betriebswirtschaft studiert. Weil ich aber auch großes Interesse an technischen Themen habe, habe ich nach dem Abschluss ein postgraduales Studium zum Master of Business and Engineering drangehängt. Dieses Studium habe ich berufsbegleitend absolviert: Ich war abwechselnd an der Steinbeis-Hochschule Berlin zum Studieren und bei Schüco, um zu arbeiten. Dort habe ich den Eintritt der Solarsparte des Unternehmens in den amerikanischen Markt begleitet und darüber auch meine Masterarbeit geschrieben. Bei Schüco ist mir klargeworden, dass Green-Tech eine spannende Branche ist, in der man als engagierter Einsteiger viel bewegen kann. Grüne Technologien waren zu dieser Zeit noch relativ neu und haben mich schnell begeistert. Mittlerweile kann ich mir kaum vorstellen, in einer anderen Branche zu arbeiten. Ich finde es einfach motivierend, mit etwas Gutem Geld zu verdienen und sich in dieser schnell entwickelnden Branche immer wieder neuen Herausforderungen zu stellen. Green-Tech ist krisensicher, und man bewirkt etwas, von dem sicherlich auch die nächsten Generationen profitieren.

Da Marketing in dieser relativ jungen, technisch orientierten Branche noch nicht so fest etabliert ist wie in anderen Branchen, muss ich häufig Überzeugungsarbeit leisten. Da darf man nicht zartbesaitet und zurückhaltend sein. Im Gegenteil: Man muss loslegen, anpacken und durch Erfolge überzeugen. Marketing ist ein bisschen wie Fußball: In Deutschland haben wir bekanntlich Millionen von Bundestrainern. Und so ist es auch in meinem Arbeitsbereich: Jeder will mitreden. Deshalb muss ich klare Grenzen ziehen. Zu den Bildern in einer neuen Unternehmensbroschüre beispielsweise haben sehr viele Kollegen eine unterschiedliche Meinung, wovon ich nicht jede berücksichtigen kann.

Da wir im B2B-Bereich tätig sind, ist unser Geschäft sehr technisch – ich musste also ein entsprechendes Verständnis für die Produkte und den Markt entwickeln und wissen, wie die Technologie funktioniert. Nur so kann ich wirkungsvolle Marketingmaßnahmen entwickeln und mit den verschiedenen Zielgruppen kommunizieren. Ich profitiere natürlich von meinem Master-Studium, in dem ich technische Grundlagen erlernt habe. Aber noch viel wichtiger ist der Wille, sich mit erneuerbaren Energien und der dahinterstehenden Technologie auseinanderzusetzen. Ich habe Schulungen und Weiterbildungen besucht, mich in die Materie eingearbeitet. Das können auch engagierte Einsteiger, die keine Ingenieure sind. Ganz wichtig ist Learning by Doing – und ein gesunder Menschenverstand.

Heliatek hat seinen Standort in Dresden. Hier habe ich schon Vorlesungen für meinen Master besucht, und die Stadt hat mich begeistert – die Menschen hier sind freundlich und offen, und es gibt viel zu sehen und zu unternehmen. Zurzeit habe ich noch einen zweiten Wohnsitz in Berlin, wo auch mein Partner lebt. Dort bin ich von freitags bis sonntags. Freitags treffe ich mich oft mit unserer Agentur, die in Berlin sitzt, und arbeite im Home Office. Es tut mir gut, wenn ich einen Tag in Ruhe, abseits vom Trubel im Büro, arbeiten kann. In Dresden sitze ich mit meinen Mitarbeitern in einem Raum. Da klingelt oft das Telefon, zudem gibt es viel zu besprechen, außerdem stehen die Türen für Kollegen und deren Fragen immer offen. Das gefällt mir, aber die Arbeit im Home Office bietet eine ruhigere Atmosphäre, um zügig Aufgaben abzuarbeiten und sich mit wichtigen strategischen Themen zu beschäftigen.

Ich bin sehr zufrieden mit dem, was ich bisher erreicht habe. Ich habe eine Führungsposition in einem Unternehmen, in dem ich mich wohlfühle und hinter dem ich voll und ganz stehe. Natürlich möchte ich mich weiterentwickeln, vielleicht auch einmal eine andere Branche kennenlernen, Neues ausprobieren – wobei ich, ehrlich gesagt, im Moment nichts wüßte, was mich von der Green-Tech-Branche weglocken könnte.

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