StartBerufslebenAuslandHallo Internationalität!

Hallo Internationalität!

Sarah McNeill hatte immer den Wunsch, viel unterwegs zu sein – alleine schon, um die Komfortzone zu verlassen und so immer wieder aufs Neue gefordert zu sein. Bei einem deutschen Projektdienstleister lebt sie nun diesen Wunsch. Von Christoph Berger

Sarah McNeill, Foto: Privat
Sarah McNeill, Projektmanagerin bei Arcadis, Foto: Privat

Gleich bei Sarah McNeills erstem Projekt für den international tätigen Projektdienstleiter Arcadis wurde es spannend – nicht nur wegen des Projektinhalts, sondern auch aufgrund der äußeren Umstände: Ende 2010 reiste die heute 34-Jährige mit einem Team nach Libyen, um dort für vier Jahre sämtliche Abstimmungsaufgaben in einem Projekt zur Renovierung der Universität von Bengasi mitsamt der umliegenden Infrastruktur für zwei Generalunternehmer zu koordinieren. Sie hatte im Vorfeld einen Sprachkurs Arabisch besucht und sich mit der Kultur des Maghreb-Staates auseinandergesetzt. „Wenn ich in einem Land leben möchte, dann setze ich mich auch mit dessen Sprache und Kultur auseinander“, sagt sie. „Bei der Kommunikation muss man sehr achtsam sein, da sie überall unterschiedlich funktioniert. Das ist eine Herausforderung.“ Nach dreieinhalb Monaten Arbeit vor Ort waren die Planungen bereits weit vorangeschritten. Doch dann änderten sich die Umstände: Im Februar 2011 begannen in der Hafenstadt die politischen Unruhen, die später zu einer neuen politischen Führung im Land führten. Sarah McNeill nahm damals einen der letzten Flüge nach Istanbul in der Türkei.

Schon ihre Studienzeit gestaltete Sarah McNeill international: Sie studierte in Frankfurt und Toronto Architektur. Daraufhin schloss sie einen Master in Engineering mit dem Schwerpunkt auf internationale Projekte an der Hochschule für Technik in Stuttgart ab. Parallel dazu absolvierte sie noch einen Master of Business Administration an der Liverpool John Moores University in Großbritannien. So kam sie neben dem technischen Wissen auch zu Management- Kow-how, da MBA-Studiengänge vom Grundsatz her gerneralistisch ausgerichtet sind. „Ich bin bestimmt nicht die klassische Studienabgängerin“, sagt sie von sich selbst. Doch der Wunsch nach neuem Wissen treibt sie immer wieder aufs Neue an. Geprägt war ihre Karriere zudem von ihrem Wunsch, unterwegs zu sein, sowohl privat als auch beruflich. „Ich mag die inhaltliche und kulturelle Auseinandersetzung mit Neuem“, sagt sie. Beruflich gehören dazu auch die ganz unterschiedlichen Regularien und Strukturen: Jedes Land und jedes Projekt hat seine ganz eigenen Aspekte. „Das hält den Kopf flexibel“, sagt sie. Sie arbeitete mehrere Jahre für einen internationalen Architekten und Generalplaner und jetzt bereits seit drei Jahren für Arcadis als Projektmanagerin.

Nach Libyen betreute Sarah McNeill erst einmal ein internationales Projekt von Deutschland aus. Doch auch das beinhaltete Reisen zum Ort der Baustelle in Finnland. Einiges konnte auch über Telefonkonferenzen geregelt werden. Es folgten Projekte in Spanien und Skandinavien. Dabei kam es eher zufällig zu einer weiteren Spezialisierung: Immer öfter drehte es sich bei ihren Projekten um Rechenzentren. „Zu der Technik des Bauens kommen jetzt noch die für die IT-Technik notwendigen Anforderungen an Gebäude“, erklärt sie. In Finnland betreute sie beispielsweise die Infrastrukturerneuerung eines Rechenzentrums. „Hochverfügbarkeit und damit die Sicherstellung des unterbrechungsfreien Betriebes hat hier oberste Priorität. Daneben geht es um viele Spezialthemen, wie Energieeffizienz oder elektromagnetische Schirmung, die wir alle vom faradayschen Käfig her kennen“, sagt sie. Inzwischen kennt sie sich sehr gut in dieser Materie aus, „auch wenn ich keine Elektroingenieurin bin.“ Die Konzentration auf technisches Wissen hat aber auch noch einen weiteren Nebeneffekt: „Bei der Planung von Rechenzentren sind gewöhnlich nur wenige Frauen in den Projektteams.“ Dieser Umstand stört sie nicht, sie denkt meistens nicht einmal darüber nach. Es fällt ihr immer nur mal wieder auf. Auch in Libyen waren Generalunternehmer und deren Vertreter hauptsächlich Männer.

Momentan organisiert Sarah McNeill einen Büroausbau in Ägyptens Hauptstadt Kairo. Sie und ihr Team haben das Projekt organisatorisch aufgesetzt, die Bedarfe definiert, die Angebote von Bauunternehmern eingeholt und begleiten die Baumaßnahmen mit Qualitätskontrollen. Sie ist also die erste Ansprechpartnerin für den Kunden, der am Ende ein Bürohaus mit funktionierender Infrastruktur vorfinden möchte. Wie jetzt in Kairo führt sie zwar meistens die Projekte und trägt die Verantwortung, sie sagt aber auch: „Kein Projekt entsteht in Alleinarbeit. Zu jedem Bau gehören viele Menschen in einem Team: Kollegen, Kunden und Subunternehmer.“

Zu Sarah McNeills Aufgaben gehört nicht nur die Betreuung internationaler Projekte. Immer wieder führt sie auch Machbarkeitsstudien über neue Standorte durch. Sie prüft beispielsweise die Kostenstruktur, checkt die Versorgungsmöglichkeiten und erstellt Logistikszenarien. Bei bereits bestehenden Standorten nimmt sie Evaluierungen vor. „In meinen Untersuchungen und Projektbegleitungen steht die operative Seite im Mittelpunk“, sagt sie. „Aber natürlich hilft mir auch mein technisches Wissen aus dem Studium.“

Doch egal, um was es sich auch bei ihrer Arbeit dreht: Für sie zählt die Auseinandersetzung mit Themen, Projekten und Menschen. Und noch schöner ist es, wenn dabei immer auch etwas Neues zu erleben ist.

International

– Erste Informationen zu jedem Land finden sich auf der Internetseite des Auswärtigen Amts. Dort gibt es auch Gesundheitstipps zu allen Regionen sowie eine Auflistung aller deutschen Vertretungen:
www.auswaertiges-amt.de

– Auch die Bundesagentur für Arbeit informiert auf ihrer Internetseite zu Arbeitsmöglichkeiten im Ausland sowie über das Dienstleistungsangebot des internationalen Netzwerkes der Bundesagentur für Arbeit, zu europäischen Projekten und zur Arbeitsaufnahme im Ausland:
www.arbeitsagentur.de

– Auf der Internetseite des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sind Möglichkeiten der Entwicklungszusammenarbeit aufgeführt:
www.bmz.de/de/ministerium/beruf/berufswunsch/arbeitsmoeglichkeiten_ausland

– Auf dem Lexas Information Network gibt es eine Auflistung der Währungen mitsamt eines Währungsrechners:
www.laenderdaten.de/wirtschaft/waehrungen.aspx

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