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Interview Dr. Johannes Beermann, Personalvorstand Deutsche Bundesbank

Die Stabilität des Geldes sichern, das ist die Hauptaufgabe der Bundesbank. Das unterscheidet sie von den anderen Finanzinstitutionen. Für den Personalvorstand Dr. Johannes Beermann liegt hierin die Faszination seiner Arbeit, wie er im Interview erklärt. Die Fragen stellten Christoph Berger und André Boße.

Zur Person

Dr. Johannes Beermann, Foto: Deutsche Bundesbank
Dr. Johannes Beermann, Foto: Deutsche Bundesbank

Dr. Johannes Beermann, 1960 in Emsdetten geboren, studierte in München Rechtswissenschaften. Bis zu seiner Promotion in Münster zum Dr. jur. im Jahr 1990 war er zwei Jahre Referent im damaligen Bundesministerium für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit. Dann übernahm er bis 1992 eine Tätigkeit im Sächsischen Staatsministerium für Soziales und in der Sächsischen Staatskanzlei, bevor er Leiter des Büros des Generalsekretärs der CDU Deutschland, Peter Hintze, wurde.

Es folgten Positionen als Staatsrat beim Senator der Finanzen der Freien Hansestadt Bremen, als Staatssekretär für Bundes- und Europaangelegenheiten in der Hessischen Staatskanzlei und Bevollmächtigter des Landes Hessen beim Bund sowie als Rechtsanwalt. 2008 wurde er Chef der Staatskanzlei und Staatsminister für Bundes- und Europaangelegenheiten und ein Jahr später Staatsminister und Chef der Staatskanzlei des Freistaats Sachsen. Zum Januar 2015 wurde Beermann in den Vorstand der Deutschen Bundesbank berufen. Dort ist er für die Bereiche Personal sowie Verwaltung und Bau und das Beschaffungszentrum zuständig.

Herr Dr. Beermann, seit Anfang 2015 sind Sie Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank. Geht für Sie damit ein Jugendtraum in Erfüllung, oder hat sich dieses Karriereziel erst in den letzten Jahren herauskristallisiert?
Als junger Mensch fasst man das Karriereziel „Vorstand bei der Bundesbank“ sicher nicht ins Auge – zumal es in meiner Jugend auch noch keinen Bundesbank-Vorstand gab, sondern noch die Landeszentralbanken und ein Direktorium. Hinzu kommt, dass man sich auf die Stelle nicht bewerben kann, man wird vom Bundespräsidenten entweder auf Vorschlag der Bundesregierung oder des Bundesrates für diese Aufgabe bestellt.

Was aber richtig ist: Ich wollte schon immer an entscheidender Stelle Verantwortung für das Gemeinwohl übernehmen. Das habe ich auch in meinen vorherigen Funktionen, unter anderem als Staatsminister in Sachsen, getan. In gewisser Hinsicht ist die Position also auch die Erfüllung eines Jugendtraums.

Sie sind selbst Einsteiger bei der Bundesbank. Wie ist Ihr Eindruck der ersten Monate?
Ich finde hier ein riesiges Erfahrungswissen vor. Wir haben ein hervorragendes Daten- und Wissensmanagement. Und es besteht eine Unternehmenskultur, in der erfahrene Fach- und Führungskräfte ihr Wissen an Nachwuchskräfte und Einsteiger weitergeben. Dies ist deshalb so wichtig, weil wir als Zentralbank in weiten Teilen ein exklusives Geschäft betreiben.

Wir müssen also vielfach unsere eigene Expertise entwickeln. Diese muss dann aber auch weitergegeben werden. Gepaart ist das Erfahrungswissen mit Innovationskraft. Vor allem unsere Einsteiger, die mit frischem Wissen kommen und die etablierten Prozesse hinterfragen, treiben diese voran. An dieser Mischung aus Erfahrung und Innovation arbeiten wir jeden Tag neu. Gerade deswegen ist es uns so wichtig, regelmäßig Nachwuchskräfte zu rekrutieren. Die etwa 100 Hochschulabsolventen jährlich sorgen für frischen Wind.

Nicht nur die Einstiegsphase, auch Ihr Job an sich ist sehr zeitintensiv. Was unternehmen Sie, um selbst eine gesunde Balance aus Arbeit und Freizeit hinzubekommen?
Ich gehöre zur Generation der Babyboomer, uns wurde das Thema Work-Life-Balance nicht in die Wiege gelegt. Wir haben von unseren Vorgängern noch einen anderen Arbeitsethos übernommen – was sicher auch mit einer gewissen Konkurrenzsituation zu tun hatte. Ich weiß aber natürlich, dass die Balance zwischen Arbeits- und Privatleben gerade für die Generation Y ein besonderes Gewicht hat. Das muss man im Management auch leben. Neben meinen zeitintensiven Aufgaben versuche ich daher, ein Privatleben zu führen, ein bisschen Sport zu treiben und mit den Menschen, die mir wichtig sind, etwas zu unternehmen.

Sie stehen als Arbeitgeber in direkter Konkurrenz zu den Privatbanken und zur Europäischen Zentralbank (EZB). Wie gelingt es Ihnen trotzdem, die besten Leute zur Bundesbank zu holen?
Wir haben eine andere Grundvoraussetzung. Wir sind eine verfassungsrechtlich garantierte Institution, der zentrale Aufgaben für ein demokratisches Gemeinwesen übertragen wurden. Dabei geht es bei uns nicht nur um Geld und Verdienst. Wir gestalten zum Beispiel die Geldpolitik im Euroraum mit, engagieren uns für ein stabiles Finanzsystem und sorgen für einen reibungslosen Zahlungsverkehr. Wir sind für die Stabilität des Geldes verantwortlich und begreifen uns sowohl als Bank der Banken wie auch als Hausbank des Staates. Damit unterscheiden wir uns von Privatbanken.

Und trotzdem sind wir eben eine Bank, nicht eine gewöhnliche Behörde. Mit diesem einzigartigen Aufgabenprofil sind wir interessant für alle, die eine anspruchsvolle, spannende und gleichzeitig dem Gemeinwohl verpflichtete Tätigkeit suchen. Die Elemente des Bankings werden bei uns mit Elementen staatlicher Verantwortung verknüpft. Die EZB begreifen wir dabei nicht als Konkurrenten. Im Gegenteil: Wir sind Teil des Europäischen Systems der Zentralbanken, arbeiten eng mit der EZB und den anderen Nationalen Zentralbanken zusammen, haben ein gemeinsames Leitbild und institutionalisierte Personalaustauschprogramme.

Die Arbeit der Bundesbank findet dabei auch immer im Spannungsfeld mit der Politik statt. Wo liegen hier die Vorteile, und welche Herausforderungen ergeben sich daraus?
Wir sind nach dem Gesetz von tagespolitischen Entscheidungen unabhängig. Die Politik stellt uns lediglich den Ordnungsrahmen, innerhalb dessen wir uns unabhängig und selbstständig bewegen. Wir müssen uns also keiner politischen Doktrin unterordnen, das ist ein Privileg. Wir können Fragestellungen aufwerfen, sie diskutieren und unsere Meinung äußern. Natürlich ist das auch eine große Herausforderung, die uns vor den Anspruch stellt, unsere Entscheidungen gegenüber der Öffentlichkeit gut zu begründen. Das Sachargument steht also im Vordergrund. Für uns gilt es dann, diese sachliche Komponente in einem politischen Umfeld so zu platzieren und zu präzisieren, dass sie die entsprechende Wirkung entfaltet.

Trotz aller Sachlichkeit und Präzision in den Entscheidungen: Müssen sich Einsteiger bei aller Komplexität des Systems darüber Gedanken machen, den Durchblick zu verlieren?
Nein, mit Sicherheit nicht. Der – auch kontroverse – Diskurs über Inhalte ist grundsätzlich positiv zu sehen. Er hilft dabei, neue Ideen zu entwickeln und die Tragfähigkeit der eigenen Argumente zu erkennen. Unseren Beschäftigten dient die klare Fokussierung der Bank als Anker in dieser immer komplexer werdenden Welt. Alle Aktivitäten sind am Stabilitätsziel ausgerichtet. Damit ist in erster Linie die Preisniveaustabilität gemeint, aber auch die Stabilität des gesamten Finanz- und Währungssystems. Darauf bereiten wir unsere Nachwuchskräfte gut vor. Wir bieten unter anderem einen eigenen Bachelorstudiengang im „Central Banking“ an sowie Einstiegsprogramme für Masterabsolventinnen und -absolventen. Wer bei uns anfängt, wird nicht alleingelassen, sondern kommt in eine Wissens- und Erfahrungsgemeinschaft, die sich über viele Jahrzehnte entwickelt hat und in der man sehr schnell lernt.

Zum Unternehmen

Die Deutsche Bundesbank ist die Zentralbank der Bundesrepublik Deutschland. Damit ist sie die „Bank der Banken“. Juristisch betrachtet ist sie eine bundesunmittelbare juristische Person des öffentlichen Rechts. Zusammen mit anderen nationalen Zentralbanken und der Europäischen Zentralbank ist sie für den Euro verantwortlich. Ihr oberstes Ziel ist es, die Stabilität des Preisniveaus zu sichern. Um dem Zusammenwachsen der internationalen Finanzmärkte und den Innovationen im Zahlungsverkehr- und Finanzbereich Rechnung zu tragen, hat die Bundesbank fünf Kerngeschäftsfelder identifiziert: Sie sorgt für stabiles Geld und für ein stabiles Finanz- und Währungssystem, sie ist maßgeblich an der Bankenaufsicht beteiligt, sie kümmert sich um einen reibungslosen Zahlungsverkehr und auch darum, dass immer Bargeld in ausreichender Menge und guter Qualität vorhanden ist.

Die Bundesbank beschäftigt in ihrer Zentrale in Frankfurt am Main, in neun Hauptverwaltungen und bundesweit in 38 Filialen rund 10.000 Menschen (Stand April 2015).

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