Machen Blindbewerbungen in Zeiten des wirtschaftlichen Abschwungs und des Stellenabbaus überhaupt Sinn? Ja, ist sich der Hamburger Personalberater Claus Peter Müller-Thurau sicher. Im Interview mit der Süddeutschen Zeitung verriet der Diplompsychologe, worauf es dabei ankommt.
Ein Bewerber kann ohne viel Aufwand auch in wirtschaftlich schlechten Zeiten mit einem geschickt formulierten Anschreiben große Kreise potenzieller Arbeitgeber erreichen und mit etwas Glück an die knapp bemessenen Stellen kommen. Müller-Thurau bemerkt jedoch immer wieder, dass Bewerber es sich zu leicht machen. Ergebnis: Der Erfolg der Blindbewerbung bleibt aus.
Fehler 1: Anonyme Anschreiben
Ein Anschreiben, welches mit „Sehr geehrte Damen und Herren“ eingeleitet werde, lande höchstwahrscheinlich früher oder später im Papierkorb, weil sich niemand angesprochen fühle.
Tipp:
Kurz die Telefonzentrale anrufen oder einen Blick auf die Homepage des Unternehmens werfen und den zuständigen Ansprechpartner ausmachen. Das steigere die Chancen der Bewerbung beträchtlich und beuge gleichzeitig der sinnlosen Vergeudung von Portokosten vor. Wer sich telefonisch umhöre, könne sich auch gleich nach den geeigneten Ansprechpartnern in den jeweiligen Fachbereichen der Firmen erkundigen, rät Müller-Thurau. „Die sehen eventuell schon einen zukünftigen Bedarf, von dem die Personaler noch gar nichts wissen.“
Fehler 2: Standardanschreiben
Ein weiterer Fehler ist das Verschicken von Standardanschreiben. Müller-Thurau meint, dass beim branchenübergreifenden Versand von Blindbewerbungen zumindest nach Branchen unterschieden werden müsse. Am erfolgversprechendsten sei aber ein firmenspezifisches Anschreiben, welches durch einen aktuellen Aufhänger eingeleitet werde. Dieser könne beispielsweise auf der Internetseite des Unternehmens recherchiert oder der Wirtschaftspresse entnommen werden. „So erfahre ich zum Beispiel, dass eine Firma eine Niederlassung in Polen gründet. Wenn ich jetzt selbst Polnisch spreche, habe ich schon einen Bewerbungsgrund,“ so der
Personalberater.
Fehler 3: Bewerbung ohne Konzept
Auffallend sei auch die hohe Zahl von Bewerbern, die sich auf Stellen bewerben, die nicht zu ihnen passten, so Müller-Thurau. Zunächst müsse, unabhängig von der Art der Bewerbung, überlegt werden, ob die Stelle zum eigenen Werdegang passe.
Im nächsten Schritt müssten dann drei Fragen beantwortet werden:
- Wer bin ich?
- was kann ich?
- was will ich?
Werde dieses Konzept auf das Anschreiben und den tabellarischen Lebenslauf übertragen, wisse der Adressat was er wissen müsse. Zeugnisse und große Mappen sollten für´s erste nicht mitgeschickt werden, um dem Adressaten die Arbeit so einfach wie möglich zu machen – wer will könne ein Foto auf dem Lebenslauf einscannen.
Die Chancen einer Blindbewerbung schätzt der Personalberater insgesamt positiv ein: „Wenn das Anschreiben geschickt gemacht ist, kann eine Initiativ-Bewerbung dem Zufall auf die Sprünge helfen.“