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Anatomie eines Jobs

Vor der Bewerbung stehen zwei ganz wichtige Fragen: Was kann ich? Was will ich? Wer diese Fragen für sich beantwortet, ist schon einen großen Schritt weiter auf dem Weg zum Traumjob.

Heute von einem Traumjob zu sprechen, wird Ihnen womöglich ziemlich vermessen vorkommen. Angesichts der hohen Arbeitslosenzahlen geben sich viele Menschen mit sehr viel bescheideneren Ansprüchen zufrieden. Ganz nach dem Motto: „Hauptsache, ich habe überhaupt einen Job“. Diese Einstellung ist geprägt von menschlich verständlicher Angst und dem Streben nach vermeintlicher Sicherheit. Sie mag sich in extremen Situationen auch als zutreffend erweisen.

Dennoch gibt es einen entscheidenden Einwand: Langfristig werden nur solche Personen in ihren Jobs dauerhaft überleben, die erstens gute oder sogar exzellente Leistungen erbringen und die zweitens ihren Job auch gerne ausüben. Aus diesem Grund ist es von entscheidender Bedeutung, die eigenen Stärken und Vorlieben zu erkennen und die persönliche Karriereplanung damit in Einklang zu bringen.

Traum oder Albtraum
Mit dem Traumjob ist es wie mit vielen anderen Dingen des Lebens auch: Des einen Traumjob kann des anderen Albtraum sein. Traumjobs gibt es nicht von der Stange, sie müssen maßgeschneidert sein. Die folgenden Anregungen basieren im Wesentlichen auf den Aussagen meines Lehrers und Freunds Richard Nelson (Dick) Bolles, Autor des Buches „What Color is your parachute?“

Unbewusst gut
Es gibt unzählige Verfahren, um die Fähigkeiten einer Person herauszufinden. Nur erstaunlich wenige Menschen können die Frage nach ihren besten Fähigkeiten überzeugend beantworten. Denn ausgerechnet für ihre eigenen Qualifikationen sind Menschen am betriebsblindesten. Sie setzen ihre Talente so mühelos ein, dass sie ihnen gar nicht auffallen.

Diese „unbewusste Kompetenz“ stellt ein natürliches Handicap dar, für das die meisten Verfahren zur Eignungsdiagnostik keine wirkliche Antwort bieten. Zwar können Fremdbeurteilungsinstrumente wie Tests, Assessment Center, Potenzialanalysen oder auch das Feedback durch Freunde oder Experten einen gewissen Erkenntnisgewinn bringen. Doch zum einen stehen viele dieser Verfahren methodisch und qualitativ auf wackeligen Beinen und haben oft banal anmutende Ergebnisse. Zum anderen können Menschen leider häufig mit den Ergebnissen dieser Verfahren wenig anfangen, weil ihnen die Einsicht als innere Bestätigung schlichtweg fehlt.

Selbsterkenntnis
Für dieses Phänomen hat Dick Bolles eine einfache aber verblüffende Methode entwickelt: die Methode der „Lebensgeschichten“. Dabei analysieren Ratsuchende entweder in Kleingruppen oder gemeinsam mit mir Episoden aus ihrem Leben und filtern die darin enthaltenen Fähigkeiten heraus. Es ist für Außenstehende übrigens kaum vorstellbar, als wie blind sich dabei auch sehr kluge Manchen erweisen. Im Laufe des Seminars erkennen die Teilnehmer schließlich selbst, dass sie zum Beispiel entgegen ihrer Selbsteinschätzung exzellent verkaufen können, ständig Situationen analysieren und Strategien entwickeln oder dass sie Menschen etwas beibringen. Diese Qualität der eigenen Erkenntnis kann kein Test und kein Feedback durch noch so schlaue Experten ersetzen.

Können und wollen
Nach diesem ersten großen Aha-Erlebnis folgt der nächste schlichte aber ebenso entscheidende Punkt: Nicht alles, was man gut macht, macht man auch gerne. Überlegen Sie daher im zweiten Schritt, welche Ihrer Talente Sie auch beruflich einsetzen möchten. Wenn Sie diese Fähigkeiten näher bestimmt haben, sind das die wesentlichen Hinweise für Berufe, mit denen Sie sich einmal näher beschäftigen sollten – oder, wie es Dick Bolles nennt, das „WAS“. Jemand, der gerne „Menschen etwas beibringen, Menschen motivieren, Konflikte lösen und Gruppendiskussionen moderieren“ möchte, wird sich für andere Berufe interessieren als jemand, der „Probleme analysieren, mit Zahlen und Daten arbeiten, etwas verbessern und neue Ideen entwickeln“ möchte.

Schritt für Schritt…
Natürlich gehören zur „Anatomie Ihres Traumjobs“ noch weitere Aspekte der persönlichen Karriereplanung. Zunächst das Tätigkeitsfeld: In welchem Bereich, in welcher Branche möchten Sie arbeiten? Um die für Sie interessanten Tätigkeitsfelder zu bestimmen, gibt es mehrere Möglichkeiten: Es können Produkte, Interessens- und Wissensgebiete sowie Problemstellungen von Menschen sein. Weiterhin: Mit welcher Art von Menschen möchten Sie es im Job zu tun haben? Wie viel möchten Sie verdienen? In welcher Art von Organisation möchten Sie arbeiten? Was sind Belohnungen? Wo möchten Sie leben? Was sind die spezifischen, für Ihre Zufriedenheit entscheidenden Faktoren in Ihrem Umfeld? Welches sind Ihre grundlegenden Werte? Und last but not least: Was ist Ihr zentrales Motiv, das Sie unbedingt in Ihrer Arbeit realisieren möchten?

… zum Traumjob
All das ergibt zusammengesetzt die „Anatomie Ihres Traumjobs“. Wenn Sie wissen, was Sie suchen, können Sie gezielt an der Realisierung Ihres Traums arbeiten. Ihnen werden Dinge auffallen, an denen Sie früher achtlos vorbeigegangen sind. Andere Jobs erweisen sich beim Abgleich mit Ihren Vorstellungen als uninteressant. Meine Erfahrung: Je klarer Sie wissen, was Sie wollen, desto eher werden Sie es auch finden – nicht zuletzt, weil Sie sich fokussieren und aktiv auf dem verdeckten Stellenmarkt danach suchen können. Ich wünsche Ihnen von Herzen viel Erfolg dabei.

Traumhafte Lektüre
Richard Nelson Bolles ist Autor des Weltbestsellers „What Color Is Your Parachute?“, den Madeleine Leitner für den deutschsprachigem Raum fachlich bearbeitet hat. Hierzulande ist er unter dem Titel „Durchstarten zum Traumjob“ erschienen. Zusammen mit dem „Workbook“ des Autors können auch Sie die Anatomie Ihres Traumjobs erstellen.

Richard Nelson Bolles: Durchstarten zum Traumjob. Das Handbuch für Ein-, Um- und Aufsteiger, Campus Verlag Frankfurt/Main, ISBN: 3-593-37088-3, € 21,50

Richard Nelson Bolles: Durchstarten zum Traumjob – Das Workbook, Campus Verlag Frankfurt/Main 2002, ISBN: 3-593-37003-4, € 15,90

DIE AUTORIN
Madeleine Leitner ist Wirtschaftspsychologin und bezeichnet sich selbst als „Traumjobdesignerin“. Sie ist eine der bekanntesten Berater nach der Methode von Richard Nelson Bolles im deutschsprachigen Raum.
 

Lesen Sie weitere Texte im karriereführer-Angebot zum Thema Bewerbung.

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