Sie arbeiten fleißig und zuverlässig, erzielen gute Ergebnisse, die Vorgesetzten sind zufrieden – aber befördert werden trotzdem nicht Sie, sondern Ihr Kollege? Leistung ist eben nicht alles. Für den Erfolg ist gekonntes Selbstmarketing gefragt. Also Schluss mit der falschen Bescheidenheit! Machen Sie in angemessener Weise auf Ihre Leistung und sich aufmerksam. Knüpfen Sie Kontakte zu Personen, die Sie fördern und empfehlen! Worauf es dabei zu achten gilt, weiß Dr. Gudrun Fey, die „Grande Dame der Rhetorik“. In ihrem Gastartikel gibt sie Berufseinsteigern hilfreiche Tipps.
Zur Person
Dr. Gudrun Fey hat in Hamburg eine Schauspielausbildung absolviert und in Stuttgart Philosophie, Linguistik und Betriebswirtschaft studiert. In ihrer Promotion untersuchte sie das ethische Dilemma der Rhetorik in der Antike und der Neuzeit. 1997 hat sie ihr eigenes Unternehmen study & train gegründet. Als Rede- und Mediencoach berät die „Grande Dame der Rhetorik“ führende Persönlichkeiten, außerdem ist sie Autorin mehrerer Bücher zum Thema Rhetorik.
Jeder Mensch möchte geachtet und respektiert werden, das versteht sich von selbst. Doch das ist gar nicht so einfach. Wenn ich nicht weiß, über welche Kenntnisse und Fähigkeiten ein anderer verfügt, wie soll ich ihn entsprechend loben oder wertschätzen? Sehe ich einer Person an, ob sie über perfekte Spanischkenntnisse verfügt oder einen exzellenten Studienabschluss erreicht hat? Nein! Deshalb ist es wichtig, anderen Menschen zu zeigen, was man selbst kann oder weiß. Allerdings spricht nicht jeder gerne über seine persönlichen Leistungen und Erfolge. Aber sich darüber zu ärgern, dass andere das oft besser hinbekommen, bringt einen auch nicht weiter.
Selbstmarketing ist Ihnen unangenehm? Dann ist es wichtig, herauszufinden, was Sie daran stört. Oft sind es dumme Sprüche,, die einem in den Sinn kommen, wie „Eigenlob stinkt!“ oder „Diese Selbstdarsteller find ich widerlich!“ oder „So etwas ist mir peinlich!“.. Ist dieses Hindernis erkannt, kommt es darauf an, zu akzeptieren, dass Selbstmarketing grundsätzlich notwendig ist. Priorität hat also erst einmal, Möglichkeiten des Selbstmarketing zu finden, bei denen Sie sich wohlfühlen.
Während der Schulzeit und des Studiums bringen gute Leistungen entsprechend gute Noten ein. Im Berufsleben hingegen spielen Zeugnisnoten nur bei Bewerbungen auf eine Stelle eine Rolle. Im Vorstellungsgespräch ist es wichtig, einen kompetenten und motivierten Eindruck zu machen – denn die fachliche Eignung steht bereits fest. Doch wie verwandelt man „negative“ Fakten im Lebenslauf so, dass sie positiv wirken? Haben Sie vor dem BWL-Studium eventuell ein anderes Studium abgebrochen, weil es einfach nicht das richtige war? Das ist kein Makel sein – schließlich haben Sie eine Zusatzqualifikation erworben, hatten Gelegenheit zur beruflichen Orientierung und persönlichen Weiterentwicklung – und das sollten Sie im Bewerbungsgespräch auch so erläutern.
Die eigene Leistung sichtbar machen
Nicht jeder Arbeitsbereich bietet gleich hohe Chancen die eigene Leistung erkennbar zu machen. Im besten Falle ist sie sogar messbar. Selbstmarketing funktioniert immer unterschiedlich. Ein Autoverkäufer kann mit hohen Verkaufszahlen beeindrucken. Ein EDVler hingegen hat es viel schwerer, weil vieles, was er während der Arbeitszeit macht, für Außenstehende unsichtbar ist. Und je unsichtbarer die eigene Leistung für andere ist, desto genauer muss darauf aufmerksam gemacht werden.
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Aus meiner ganz persönlichen Praxis möchte ich einen Tipp geben: Beruflich bin ich viel unterwegs. Ob meine Mitarbeiterinnen den ganzen Tag über fleißig arbeiten oder sich längere Pausen gönnen, weiß ich also nicht. Deshalb erwarte ich als Chefin, dass sie mir sagen, was sie während meiner Abwesenheit erledigt haben. Natürlich frage ich auch danach. Allerdings nicht immer. Gerade in so einem Fall ist es unbedingt notwendig, dass Sie von sich aus auf die Führungskraft zugehen und sagen, was Sie geschafft haben. Denn wenn Ihr Vorgesetzter nicht weiß, was Sie geleistet haben, wird er Sie auch nicht loben.
Hilfreich ist es, sich gewisse Formulierungen solange laut aufzusagen, bis diese ganz selbstverständlich klingen, zum Beispiel „Ich bin stolz darauf, dass ich den monatlichen Bericht schon einen Tag früher fertiggestellt habe!“ Oder: „Ich bin stolz darauf, dass ich in der letzten Verhandlung einen Preisnachlass von 12 Prozent erreicht habe.“ Bekommen Sie dann tatsächlich ein Lob, sollten Sie dieses nicht abschwächen mit Sätzen wie: „Ach das war doch ganz einfach“ oder „Das habe ich doch gern gemacht!“ Stattdessen ist ein schlichtes „Danke“ genau richtig. Noch besser ist es jedoch, die gemeisterte Herausforderung bei der Aufgabe darzustellen: „Ja, es war ziemlich schwierig, die Umsatzzahlen rechtzeitig aus Brasilien zu bekommen“ oder „Der Verhandlungspartner war wirklich sehr hartnäckig. Erst als ich auch auf stur schaltete, lenkte er ein.“
Mentoring, Networking und Co.
Um beruflich voranzukommen, sind Menschen nötig, die an Sie glauben und Sie fördern. Denn niemand kann sich in einem Unternehmen selbst befördern. Heute gibt es viele unterschiedliche, im Internet zu findende Mentoring-Programme, auf die man sich bewerben kann. Ich war selbst schon als Mentorin tätig. Meine Erfahrung ist: An einem solchen Programm teilzunehmen, lohnt sich für Berufseinsteiger auf jeden Fall! Fällt die Wahl auf einen Mentor im eigenen Unternehmen, sollte dieser jedoch mindestens zwei Stufen über Ihrer Position stehen, damit keine Furcht entsteht, Sie könnten oder wollten am Stuhl des Mentors sägen. Natürlich kann auch der eigene Chef oder die Chefin Mentor sein. Doch viele Führungskräfte tun sich damit schwer, selbst wenn die Mitarbeiterförderung von der Geschäftsführung gewünscht ist. Schließlich ist es möglich, dass die geförderte Person sich dann schnell weiterentwickeln möchte und sogar die Abteilung oder das Unternehmen verlässt.
Eine wunderbare Möglichkeit, Selbstmarketing zu praktizieren und persönliche Empfehlungen zu generieren, bietet sich, wenn man Mitglied in einem größeren berufsbezogenen Netzwerk ist. Haben Sie kurz Small Talk gemacht, können schnell berufliche Themen aufgegriffen werden: „Ich mache gerade meinen Abschluss in BWL, und was machen Sie beruflich?“ Dadurch, dass Sie sich auch für die andere Person interessieren, entsteht schnell ein Dialog, in dem Sie dann beispielsweise gefragt werden, in welchem Fachbereich Sie den Abschluss machen. Und jetzt können Sie loslegen. Kommt die Frage nicht, können Sie mit „Übrigens“ dieses Thema starten: „Übrigens, ich mache den Abschluss im Fachbereich Logistik und hier beschäftige ich mich vor allem mit …“ Und mit etwas Übung werden Sie merken: Ohne Bescheidenheit und mit Empfehlungen kommen Sie schneller weiter als andere!