Wenn Sie im Vorstellungsgespräch darum gebeten werden, etwas über sich zu erzählen, reicht es nicht aus, dass Sie einfach Ihren Lebenslauf wiederholen. Wer es schafft, seine Motivation und seine Erfahrungen in eine Geschichte zu verpacken, macht weitaus mehr Eindruck. Von André Boße
Authentische Geschichten gut rüberzubringen – das ist die Kunst des Storytellings. Im Vorstellungsgespräch geht es nicht nur darum, Noten vorzulegen, Fallstudien zu lösen oder Praktika aufzuzählen. Gefragt sind vielmehr echte und erlebte Storys, die im besten Fall zeigen, warum Sie darauf brennen, den begehrten Job zu bekommen.
Vor ein paar Jahren war Storytelling für die Wirtschaft noch ein Begriff aus einer anderen Welt. Heute liegen Geschichten voll im Trend – und zwar auf zwei Ebenen. Zum einen erzählen die Unternehmen selbst ihre Geschichte, um sich für die besten jungen Talente als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren. Auf der anderen Seite verlangen die Unternehmen aber auch Geschichten von den Bewerbern.
Ihre eigene Geschichte erzählen
Gute Noten und passende Abschlüsse bleiben natürlich nach wie vor wichtig, aber wenn zwei Kandidaten für eine begehrte Stelle in dieser Hinsicht in etwa gleich viel zu bieten haben, entscheidet immer häufiger die Kommunikationsfähigkeit und damit auch die Qualität des Storytellings – ganz einfach, weil sie etwas darüber aussagt, wie sich eine Nachwuchskraft präsentieren und wie stark sie sich mit der Kultur oder den Werten des potenziellen Arbeitgebers identifizieren kann.
Im Bewerbungsprozess ist es von besonderer Bedeutung, ob Sie zusammenhängend Ihre eigene Geschichte erzählen können. Sind Sie in der Lage, Ideen und Botschaften in Sprache umzuwandeln, um andere zu begeistern? Diese Fähigkeit zum Storytelling können Sie später auch problemlos im Job anwenden, nicht nur im Marketing und Vertrieb, sondern in allen Bereichen. Vor allem bei komplexen Themenstellungen ist es wichtig, sein Gegenüber gedanklich abzuholen und Inhalte vereinfacht wiederzugeben.
Wie ein zwangloser Smalltalk
Personalverantwortliche legen im Gespräch vermehrt Wert darauf, mit den Bewerbern ein interessantes und kurzweiliges Gespräch zu führen. Die Situation ist durchaus vergleichbar mit einem Smalltalk in einem Café: Wer eher zwanglos miteinander spricht, merkt recht schnell, was für ein Typ ihm dort gegenübersitzt.
Die besten Gespräche sind diejenigen, bei denen man gar nicht merkt, wie schnell die Zeit verfliegt. Das zeigt dem Personaler, dass ihm eine Persönlichkeit gegenübersitzt – und nicht nur ein Kandidat, der sich schick gemacht und seine Zeugnisse mitgebracht hat. Stellen Sie also nicht nur Behauptungen auf oder zählen Sie Ihre positiven Eigenschaften auf, sondern belegen Sie diese durch persönliche Erlebnisse.
Gut reden und gut zuhören
Es hilft Ihnen bei der Bewerbung aber nicht nur, wenn sie gut erzählen können. Wenn Sie zudem aufmerksam zuhören und die richtigen Fragen stellen, lernen Sie viel über Ihren potenziellen Arbeitgeber – eine ideale Voraussetzung dafür, eine gute Arbeit zu finden.
Buchtipps:
Gregor Adamczyk:
Storytelling: Mit Geschichten überzeugen.
Haufe 3. Auflage 2019. ISBN 978-3648123355. 9,95 Euro