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Leichter getan als gesagt?

Sei es im Vorstellungsgespräch bei einer Präsentation oder auf einer Konferenz: Der Kommunikativere gewinnt. Worauf es beim sprachlichen Auftritt ankommt, weiß Rhetoriktrainerin Cornelia Topf. Von Anne Thesing

Cornelia Topf, Foto: metatalk
Cornelia Topf, Foto: metatalk

Dr. Cornelia Topf ist Geschäftsführerin der Unternehmensberatung metatalk in Augsburg.
www.metatalk-training.de

Auf ihr Vorstellungsgespräch hat sich Barbara ausgiebig vorbereitet. Sie kennt die Antworten auf alle Standardfragen und hat sich bestens über das Unternehmen und die ausgeschriebene Position informiert. Auch eigene Fragen hat sie sich überlegt. Es kann also losgehen. Doch am entscheidenden Tag läuft alles schief: Sie nimmt verschüchtert im Gesprächszimmer Platz, verschüttet das ihr angebotene Glas Wasser und verhaspelt sich, sobald sie zu Wort kommt.

Ein anderes Vorstellungsgespräch, ein anderer Bewerber: Lars geht relativ unvorbereitet ins Interview, betritt lässig den Raum und erzählt dem Personaler alles, was es Interessantes über ihn zu erzählen gibt: Von seinen Stärken berichtet er, von seinen Erfolgen und seinen Erwartungen. Nach dem Gespräch ist er überzeugt, einen guten Eindruck hinterlassen zu haben. Nur eins wundert ihn: Über die Position und das Unternehmen hat er kaum etwas erfahren. Erst jetzt fällt ihm auf, dass er dem Personaler zu oft ins Wort gefallen ist.

Beide Situationen zeigen: Angemessenes Verhalten will gelernt sein. Eine wesentliche Rolle spielt dabei die Kommunikation. Sie kann in Seminaren und in alltäglichen Situationen trainiert werden.

Sprache und ihr Mittelmaß
„Es gibt kein Gen für Rhetorik“, meint die Augsburger Rhetoriktrainerin Cornelia Topf und nimmt damit all denen den Wind aus den Segeln, die behaupten, Kommunikationsfähigkeit sei „angeboren“. Sogar ein selbstbewusster Charakter wie Lars begeht kommunikative Fehltritte, weil er es nicht besser weiß. Während Barbara keine Worte findet, findet er zu viele. Sie tritt zurückhaltend auf, er zu forsch. „Natürlich sollte man sein Licht nicht unter den Scheffel stellen. Aber alle, die zu dick auftragen, wirken unsympathisch“, meint Cornelia Topf.

Um das gesunde Mittelmaß zu finden, ist es sinnvoll, sich näher mit dem Thema Rhetorik zu befassen. „Viele meiner Seminarteilnehmer wollen lernen, wie sie andere Leute über den Tisch ziehen können. Doch genau das ist Rhetorik nicht“, betont die studierte Wirtschaftswissenschaftlerin. „Rhetorik heißt, gut und zielgerichtet mit der gesprochenen Sprache umzugehen. Kurz, knapp, knackig, klar und überzeugend zu reden.“ Dabei spielt der Gesprächspartner eine wichtige Rolle. „Ein überzeugender Rhetoriker muss gut beobachten können. Nur so kann er beurteilen, wie die anderen auf seine Worte reagieren, und die eigene Sprache darauf einstellen.“

Sprache und Erfolg
In ihren meist firmeninternen Seminaren, hilft die Trainerin den Teilnehmern, rhetorisch sicher aufzutreten. Denn gute Kommunikation ist nicht nur für das Vorstellungsgespräch wichtig, sie ist eine Voraussetzung für beruflichen Erfolg. „Wer Karriere machen will, muss relativ häufig ‚hier‘ rufen – zum Beispiel, um den Auftrag für ein bestimmtes Projekt zu erhalten. Und da andere Clevere auch ‚hier‘ rufen, kommt meist der Kommunikativere besser an – und erhält den Auftrag“, weiß sie und verweist auch auf Empfänge, Mitarbeitergespräche und Geschäftsessen. In all diesen Situationen hat der Kommunikativere bessere Chancen. „Heute wird niemand mehr entdeckt, der im Verborgenen brütet und den Mund nicht aufkriegt“, warnt Cornelia Topf. Daher sollte sich jeder bemühen. Selbst wenn es Menschen wie Lars leichter und solchen wie Barbara schwerer fällt: „Verbessern kann sich jeder. Rhetorik ist ein Handwerk. Die richtige Anwendung der Werkzeuge kann man lernen und trainieren.“

Sprache und Ihre Macken
Für das Erlernen bietet sich ein Rhetorikseminar an, doch die eigentliche Arbeit – das Training – beginnt erst nach dem Seminar. Erst dann kann man ganz konkret an seinen Stärken und Schwächen arbeiten. Zum Beispiel in täglichen Gesprächen, bei Auftritten und Präsentationen. „Diese Situationen machen vielen ungeübten Menschen große Angst. Umso wichtiger ist es, sich diesen Situationen zu stellen. Am besten bitten Sie eine Person des Vertrauens darum, Ihnen anschließend ein ehrliches Feedback zu geben.“ Denn die eigenen Macken – sei es das lästige „äh“ oder die Angewohnheit, jeden Satz verunsichert mit einem Fragewort ausklingen zu lassen – fallen einem selbst am wenigsten auf. „Auch Menschen mit körpersprachlichen Marotten, zum Beispiel Mädels, die ständig an ihrem Fingerring drehen oder sich ihre Locken um die Finger wickeln, muss man erst auf ihre schlechten Angewohnheiten aufmerksam machen“, meint Cornelia Topf.

Sprache und Körper
Körpersprache und Rhetorik lassen sich kaum voneinander trennen: „Wie trete ich auf und wie stimmt das, was ich sage, mit meiner Körpersprache und mit meiner Kleidung überein?“ Diese Fragen sollte sich jeder stellen, bevor er in ein wichtiges Gespräch geht. Auch Gestik und Mimik können eine Situation beeinflussen. Gerade beim Vorstellungsgespräch ist es wichtig, Blickkontakt zum Gesprächspartner aufzunehmen. „Wenn Sie beim Reden über sich selbst das Muster im Teppichboden studieren oder Inspiration draußen im Grünen suchen, wirken Sie unsicher und inkompetent“, weiß die Trainerin. Auf der sprachlichen Ebene hält sie die Modulation für wichtig: „Wer sehr monoton, immer in der gleichen Geschwindigkeit und mit der gleichen Lautstärke spricht, wirkt wie eine Schlaftablette.“

Vor ihrem nächsten Interview simuliert Barbara zusammen mit ihrer Kommilitonin Vorstellungsgespräche. Dank dieser Übung wird ihr Auftritt von Mal zu Mal sicherer.

Lars entscheidet sich nach der Job-Absage für ein Rhetorikseminar. Hier wird er sich seiner Stärken und Schwächen bewusst und lernt, besser auf seine Gesprächspartner einzugehen. So verbessern beide ihre Chancen auf einen erfolgreichen Berufseinstieg.

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