In einem Semester zum „China-Manager“, in vier zum M.A.„Chinese Studies“ und in sechs zum B.A.„Modern China“. Dass China als Wirtschaftpartner immer bedeutsamer wird, zeigt sich nicht zuletzt auch in den neuen Studiengängen, die deutsche Universitäten und Fachhochschulen ins Leben gerufen haben. Ein Überblick.
Von Kerstin Pinger
„China“ an deutschen Hochschulen hat Tradition. Die Wiege der akademischen Sinologie in Deutschland stand in Hamburg, wo bereits 1909 die erste planmäßige China-Professur eingerichtet wurde. Noch heute haben viele Universitäten und Fachhochschulen Sinologie als Studienfach in ihrem Repertoire. Die Entwicklung geht dahin, dass im Fokus der Studieninhalte neben der Sprach- und Kulturvermittlung immer häufiger betriebswirtschaftliche und technische Themen stehen. Und aus dem ehemals diplomierten Sinologen wird so ein M.A., B.A. oder MBA. Das wirtschaftliche Interesse Deutschlands an China ist der treibende Entwicklungsmotor für die neuen Studiengänge. Doch die chinesische Sprache als heimliches Tor zum Land und seinen Menschen darf in keinem noch so spezialisierten Studiengang fehlen.
Neue Studiengänge
Dauer und Inhalte der Studiengänge sind ganz unterschiedlich. Eine recht kurze Variante bietet die Fachhochschule des Mittelstandes in Bielefeld mit dem 2006 eingeführten Ergänzungsstudium „China-Manager“. Es dauert nur ein Semester, vorausgesetzt man hat vorher schon drei Semester Wirtschaft studiert. Im Schnelldurchgang wird die chinesische Wirtschaftstheorie dann noch obenauf gepackt.
Brandneu ist auch der Masterstudiengang „Chinese Studies“, der zum Wintersemester 2006/07 an der UniversitätWürzburg beginnt. Für die Regelstudienzeit sind vier Semester anberaumt. Schwerpunkte sind neben der Sprachausbildung weitere Module, wie beispielsweise die „Aspekte der Entwicklung im China“ – die zeitgenössische Politik,Wandel, Kunst und Konsum. Hier ist ein Chinabezogener Bachelor-Abschluss Zulassungsvoraussetzung, den Würzburg selbst mit dem 2002 eingeführten „Modern China B.A.“ bedient.
Die Ostasienwissenschaften an der Ruhr-Universität Bochum wurden bereits 1965 eingerichtet. Seit 2003 ist der Bachelor-Studiengang „Wirtschaft und Politik Ostasiens“ mit im Programm. Die Technische Universität Dresden widmet sich der Ausbildung im Ostasienzentrum (OAZ) seit 1998. Neben der Sprachausbildung umfassen regionalspezifische Seminare Themen zu Kultur, Politik, Geschichte,Wirtschaft und Rechtsverständnis Chinas. Auch die Universität Bonn hat im Wintersemester 2004/05 den Bachelor-Studiengang Asienwissenschaften gestartet. Auf diesen Studiengang bauen voraussichtlich ab Herbst 2007 weitere Masterstudiengänge auf, wie „Asiatische Sprachen“ (Übersetzen) oder „China, Mongolei, Tibet“. Studieninhalte sind dabei vor allem Wirtschaft und Gesellschaft.
China an den Fachhochschulen
Wirtschaft plus China ist vor allem an den Fachhochschulen von Konstanz über Ludwigshafen und Furtwangen bis Zwickau ein Thema. Auf dem Lehrplan stehen Betriebswirtschaft, Chinakunde und Chinesisch. Die Fachhochschule Zwickau bildet zum Diplom-Wirtschaftssinologen aus. Ziel ist, die Studierenden auf die Tätigkeit in international ausgerichteten mittelständischen Unternehmen vorzubereiten. Dazu gehört auch die Vermittlung von interkulturellen Kompetenzen – einschließlich Business-Knigge, um auf dem internationalen Parkett zu bestehen.Wer China zu seinem Thema machen will, sollte sich die Universitäten jedoch gut ansehen. Nicht jeder Fachbereich ist groß genug, um alle Interessen abzudecken.
Die private Munich Business School nimmt mit den „Asian-Pacific Business Studies“ ebenfalls das Thema China zum Wintersemester in sein Programm auf. Im Rahmen des Studiums der Internationalen Betriebswirtschaft beschäftigen sich die Studenten mit der chinesischen Sprache, Politik,Wirtschaft, Geschichte und dem Rechtssystem des Landes. Mit zum Programm gehört ein Auslandssemester an einer der Partneruniversitäten. Schon heute pflegt die Schule Kontakte zu Hochschulen in Hongkong, Singapur und Seoul.
Auch wer schon Berufserfahrung gesammelt hat und sich fit für China machen will, wird bei dem breiten Angebot fündig. Die Fachhochschule für Wirtschaft Berlin (FHW) bietet ein von der FIBAA akkreditiertes 14-monatiges „MBA European- Asian-Programme“ an, das betriebswirtschaftliches Fachwissen mit interkulturellem Know-how verbindet. Interkulturell geht es bereits im Unterricht zu: Die FHW wirbt damit, dass etwa die Hälfte der Teilnehmer aus asiatischen Ländern kommt.
Mit einem Studiensemester im Reich der Mitte lässt sich später beim Bewerbungsmarathon garantiert zusätzlich punkten. Der Weg dorthin ist denkbar einfach:Viele deutsche Hochschulen haben chinesische Partner-Unis. Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) und die chinesische Regierung fördern den Aufenthalt meist mit einem Stipendium. In die beiden neuen Studiengänge der RWTH Aachen „Production Engineering“ und „Automotive Engineering“ ist ein einjähriges Auslandsstudium an der Tsinghua-Universität in Peking integriert. Der Abschluss ist ein Doppeldiplom, das sowohl in China als auch Deutschland anerkannt ist. Informationen zu Auslandssemestern in China erhält man in der Regel beim Akademischen Auslandsamt der Hochschule oder Universität.
Bei Wikipedia ist eine Liste von Fachhochschulen und Universitäten aufgelistet, die das Studienfach Sinologie und die neuen Studiengänge rund um Asien im Allgemeinen und China im Besonderen betreffen.