2024 wurde das größte brandenburgische Brückenvorhaben abgeschlossen. 130 Meter spannt sich die Netzwerkbogenbrücke stützenfrei über die Oder bei Küstrin. An die Strombrücke schließen sich drei Vorlandbrücken an. Insgesamt erreicht die Brücke so eine Länge von 260 Metern. Das Netzwerk aus sich kreuzenden Zugstäben im großen Brückenbogen besteht aus kohlenstofffaserverstärkten Kunststoffen (Carbon). Damit ist das neue Bauwerk die weltweit erste Netzwerkbogenbrücke mit Carbonhängern im Eisenbahnverkehr. Von Dr. Marion Steinbach
Die Oderbrücke an der deutsch-polnischen Grenze zwischen Küstrin-Kietz und Kostrzyn wurde bereits 1867 errichtet. Die Eisenbahnüberführung als Teil der sogenannten Ostbahn ist ein Symbol für das Zusammenwachsen Europas und ein Ort, an dem sich Deutschland und Polen in der Mitte eines Flusses begegnen. Die neue Oderbrücke ist – wie die alte Brücke – zweigleisig und zudem auf die nachträgliche Elektrifizierung der Strecke ausgelegt. Sie besteht aus einem 130 Meter langen Stromfeld. Damit ist der überspannte Bereich des Flusses gemeint. Daran schließen sich drei Vorlandbrücken an. Dabei handelt es sich um Brücken über den Bereich, der zum Flussbett gehört und nur zeitweise mit Wasser gefüllt ist. Diese Vorlandbrücken reichen bis zur alten Küstriner Festungsmauer am Ostufer.
Insgesamt verfügt das Bauwerk über 88 Hänger. Jeder Hänger wiegt 96 kg, kann aber eine Last von bis zu 300 Tonnen tragen. Durch den elastischen Stoff und die innovative Bautechnik besteht das Bauwerk aus einer materialsparenden und umweltfreundlichen Konstruktion. Sowohl bei der Planung als auch dem Bau benötigte die neuartige Konstruktion viel Fingerspitzengefühl. Eine große Rolle spielten vor allem die Umwelteinflüsse, genauer gesagt die nicht vorhersehbaren Pegelstände der Oder. Bereits beim Abbau der alten Brücke, beim sogenannten Ausschwimmen, hat sich gezeigt, dass die Wasserstände der Oder eine größere Herausforderung darstellten als ursprünglich durch die Expertinnen und Experten angenommen. Um mögliche Risiken für den Aufbau der neuen Brücke zu minimieren, wurde die Bautechnologie so angepasst, dass das Einschwimmen und der Einbau unabhängig vom Wasserstand der Oder ablaufen konnten.
Ziel des Infrastrukturprojekts ist es, die Streckenkapazitäten zu erhöhen und deutlich
verkürzte Fahrtzeiten zu ermöglichen.
Nach knapp zweijähriger Bauphase erfolgte im Herbst 2023 der Einschub der 130 Meter langen Stahlkonstruktion der neuen Brücke über die Oder. Beim Einschub glitt die neue Brücke über Wippen in ihre endgültige Position. Nach weiteren Arbeiten in den Folgemonaten wurde die Brücke im Juli 2024 samt der Odervorflutbrücke als leistungsfähige Grenzverbindung in Betrieb genommen.
Ziel des Infrastrukturprojekts ist es, die Streckenkapazitäten zu erhöhen und deutlich verkürzte Fahrtzeiten zu ermöglichen. So können Züge statt mit bisher 30 km/h das Bauwerk mit einer Geschwindigkeit von bis zu 120 km/h passieren.
Ausschreibung Brückenwettbewerb: | 2015 |
Baubeginn Hauptbauarbeiten: | 16. November 2021 |
Inbetriebnahme:td> | 2024 |
Gesamtlänge (drei Vorlandbrücken, Stromfeld): | 260 m |
Länge Netzwerkbogenbrücke (Stromfeld): | 130 m |
Gewicht der alten Brücke: | 200 t |
Gewicht der neuen Brücke: | 1.000 t |
Gleise | 2 |
Elektrifizierung berücksichtigt | |
Zulässige Geschwindigkeit: | 120 km/h |
Materialverbrauch: | Beton 10.400 m3, Stahl 2.350 t |
88 Carbon-Hänger: | 1.150 m |
Verschubtechnologie: | Self-Propelled Moving Transport |
Zuglinien: | 2024 RB 26 |
Gesamtwertumfang: | rund 50 Mio. Euro |
Architekten: | Schüßler-Plan aus Berlin |
Bauausführung: | Sächsische Bau GmbH Mammoet Deutschland GmbH Mostostal Wechta Sp.z.o.o Buchwald GmbH Gerüstbau Otto GmbH Peri Vertrieb Deutschland GmbH |