StartBauingenieureWasserstraßen: Neues Schiffshebewerk Niederfinow

Wasserstraßen: Neues Schiffshebewerk Niederfinow

Am 4. Oktober 2022 war es so weit: Bundesverkehrsminister Volker Wissing weihte das neue Schiffshebewerk Niederfinow ein. Einen Tag später hat das Hebewerk seinen Regelbetrieb aufgenommen. Von Christoph Berger

Im Grunde handelt es sich um einen riesigen Aufzug. In dem Anfang Oktober 2022 in Betrieb genommenen Schiffshebewerk Niederfinow werden bis zu 110 Meter lange Schiffe gehoben und gesenkt, um den 36 Meter hohen Geländesprung im Havel-Oder-Kanal zu überwinden. Die Havel- Oder-Wasserstraße ist Teil des transeuropäischen Wasserstraßennetzes der Europäischen Union. Sie spielt insbesondere für Schwertransporte zwischen West- und Osteuropa eine wichtige Rolle. Das neue Schiffshebewerk Niederfinow ist 54,55 Meter hoch, 46,40 Meter breit und 133,00 Meter lang. Insgesamt wurden ca. 65.000 Kubikmeter Beton und Stahlbeton sowie 8900 Tonnen Stahl verbaut. Hinzu kommen etwa 40.000 Quadratmeter Spundwandstahl. Darüber hinaus wurden im Rahmen der Bauarbeiten ca. 400.000 Kubikmeter Erde bewegt.

Gebaut wurde das Werk von einer ARGE (Arbeitsgemeinschaft) für die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV). Diese hatte für den Neubau ein Budget von 520 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Im Rahmen des Probebetriebs vom Herbst 2021 bis zum Sommer dieses Jahres wurden mehrere hundert Trogfahrten durchgeführt sowie Betriebs- und Störfälle simuliert. Darüber hinaus erhielt das Bedien- und Wartungspersonal des WSA Oder-Havel eine umfassende Einweisung. Am 10. Oktober hatte dann schließlich auch der erste Schwertransport die neue Anlage passiert: Das Schiff MS BONVENT hat an diesem Tag eine 390 Tonnen schwere und 5,90 Meter hohe Gasturbine durch das neue Hebewerk geschleust.

Das seit 1934 bestehende kleinere Schiffshebewerk Niederfinow wurde 2007 von der Bundesingenieurkammer als Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland ausgezeichnet. Das Bauwerk war für Schiffe mit einer Länge von 82 Metern befahrbar. Allerdings genügte es irgendwann nicht mehr den heutigen Anforderungen für modernen Schiffsverkehr und machte einen Neubau notwendig. Mit der Freigabe von diesem wird das historische Hebewerk während dessen Gewährleistungsphase noch einige Jahre in Betrieb bleiben. Danach bleibt es als Technikdenkmal und touristisches Wahrzeichen erhalten.

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