Junge Bauingenieure im Spezialbereich Wasserbau müssen sich ein vielseitiges Spektrum an Fähigkeiten aneignen. Insbesondere die Erarbeitung einer Ausführungsplanung in Hinblick auf eine fachund termingerechte Ausführung unter Berücksichtigung des zur Verfügung stehenden Zeitraums, der umweltbehördlichen Auflagen sowie der örtlichen Gegebenheiten stellen einen besonderen Reiz dar. Von Martin Meier, Matthäi Wasserbau GmbH & Co. KG
In der folgenden Projektbeschreibung wird sehr gut ersichtlich, welche Herausforderungen in diesem Bereich auf einen jungen Bauingenieur zukommen. Bis Ende 2016 sollte der Greifswalder Bodden vor Lubmin mit sechs jeweils 700 Meter langen Horizontalbohrungen unterquert werden. Es entstanden sechs Schutzrohre DN 800, die für einen sicheren Anschluss der stromführenden Seekabel der Offshore Windparks „Westlich Adlergrund“ und „Arkona See“ an die Umspannstation an Land benötigt wurden. Für diese anspruchsvolle Aufgabe konnte die Firmengruppe Matthäi durch eine enge Zusammenarbeit der beiden beteiligten Spezialisten Matthäi Bauunternehmen aus Westerstede und Matthäi Wasserbau in Verden überzeugen.
Neben den anspruchsvollen baulichen Aufgaben stellte das Vorhaben auch an die Baustellenlogistik ganz besondere Anforderungen. Die Herausforderungen lagen darin, dass der An- und Abtransport der Ausrüstung über den Landweg auf Grund von Naturschutzauflagen nicht möglich war. Am Bohraustrittspunkt gab es außerdem nur eine sehr geringe Wassertiefe von lediglich 70 Zentimetern. Hinzu kam, dass die seeseitig auszuführenden Arbeiten den starken Witterungseinflüssen der Ostsee ausgesetzt wurden. Die Seekabel waren in 700 Meter lange Schutzrohre eingezogen worden, die auf dem Wasserweg vom Hafen Lubmin zum Bohraustrittspunkt transportiert werden mussten. Und nicht zuletzt verlangte der ehrgeizige Zeitplan sowohl wetterunabhängiges Arbeiten als auch trockene Arbeitsumgebungen.
Die Umsetzung erfolgte dann anhand folgender Maßnahmen: Die Schutzrohre wurden im HDD-Horizontal-Directional- Drilling Verfahren, der gesteuerten Horizontalbohrtechnik, eingebracht. Der An- und Abtransport aller Materialien und Maschinen erfolgte ausschließlich auf dem Wasserweg durch die Verwendung des vielfältigen Fahrzeugparks unseres Unternehmens: Zwei Seilkrane, vier für die Durchführung der witterungsunabhängigen seeseitigen Arbeiten vollständig autark ausgerüstete Pontons, flachgängige Arbeitsboote und Schlepper sowie das entsprechend motivierte Fachpersonal wurden zur Verfügung gestellt.
Wasserdichte Spundwandkonstruktionen mit den Maßen 50 Meter mal acht Meter garantierten eine wetter- und wellenunabhängige Durchführung der HDD-Bohrungen. Die Spundwände wurden im Hochfrequenzvibrationsverfahren vom seeseitigen Ponton aus eingebracht. Alle schwimmenden Transport- und Arbeitseinheiten hielten auch widrigen Wetterverhältnissen stand und waren mit einem minimalen Tiefgang für dieses Seegebiet besonders geeignet. Und auch alle Auflagen für den Schutz der Umwelt wurden von uns zuverlässig eingehalten – dank unserer langjährigen Erfahrung bei der Durchführung derartiger Arbeiten.