StartBauingenieureWas macht eigentlich ein: BIM-Manager?

Was macht eigentlich ein: BIM-Manager?

Die Gebäudevision? Der Aufbruch in eine neue Arbeitswelt, orientiert am Dreiklang „Mensch“, „Raum“ und „Technologie“. Der Axel-Springer- Neubau im Herzen Berlins vereint avantgardistische Architektur und kühne Ingenieurskunst. Entworfen hat ihn Rem Koolhaas, Generalunternehmer ist Züblin. Dort setzt man auf Partnerschaft und BIM. BIM-Manager Dr. Florian Binder öffnete für uns sein Projekttagebuch. Aufgezeichnet von Christoph Berger

Zur Person

Dr. Florian Binder, Foto: Züblin
Dr. Florian Binder, Foto: Züblin

Florian Binder, gebürtiger Heidelberger. Seit 2014 bei der Ed. Züblin AG. Aufgaben als BIM-Manager: Konzeption und Leitung von BIM-Projekten; Entwicklung und Implementierung von BIM-Anwendungen in allen Lebenszyklusphasen eines Bauwerks Gremienarbeit für Züblin: Mitwirkung in der VDI Richtlinienreihe 2552 „Building Information Modeling“ Ausbildung: Studium Wirtschaftsingenieurwesen (Bau) sowie Bauingenieurwesen an der TU Darmstadt; Abschluss als Dipl.-Wirtsch.- Ing. und Dipl.-Ing.: Studienschwerpunkte Baubetrieb, Bauinformatik, Immobilienmanagement. Später wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Baubetrieb der TU Darmstadt; Abschluss als Dr.-Ing. mit den Forschungsthemen in den Bereichen BIM, baubetriebliche Informationsversorgungssysteme und Baulogistik.

Nicht alleine die Architektur des neuen Axel Springer-Hauses ist einzigartig und wird zu einem weiteren Blickfang in Deutschlands größter Metropole werden. Auch die Tragstruktur des Neubaus mit seiner komplexen Geometrie ist äußerst herausfordernd. So sieht der Entwurf des Stararchitekten Rem Koolhaas ein bis zu 45 Meter hohes Atrium vor, das sich durch das gesamte Gebäude zieht und zum bestehenden Verlagsgebäude von Axel Springer hin öffnet. Um die Lasten der über dem Atrium liegenden oberen fünf Etagen zu tragen, ist ein Transfertragwerk im obersten Geschoss notwendig – eine 1325 Tonnen schwere Stahlbaumontage.

Alleine aufgrund dieser Komplexität wurden bereits die Entwurfsplanung und Angebotsbearbeitung für das Projekt mit Unterstützung von BIM-Software durchgeführt – mal abgesehen davon, dass auch der Bauherr den Wunsch hat, das Gebäude nach Fertigstellung mit BIM zu betreiben und die von uns erstellten digitalen Bauwerksmodelle mit einem Facility-Management-System zu verknüpfen. Dadurch können Informationen aus Planung und Bau direkt für das Facility Management genutzt und vor allem verortet werden. Somit haben wir mit Projektstart nicht nur den Bau, sondern den gesamten Gebäudelebenszyklus im Blick. Da ist Zusammenarbeit vonnöten:

Bauingenieure, Architekten und Haustechniker arbeiten zusammen, um das Projekt gemeinsam zum Erfolg zu führen. Zwar wird das Gebäude am Ende physisch aus Beton und Stahl bestehen, doch viele Prozesse, die die Erstellung eines entsprechenden Bauwerks unterstützen, sind mittlerweile digitalisiert – auch auf Basis von BIM.

So läuft beispielsweise die Kollisionsprüfung als Unterstützung der Planungskoordination mit BIM ab. Geprüft wird etwa, ob der Durchbruch in einer Wand für die dort zu verbauende Brandschutzklappe geometrisch passt. Für die Planung bedeutet dies zum einen, dass hier schon ein hoher Bedarf nach Detailinformationen besteht, da zum Beispiel der nötige Ringspalt um die Brandschutzklappe abhängig von den Eigenschaften der zu verbauenden Klappe ist. Und es bedeutet, dass die Planung einen entsprechenden Vorlauf vor der Ausführung benötigt – es bringt nichts, wenn die Software eine Kollision aufspürt, die Wand dann aber schon betoniert ist.

Werden mithilfe von BIM Kollisionen aufgespürt, dann werden diese gemeinsam innerhalb des digitalen Modells gelöst. Mit Beginn der Ausführungsphase konnten die Ingenieure dann aufgrund der detailgetreuen Vorarbeiten über Bauwerksinformationsmodelle auf die im Modell hinterlegten Informationen der Planungsphase zugreifen. Allerdings mussten dazu nicht nur die Planungen auf einem sehr hohen Qualitätsniveau abgeschlossen sein, benötigt wurden auch weitreichende Entwicklungen in den angewandten Prozessen und den eingesetzten Informationstechnologien. Und: Die Bauleiter aus Rohbau, Fassade, Ausbau sowie der technischen Gebäudeausrüstung greifen nicht nur auf die erstellten Daten zu, sie tragen auch neue Informationen aus der Ausführung über ihre Tablets in die Systeme ein – BIM wird damit zu einer sehr produktiven Methode.

Aufgaben eines BIM-Managers

Ich selbst bin BIM-Manager in dem Projekt und bereits im Zuge der Angebotsbearbeitung eingestiegen. Im Großen und Ganzen bin ich vonseiten Züblins dafür verantwortlich, dass wir die durch den Bauherrn und unser Projektteam gesteckten BIM-Ziele effizient erreichen. Hierzu erstellte ich nach der Beauftragung einen sogenannten BIM-Abwicklungsplan – in Abstimmung mit der Projektleitung und Gesamtplanungskoordination. Dieser Plan wurde und wird im Projektverlauf phasenweise ergänzt, angepasst und vor allem praxisnah verfolgt. Am spannendsten ist dabei natürlich die Steuerung der praktischen Umsetzung durch meine Kollegen aus der BIM-Koordination und mich. Gerade die Koordination der gewerkeübergreifenden Zusammenarbeit mit all den beteiligten Personen stellt in einem solch komplexen Projekt die größte Herausforderung dar – neben einzelnen technischen Aspekten.

Zudem ändern sich die an BIM gestellten Anforderungen immer wieder neu, sodass es gilt, auch während des Projekts immer wieder neue Prozesse zu entwickeln. Dabei muss ich priorisieren, ob überhaupt jede Neuerung tatsächlich für den Einsatz sinnvoll ist. Ebenso sind Aufwand und Risiken zu berücksichtigen. Zusammengefasst ist es also eine gute Mischung aus technischen und zwischenmenschlichen Herausforderungen. Damit diese erfolgreich gemeistert werden können, bedarf es grundsätzlich eines übergeordneten technischen Verständnisses, einerseits für die IT, andererseits für die durch BIM unterstützten Bauprozesse.

Und gerade durch den Umgang mit allen anderen Beteiligten im Bauprojekt benötigen wir keine reinen IT-Experten, sondern vielmehr Bauingenieure, die BIM als Werkzeug zur Bewältigung der Herausforderungen in den Bauprojekten verstehen. Natürlich braucht es darüber hinaus auch die notwendigen Kommunikationsfähigkeiten, die mit einer gewissen Portion Leidensfähigkeit bei IT-Problemen, aber auch Gelassenheit gepaart sein sollten – für die Stresssituationen. Prinzipiell habe ich festgestellt, dass diejenigen, die sich mit diesen Voraussetzungen für die Erstellung von Bauwerken wie für den Einsatz von Innovationen begeistern, auf jeden Fall Freude an den Arbeiten eines BIM-Managers haben.

Was den Axel-Springer-Neubau betrifft, so lagen wir beim Richtfest im September 2018 voll im Kosten- und Terminplan. Allerdings will ich dies nicht auf den BIM-Einsatz zurückführen. Aus meiner Sicht spielen dafür vielmehr realistische Zielsetzungen die größte Rolle. In dem Projekt haben der Bauherr, unsere Angebotsbearbeitung und unsere Projektleitung diesbezüglich offensichtlich hervorragende Arbeit geleistet. Natürlich kommt es dann auch auf die entsprechende Umsetzung durch das Projektteam und alle beteiligten Nachunternehmen an. Da hat BIM sicherlich an der ein oder anderen Stelle geholfen. Aber es ist definitiv nicht die maßgebliche Größe. Und letztlich muss man auch festhalten, dass erst die Fertigstellung des Rohbaus gefeiert wurde. Im Projekt ist daher noch viel zu leisten. Ich hoffe, es geht genauso weiter.

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