Wie die Menschen doch vor 25 Jahren telefoniert und digital kommuniziert haben! Mit Handys groß wie Milchtüten sowie mit grauen Kisten und Monitoren in der Gewichtsklasse mehrerer Backsteine. Und wie die Leute eingekauft haben! In Läden, die um 18 Uhr schlossen, Bestelllisten für das Fax-Gerät oder bei Telefonhotlines. Wer das damals erlebt hat, der ist: ein Boomer. Aber: Wir werden alle alt. Und rund ums Jahr 2050 wird es die dann junge Generation sein, die sich wundert: Wie die Menschen doch vor 25 Jahren gebaut und gewohnt haben! Mit Heizungen, die man auf- und abdrehen musste, elektrischen Geräten, die ohne Vorwarnung kaputtgingen, und Dächern, die keine Energie erzeugten. Wir haben Expert*innen und angehende Bauingenieur*innen gefragt, wie sie sich ein Smart House in 25 Jahren vorstellen. Von André Boße
Künstliche Intelligenz
Die KI wird zum Housekeeper. Das System kennt die Routinen der Bewohner. Der Morgenkaffee steht parat, das Bad ist dann perfekt temperiert, wenn die morgendliche Dusche ansteht. Zudem bereitet die KI eigenständig alles vor, wenn ein Fußballspiel bevorsteht oder die neue Staffel einer Serie weggebinged werden kann. Bier oder Cola stehen kalt, Chips sind ausreichend vorhanden, der Raum ist passend klimatisiert, das Licht ist günstig, der Sender eingestellt. Am nächsten Morgen kommen die Eltern zu Besuch? Das System checkt den Kalender und schickt den Saug-Roboter durch die Wohnung, damit alles sauber ist.
Roboter
Und wer backt den Kuchen, den Mama und Papa so gerne mögen? Der Roboter. Hausarbeit ist eine Routinetätigkeit, die automatisiert erledigt werden kann.
Wäsche sortieren, waschen und falten, Betten beziehen, Hemden bügeln, Fenster putzen, Geschirrspüler ausräumen und eben standardisierte Kuchen backen – der Roboter übernimmt. Und für einen Smalltalk über das Staffelfinale der Serie von gestern ist er auch zu haben.
Kraftwerk
Seit Wochen knallt die Sonne vom Himmel – ein Szenario, das sehr wahrscheinlich die Sommer im Jahr 2050 bestimmen wird. Die Energie, die in der Hitze steckt, ist offensichtlich, das Haus nutzt sie auf allen seinen Außenflächen. Photovoltaik-Module auf dem Dach sind selbstverständlich. Transparente Folien sorgen dafür, dass auch die Glasflächen der Fenster oder des Wintergartens Strom generieren. Die Fassade ist mit einer speziellen Farbe gestrichen, die aus Partikeln mit den Eigenschaften von Halbleitern besteht und somit ebenfalls Strom erzeugt. An Sonnentagen ist das Smart Home energieautark.
Sicherheit
Wer darf wann ins Haus? Ein Schlüsselmanagement ist nicht mehr nötig, auch keine Zahlencodes oder Smart-
phone-Apps. Das System erkennt, wer vor der Tür steht. Dabei ist es so programmierbar, dass bestimmte Personen immer Zugang haben, einige nur zu bestimmten Anlässen. Zum Blumengießen in der Ferienzeit. Oder wenn ein Handwerker schnell eine Reparatur durchführen muss. Wobei das Security-System dafür sorgt, dass diese Person nur die Räume betreten kann, in denen sie etwas zu tun hat.
Big Data
Damit das Smart Home die Daten erhält, die es braucht, muss es gefüttert werden. Dies funktioniert über Sensoren, Funkmodule und Kameras, die in einer Big-Data-Zentrale zusammenlaufen und verarbeitet werden.
Home-Office
Das Büro ist eine New-Work-Erlebniswelt. Meetings finden mit Hologrammen statt, es fühlt sich an, als befände sich das Team im Raum. In allen Zimmern bilden digitale Boards ein Netzwerk für Notizen, Videos oder Mindmaps. Ein Videocall lässt sich auch dann seamless gestalten, wenn man parallel im Haus herumläuft, das Display schaltet sich immer dort ein, wo man sich gerade aufhält.
Garten
Das Grün rund ums Haus passt sich den Gegebenheiten an, erfüllt einen Nutzen und bereitet gleichzeitig Freude. Statt großer Rasenflächen mit hohem Wasserbedarf gibt es ein System, das Regenwasser sammelt und speichert, sowie ein vielfältiges Wechselspiel aus Wildwiesen, Beeten und Chill-out-Plätzen. Der Garten ist dann das, was er sein soll – ein Stück Natur.
Nachbarschaft
Aus benachbarten Häusern werden Communities: Die Häuser sprechen untereinander gemeinsame Einkäufe oder notwendige Anschaffungen ab. Und das Straßenfest? Die Orga regeln die Smart Homes unter sich.
Und die Bauingenieur*innen?
Stellen in Teams zusammen mit Architekt*innen und IT-Expert*innen die Infrastruktur zur Verfügung. Übrigens nicht nur für Smart Homes, sondern auch für Smart Offices, Smart Shops, Smart Factories und Smart Hotels. Und das nie von der Stange, sondern immer nach den individuellen Wünschen der Auftraggeber – als Gestalter*innen der Zukunft.