Deutschland leidet unter einem massiven Wohnungsmangel – gerade in den Ballungszentren. Daher will die Bau- und Immobilienwirtschaft das Bauen beschleunigen – zu moderaten Preisen und hoher Qualität. Ein europaweites Ausschreibungsverfahren brachte nun neun Lösungen zum seriellen und modularen Bauen hervor, die als Katalysatoren für die Beschleunigung zur Verfügung stehen. Von Christoph Berger
Dass das Bauunternehmen Goldbeck Logistikhallen, Parkhäuser und Bürogebäude baut, ist bekannt. Nun baut das Unternehmen auch Wohnungen. Dabei geht es um Wohnungen mit System aus industriell vorgefertigten Bauteilen. Goldbeck ist eins von neun Unternehmen, das nach dem ersten europaweiten Ausschreibungsverfahren für serielles und modulares Bauen ausgewählt wurde und dessen System nun von den Mitgliedsunternehmen des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft GdW ausgewählt werden kann – dazu wurde im Mai dieses Jahres eine Rahmenvereinbarung zwischen GdW, Bundesbauministerium, dem Hauptverband der Deutschen Bauindustrie und der Bundesarchitektenkammer unterzeichnet.
Ziel der Ausschreibung war es, Systeme zu identifizieren, um Wohnungsneubauprojekte schneller, einfacher, kostengünstiger und trotzdem in hoher Qualität realisieren zu können. So ergibt sich die Zeitersparnis gerade dadurch, dass Teile der Projektausschreibung und -vergabe sowie der Planung eines vorgesehenen Wohnungsbaus durch die Rahmenvereinbarung sowie durch verkürzte Baustellenzeiten aufgrund der Vorfertigung von Bauteilen vorweggenommen wurde. Neben Goldbeck gehören auch Lechner Immobilien Development, AH Aktiv-Haus, Max Bögl Modul, ALHO Systembau, Solidbox, Lukas Lang Building Techno logies, ARGE MBN Bau sowie Hullak Rannow und Züblin zu den Auserwählten.
Das Fact Sheet …
… zur „Rahmenvereinbarung für serielles und modulares Bauen – für schnellen, kostengünstigen Wohnungsbau in hoher Qualität“:
https://bit.ly/2J0sl4N
Die industriell und in Massivbauweise entwickelten Module im Bausystem von Max Bögl werden beispielsweise in zwei Längen angeboten und sind für alle typisierbaren Gebäudekategorien einsetzbar. Die Konfiguration von städtebaulichen Ensembles und Gebäuden findet mithilfe eines Planungskatalogs statt, die Module werden dann auf der Baustelle montiert. Bis zu acht Geschosse sind mit der Lösung möglich. Ebenso werden die von Solidbau entwickelten Wohnmodule aus Smartbeton fast vollständig im Werk vorgefertigt – ebenfalls mit einer Zusage an Flexibilität bei Größe und Grundrissen.
Die Bauindustrie sieht in den Ausschreibungsergebnissen mehrere Vorteile: Zum einen sollen die im seriellen und modularen Wohnungsbau schlummernden Potenziale ausgelotet werden, zum anderen „sehen wir in der Design-and-Build-Ausschreibung einen wichtigen Schritt in Richtung einer vertieften partnerschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Architekten und Baufirmen. Wir sind davon überzeugt, dass gerade beim seriellen Wohnungsbau – insbesondere beim Einsatz von Wohnmodulen – frühzeitig auch die Baukompetenz in die Planung eingebracht werden muss“, betonte Marcus Becker, Vizepräsident des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, bei der Unterzeichnung der Rahmenvereinbarung.