StartBauingenieure„Schwimmoper“ Hamburg Sanierung mit Fingerspitzengefühl

„Schwimmoper“ Hamburg Sanierung mit Fingerspitzengefühl

Die Alsterschwimmhalle ist einer der größten Schalenbauten Europas. Da das 1973 eingeweihte Gebäude an die Oper in Sydney erinnert, wird sie von den Hamburgern liebevoll „Schwimmoper“ genannt. Mit Spannweiten von bis zu 96 Metern zählt das spektakuläre Schalendach bis heute zu den weltweit größten seiner Art. Das mittlerweile unter Denkmalschutz stehende Gebäude dürfte in der bestehenden Form nicht mehr gebaut werden. Jedoch genießt es Bestandsschutz, solange es nicht verändert wird. Da wundert es wenig, dass die Sanierung die Konstrukteure vor einige Herausforderungen stellte. Von Dr. Marion Steinbach

Die Alsterschwimmhalle im Überblick

Grundfläche: 4.500 qm

Schalendach: 96 Meter Spannweite

Höhe: bis zu 24 Meter

Dicke: teilweise 8 cm

Drei Stützfundamente

Beteiligte Unternehmen (Auswahl)

Bauherrschaft Bäderland Hamburg GmbH

Architekten gmp · Architekten von Gerkan, Marg und Partner, Hamburg

Tragwerksplanung schlaich bergermann partner (sbp)

Haustechnik/ TGA Eneratio GbR

Bauphysik von Rekowski und Partner mbB (vRP)

Fassadenberatung DS-Plan GmbH

Brandschutz Ing. T. Wackermann GbR

Landschaftsplanung Lichtenstein;Landschaftsarchitekten & Stadtplanung PartGmbB

 

Vollständige Liste der beteiligten Firmen: https://www.gmp.de/ash

Die Schalenkonstruktion des Hallendaches, das aus zwei hyperbolischen Paraboloiden besteht, schwingt sich auf einer Grundfläche von 4.500 Quadratmetern an den Spitzen 24 Meter weit in die Höhe. Gehalten wird sie von drei Diagonalstützen. Zwei der drei Stützenfundamente sind durch ein Zugband unterhalb des Schwimmbads verbunden.

Alarm bei Erschütterung

Die große Herausforderung hinsichtlich der Statik bestand darin, Teile des Schwimmbades abzureißen und neu zu bauen, ohne dabei das bestehende Dach zu verändern oder durch die Bauarbeiten zu sehr zu erschüttern. Schließlich ist die Dachschale teilweise nur acht Zentimeter dünn. Schale und Zugband durften während der Baumaßnahmen nicht erschüttert werden. Das Zugband zwischen den Fundamenten durfte nicht berührt werden und musste während der gesamten Bauarbeiten ständig überwacht werden. Bei zu großen Erschütterungen des Bandes wurde Alarm ausgelöst und die Baustelle war sofort zu evakuieren. Dies geschah während der Abrissarbeiten manchmal mehrfach am Tag.

In enger Abstimmung mit dem Denkmalschutz

Die Sanierung erfolgte in enger Abstimmung mit dem Denkmalschutz, beispielsweise auch bei der Festlegung der neuen Abdichtung für das Dach. Es wurde ein Kathodisches-Korrosionsschutz-System (KKS) installiert. Es schützt das Dach mit Schwachstrom gegen Korrosionsschäden durch das aufsteigende Chlor, die hohe Luftfeuchtigkeit und die warmen Temperaturen im Schwimmbad. Um die originalen Aluminium-Fachwerkstützen der Glasfassade erhalten zu können, wurde ein neues, belastungskonformes Teleskop-Kolben-Auflager als beweglicher Anschlusspunkt zwischen Fassade und Dach entwickelt. So können temperatur- und windbedingte Verformungen der Dachschale ausgeglichen werden.

Einsatz von BIM

Bei der Sanierung der Alsterschwimmhalle setzten das Team und die Fachplanenden Building Information Modeling (BIM) ein, um die komplexen Anforderungen effizient zu bewältigen. Die Planung begann mit der Modellierung gemäß der Bestandsunterlagen. Diese wurde präzisiert durch wiederholten Abgleich mit Punktwolken Aufmaßen. Dabei werden mithilfe von 3D-Scannern Punktwolken erzeugt, die eine sehr genaue Konstruktionsgrundlage für ein Gebäude simulieren.. Tragwerksplaner, Haustechniker, Fassadenplaner und Planer der Unterdecke arbeiteten gemeinsam im BIM-Modell. Das ermöglichte eine nahtlose Integration aller Gewerke. Kollisionsprüfungen anhand des Koordinationsmodells halfen, potenzielle Konflikte frühzeitig zu erkennen und zu beheben. So erfolgte zum Beispiel die Schalplanerstellung basierend auf dem Architekturmodell.

Auch die Bauablaufplanung wurde modellbasiert abgestimmt. Informationen zu Abbruch- und Erstellungsterminen wurden direkt an den Modellelementen verknüpft, und Visualisierungen der Bestandseingriffe und Zwischenzustände dienten der Abstimmung mit allen Beteiligten. Unter Wahrung der Balance zwischen Erhalt, funktioneller Umgestaltung und Nutzungsanpassung der Schwimmhalle wurde ihre bauliche Identität erhalten. Im November 2023 wurde sie nach dreijähriger Sanierung wiedereröffnet.

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