Küstenstädte und an Küsten liegende Länder werden durch steigende Meerespiegel bedroht – ausgelöst durch den Klimawandel. Die Lösung könnten sich selbst versorgende, schwimmende Städte sein. Von Christoph Berger
Zwei von fünf Menschen auf der Welt leben weniger als 100 Kilometer von der Küste entfernt und einer von zehn Menschen lebt in Küstengebieten, die weniger als zehn Meter über dem Meeresspiegel liegen; die große Mehrheit der Küstengebiete wird von Küstenerosion und Überschwemmungen betroffen sein, so Prognosen. Ausgelöst werden diese durch den Klimawandel. Daher werden Millionen von Menschen vertrieben, Häuser und Infrastruktur zerstört. Die Lösung für diese sich anbahnende Katastrophe könnten schwimmende Städte sein, wie sie etwa von UN-Habitat, dem Programm der Vereinten Nationen für menschliche Siedlungen, und dem Unternehmen Oceanix vorgeschlagen werden. „Wir sind die UN-Organisation, die den Auftrag hat, mit Städten zu arbeiten, sei es zu Lande oder zu Wasser“, sagte die malaysische Städteplanerin Maimunah Mohd Sharif, die seit 2018 Exekutivdirektorin des UN-Programms ist, 2019. Man sei bereit, einen Dialog über nachhaltige schwimmende Städte zu führen, um sicherzustellen, dass dieser aufstrebende Sektor effektiv und zum Nutzen aller Menschen mobilisiert werde. So wurde beispielsweise im Rahmen eines Runden Tisches nach möglichen Lösungen gegen die Bedrohung gesucht.
Eine Lösung wurde in sich selbst versorgenden und schwimmenden Städten, die ihre eigenen Nahrungsmittel, Energie und Frischwasser produzieren und keinen Abfall verursachen, gefunden. Der Entwurf von Oceanix City, der weltweit ersten nachhaltigen schwimmenden Stadt für 10.000 Einwohner, wurde zur Unterstützung der New Urban Agenda von UN-Habitat vorgestellt. Es handelt sich dabei um eine Blaupause für eine modulare maritime Metropole, die auf den Zielen für eine nachhaltige Entwicklung basiert. Die additive Architektur könne organisch wachsen, sich verwandeln und anpassen und sich von einer Nachbarschaft mit 300 Einwohnern zu einer Stadt mit 10.000 Einwohnern entwickeln – mit der Möglichkeit einer unbegrenzten Skalierung, um florierende nautische Gemeinschaften für Menschen zu schaffen, die sich füreinander und für unseren Planeten einsetzen.
Der Mitbegründer von Oceanix, Marc Collins Chen, sagt zu der Idee, dass es die Technologie gebe, mit der wir auf dem Wasser leben könnten, ohne die marinen Ökosysteme zu zerstören: „Unser Ziel ist es, dafür zu sorgen, dass nachhaltige schwimmende Städte erschwinglich und für alle bedürftigen Küstenregionen verfügbar sind. Sie sollten nicht zu einem Privileg der Reichen werden.“ Oceanix City sei zudem nicht nur nachhaltig, sondern auch hochwassersicher und so konzipiert, dass die Stadt auch Megastürme überstehe. Im Falle einer langfristigen Veränderung der Wetterverhältnisse könne die gesamte schwimmende Stadt abgetakelt und an einen geeigneteren Ort geschleppt werden.