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Schlusswort: Numan Acar

Der deutsch-türkische Schauspieler Numan Acar ist nicht nur durch seine Film- und Serienrollen bekannt. Der 41-Jährige schreibt auch Drehbücher, produziert Filme, führt Regie und wäre als junger Mann beinahe Fußballprofi geworden. Außerdem hat Acar Bauingenieurwesen studiert. Die Fragen stellte André Boße.

Zur Person

Numan Acar wurde 1974 in Kozoglu in der Türkei geboren. 1982 kam er nach Deutschland. Als Regisseur, Autor und Produzent ist er auf deutsch-türkische Produktionen spezialisiert. Als Schauspieler war und ist er in deutschen und internationalen Produktionen zu sehen. Vor dieser Laufbahn schloss Acar ein Bauingenieurstudium ab. 2014 erhielt er den Hessischen Filmpreis in der Kategorie Drehbuch für „Weihnachten unterm Halbmond“.

Sie sind studierter Bauingenieur, schreiben Drehbücher, führen Regie, sind Produzent und Schauspieler. Was haben das Herstellen eines Films und der Bau eines Hauses gemeinsam?
Ich finde, dass es sehr viele Gemeinsamkeiten gibt. Der Architekt ist der Drehbuchautor, der die perfekte Vorlage für ein Werk liefert. Ohne diese Vorlage kann kein guter Film oder ein gutes Bauwerk entstehen. Der Regisseur ist der Bauleiter, der das Team und die Gewerke kontrolliert und somit Zeit, Kosten und Qualität einhält. Die einzelnen Facharbeiter – Maurer, Zimmermann, Elektriker, Fliesenleger – sind die Departments des Film. Genauso wie die Besetzung, Ausstattung, Kostüm oder die Filmmusik, die mit ihrer Kreativität das Werk weiter ausschmücken, damit das Gebäude funktionsfähig und gemütlich wird. Somit war es für mich nicht schwierig, die Abläufe des Films schnell zu begreifen und zu erkennen, dass ein Film wie ein Haus nicht alleine erstellt werden kann und dass es förderlich ist, sich mit den Gewerken und den Abläufen gut auszukennen.

Und wo liegen die Unterschiede?
Der Film dient dazu, Seele und Geist anzuregen, sich in Welten hineinzuversetzen, zu träumen. Das ideale Haus sollte dazu dienen, sich zu entspannen und wohlzufühlen, darin Kraft zu tanken und eine Heimat zu haben. Ein schlechter Film kommt einer körperlichen Prellung nah, aber Pfusch am Bau kann lebensgefährlich sein.

Sie haben einmal gesagt, Sie hätten den Drang, vielseitig zu arbeiten. Warum ist diese Vielfalt für Sie so wichtig?
Weil ich viele Impressionen brauche, um meine Kreativität auszuschöpfen. Mit vielseitigem neuen Input stellen wir erst fest, wie festgefahren wir in unserem Denken sind. Der einzige Grund für mich, in einem kreativen Bereich zu arbeiten, ist, dass ich kreativ und innovativ bleibe und mich nicht wiederhole. Wiederholung ist langweilig.

Sie haben nach dem Studium auch als Bauingenieur gearbeitet. Woran denken Sie dabei gerne zurück?
Es war eine sehr schöne Zeit, ich erinnere mich an alles gerne zurück. Es hat mir Spaß gemacht, auf dem Bau zu arbeiten.

Warum haben Sie dann doch den Job gewechselt?
Ich finde die Arbeit im Filmbereich noch spannender. Als Schauspieler und Filmemacher kann ich Themen wie Politik, Kultur und Tradition mehr in meine aktuellen Arbeiten einbringen.

Welches Bauwerk hätten Sie gerne errichtet – und warum?
Die Brücke über den Bosporus in Istanbul hätte ich gerne errichtet. Das entspricht genau meinen Vorstellungen eines Filmemachers: Brücken schaffen, um Kulturen, Traditionen und Menschen einander näherzubringen.

Wenn man als kreativer Filmschaffender und Autor auf so vielen Baustellen unterwegs ist: Was ist Ihr Rezept gegen Überlastung?
Sich Zeit für Familie und Freunde zu nehmen, sich gut und gesund zu ernähren, Sport zu treiben, Spaß bei der Arbeit zu haben und Verantwortung abzugeben.

Sie sagen von sich selbst, Sie seien „ein Beobachter“. Worauf achten Sie bei der ersten Begegnung mit einem Menschen als erstes?
Als Beobachter bin ich eher unscheinbar. Darin liegt ja der Reiz des Beobachtens. Bei der ersten Begegnung spielt der Händedruck eine Rolle: Wie lange hält jemand den Augenkontakt, oder was ist das erste gesprochene Wort?

Als Teenager war für Sie sogar eine Karriere als Fußballprofi möglich. Bei Ihrem Talent, viele Dinge gleichzeitig zu tun, und Ihrer Ausstrahlung: Wäre der Trainerjob nicht etwas für Sie gewesen?
Ich würde lieber einen Fußballtrainer in einen Film spielen wollen als den Job wirklich auszuüben. Das Kapitel Fußball ist in meinem Leben abgeschlossen.

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