Die Risiken eines Bauvorhabens steigen mit seiner Komplexität: Je höher die Zahl der Schnittstellen, je herausfordernder die Konstruktion, desto größer die Gefahr von Budgetüberschreitungen und Bauzeitverzögerungen. Mit Partnering, der verbindlichen, frühzeitigen Partnerschaft aller Projektbeteiligten, werden diese Risiken beherrschbar und der Erfolg schlüsselfertiger Großprojekte systematisch planbar. Von Jens Quade, technischer Leiter der Züblin-Direktion Nord
Bereits vor 25 Jahren haben wir bei uns im Konzern die Grundzüge eines Partnerschaftsmodells entwickelt, das heute als Züblin teamconcept bekannt ist. Seither etablierte sich die Managementmethode des Partnerings in Deutschland als branchenweit anerkanntes Prinzip zur effizienten Realisierung großer und komplexer Projekte vor allem im Hoch- und Ingenieurbau. Ein Erfolgsmodell, das sich seither mit einer stetig wachsenden Referenzliste regelmäßig aufs Neue bewährt.
Kern des Partnerings ist der systematische, vertraglich geregelte Schulterschluss von Auftraggeberschaft und Bauunternehmen für das Projekt schon in der Planungsphase. Das funktionierende, gemeinsam gebildete Team ist der Schlüssel zum Erfolg. Das klingt simpel, war aber lange Zeit nicht selbstverständlich. Kooperation statt Konfrontation hieß daher das Motto, als wir in den 1990er-Jahren als einer der Pioniere des partnerschaftlichen Bauens einen Kulturwandel auf deutschen Baustellen in Gang brachten. Ein wesentliches Partnering- Prinzip ist die frühzeitige Zusammenarbeit und Einbindung aller Kompetenzen.
Ihm liegt die Erkenntnis zugrunde, dass sich Kosten und Termine umso leichter kalkulieren und kontrollieren lassen, je früher alle an einem Bauprojekt Beteiligten kooperieren. Das entwickelte teamconcept gliedert sich daher klassisch in getrennt abgeschlossene Verträge für die Preconstruction-Phase (also Projektierung und Planung) und die Construction-Phase. Ziel der Partnering- Vereinbarung ist es, dass alle Baubeteiligten nach dem Grundsatz „Best for Project“ an einem Strang ziehen.
Die Projektcharta bildet zusammen mit der vereinbarten vollen Transparenz („open books“) die Basis für ein breites wechselseitiges Vertrauen.
In unserem Konzept wird mit einem Teambuilding-Workshop zum Austausch der wechselseitigen Erwartung begonnen – gemeinsam wird ein Regel-Katalog definiert und eine für alle bindende Projektcharta verabschiedet. Das ist die Grundlage für die fair geregelte Teamarbeit von Bauunternehmen und Auftraggeberseite. Sie bildet zusammen mit der vereinbarten vollen Transparenz („open books“) die Basis für ein breites wechselseitiges Vertrauen. Der stetige Austausch über den Projektverlauf in regelmäßigen Team-Treffen mit festen Ansprechpersonen ermöglicht rasche und gemeinsame Konfliktlösungen und Reaktion auf Planänderungen oder Störungen im Bauablauf.
Damit ist die kontinuierliche Optimierung von Kosten, Terminen und Qualität gewährleistet, und zwar zum Nutzen aller Beteiligten. Effizienz als Win-win-Situation: Auch dies regelt die Partnering-Vereinbarung. So kommen beispielsweise beim Abschluss eines klassischen GMP-Vertrags (Garantierter Maximalpreis) Unterschreitungen des vereinbarten Budgets beiden Partnern – Generalunternehmen und Auftraggeberseite – gleichermaßen zugute.
Gemeinsame Nachunternehmervergaben im open book-Verfahren geben Anreize zur Kostenoptimierung. Im Laufe der Zeit haben wir unser Partnering- Verfahren stetig weiterentwickelt und verfeinert. Heute lässt es sich mit sechs unterschiedlichen Vertragsmodellen und durch Kombination klar definierter Prozess-Module („open tools“, zum Beispiel Lean Construction) flexibel auf jeden Projektbedarf abstimmen. Die zunehmende Nutzung der fortgesetzt optimierten digitalen Werkzeuge des Building Information Modelling (BIM) erleichtert zum einen die für das Partnering essenzielle Vernetzung und Transparenz und erhöht zum anderen die Qualitäts-, Termin- und Kostensicherheit für die Auftraggeberseite.