Neu gebaut

International und national entstehen ständig bemerkenswerte Bauwerke, die nicht nur mit ihrem Erscheinungsbild überzeugen, sondern oftmals auch ein Spiegelbild gesellschaftlicher Entwicklungen sind. Der karriereführer stellt einige solcher Projekte vor. Von Christoph Berger

Frankfurter Omniturm gehört zu den Finalisten des IHP

Foto: Nils Koenning
Foto: Nils Koenning

Ende September 2020 gab die Jury des diesjährigen Internationalen Hochhaus Preises (IHP) die Finalisten bekannt. Unter den Finalisten findet sich auch der Frankfurter Omniturm von BIG – Bjarke Ingels Group aus New York / Kopenhagen. Somit hat es das erste Hybridhochhaus in einem deutschen Stadtzentrum in die Endrunde geschafft. Für Jury-Mitglied Ina Hartwig macht der Turm seinem Namen alle Ehre. Er vereint Gastronomie, Büros, Wohnungen und Geschäfte unter einem Dach. Damit ist der 190 Meter hohe Omniturm im internationalen städtebaulichen Vergleich auf der Höhe der Zeit.

Eine Brücke zum Aufklappen

Foto: TU Wien
Foto: TU Wien

Anfang 2020 wurde in Österreich eine Weltpremiere präsentiert: Eine ausklappbare Brücke. Entwickelt wurde die neue Brückenbautechnik an der TU Wien, in einem Bauwerk der Autobahnen- und Schnellstraßen-Finanzierungs-Aktiengesellschaft (ASFINAG), einer österreichischen Infrastrukturgesellschaft, wurde sie erfolgreich eingesetzt. Dabei entsteht die Brücke nicht horizontal, sie wird stattdessen vertikal errichtet und dann ausgeklappt. An beiden Seiten eines Betonpfeilers werden dazu senkrecht Träger montiert, die dann ausgeklappt werden können. Ähnlich wie bei einem Regenschirm. „Die beiden Träger sind oben, direkt über dem Pfeiler, durch ein Gelenk miteinander verbunden“, erklärt Johann Kollegger, Professor am Institut für Tragkonstruktionen der TU Wien und Entwickler der Technik. „Mit hydraulischen Anlagen wird dieses Gelenk dann langsam abgesenkt, dabei klappen sich die Träger auf beiden Seiten aus.“ Die Träger bestehen aus dünnwandigen Fertigteilen mit Stahlbewehrung und sind zunächst hohl. Erst wenn sie die endgültige Position erreicht haben, werden sie mit Beton ausgegossen. Die Klapp- Konstruktion lässt sich in zwei bis drei Tagen aufstellen, der Ausklappvorgang dauert ungefähr drei Stunden. Es werden somit Zeit, Geld und Ressourcen eingespart.

Sonnenschutzmittel für den Asphalt

Der Verschleiß des Bindemittels Bitumen in Asphaltstraßen führt zu Rissen und Schlaglöchern. Vor allem Licht, Sauerstoff und Wärme setzen dem Bindemittel zu. Wissenschaftler des Instituts für Straßenwesen der Technischen Universität Braunschweig haben jetzt herausgefunden, wie sie die UV-Alterungsbeständigkeit von Bitumen mit einem neuen Nanokomposit aus Ton und pyrogener Kieselsäure, die als Füllstoff in Kunststoffen verwendet wird, verbessern können. „Die Modifizierung von Bitumen durch Ton- und pyrogene Kieselsäure-Nanopartikel kann als eine interessante, kostengünstige Technik im Asphaltstraßenbau neue Perspektiven bieten, um Asphaltmaterialien haltbarer zu machen“, sagt Goshtasp Cheraghian, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut.

Hochwasserrückhaltebecken Niederpöbel

Foto: Landestalsperrenverwaltung Sachsen / Sebastian Rieß
Foto: Landestalsperrenverwaltung Sachsen / Sebastian Rieß

Nach neunjähriger Bauzeit wurde im April 2020 das Hochwasserrückhaltebecken Niederpöbel (Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge) für funktionstüchtig erklärt und der Straßendurchlass, der durch den Damm führt, freigegeben. Das Becken schützt die Bewohner des Osterzgebirges von Schmiedeberg bis Dippoldiswalde besser vor Hochwasser. Mit seiner Speicherkapazität von über einer Million Kubikmeter Wasser wirkt es bis zur Talsperre Malter und hat damit eine Schutzwirkung bis nach Freital und Dresden. Der Freistaat Sachsen und der Bund investierten dafür rund 50 Millionen Euro. Das Rückhaltebecken ist ein sogenanntes grünes Becken. Es wird nur bei Hochwasser eingestaut. Dazu wird im Notfall die Staatsstraße S183, die durch den Damm des Beckens führt, gesperrt und der Verkehr über eine Umleitungsstrecke geführt. Bei einem Vollstau wird die Straße auf einer Länge von 1,2 Kilometern überstaut. Die Wasserfläche ist dann etwa 13 Hektar groß.

Weltweit erstes Schachtkrafwerk am Netz

Foto: Frank Becht / TUM
Foto: Frank Becht / TUM

Im bayerischen Fluss Loisach ist das weltweit erste Schachtwasserkraftwerk in Betrieb gegangen. Es produziert klimafreundlich Strom und schont gleichzeitig die Natur stärker als konventionelle Wasserkraftwerke. Die Turbine wird in einem Schacht im Flussbett versteckt. Fische können über das Kraftwerk hinweg flussabwärts wandern. Bei herkömmlichen Flusskraftwerken wird das Wasser durch ein Maschinenhaus umgeleitet, um die Turbine anzutreiben. Von der Strömung können Fische zum Kraftwerk getrieben und an Turbine und Gittern tödlich verletzt werden. Entwickelt wurde der neue Anlagentyp von einem Team am Lehrstuhl für Wasserbau und Wasserwirtschaft an der Technischen Universität München (TUM).

Ein Hotel aus Modulteilen

Foto: Danny Forster & Architecture
Foto: Danny Forster & Architects

Das Manhattan AC Hotel in New York von Marriott wird so gut wie ausschließlich aus fertig angelieferten Modulen bestehen. Die 168 Gästezimmer werden in einer Fabrik in Polen zusammengebaut, nach Übersee verschifft und nachts per Lkw nach New York gebracht. Die Modulbauweise wurde gewählt, um kosteneffizient und qualitätskontrolliert zu bauen. Gleichzeitig wolle man zeigen, dass ein Turm aus Modulen nicht wie gestapelte Kisten aussehen muss, heißt es vonseiten des Architekturbüros Danny Forster & Architects, das den Turm entworfen hat. Der abgewinkelte, aber hypersymmetrische Gästegrundriss nutze alle Effizienzvorteile, die man beim Bauen in einer Fabrik erhalte. Das Design lasse darüber hinaus noch Variationsmöglichkeiten zu. Und die Fassade sei dermaßen auffällig, dass sie alle Blicke auf sich ziehe.

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