Die Abbrecherquote in den Ingenieurwissenschaften ist hoch. Das gilt auch für das Bauingenieurwesen. Doch mit dem Abbruch eines Bauingenieurstudiums muss die Karriere am Bau nicht beendet sein. Von Christoph Berger
Die Gründe für einen Studienbruch sind vielfältig. Laut einer Studie des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) aus dem Jahr 2017 zählen dazu unter anderem unbewältigte Leistungsanforderungen, mangelnde Studienmotivation, der Wunsch nach einer praktischen Tätigkeit oder auch finanzielle Engpässe. Gleichzeitig liefert die Untersuchung aber auch das Ergebnis, dass die überwiegende Mehrheit der Studienabbrecher nach Verlassen der Hochschule ihren weiteren Bildungs- oder Berufsweg erfolgreich gestaltet. Unterstützt werden sie dabei von inzwischen zahlreichen spezialisierten Beratungs- und Weiterbildungsangeboten sowie Initiativen.
Für Abbrecher der Studiengänge Bauingenieurwesen, Architektur oder Vermessungswesen bieten beispielsweise die Eckert Schulen in Kooperation mit Unternehmen im Ausbildungsmodell „Fast Track“ eine neue Berufsperspektive. Studienabbrecher können in dem Programm in zweieinhalb Jahren gleich zwei staatlich geprüfte Abschlüsse erwerben: zum Beispiel den Abschluss zur/m Staatlich geprüfte/n Industrietechnologin/ Industrietechnologe Bau und zur/zum Staatlich geprüfte/n Bautechnikerin/ Bautechniker. Damit wird einem dem Bachelor of Engineering ebenbürtiger Abschluss erlangt. Und es zeigt sich, dass bisher im Studium erworbenes Wissen und investierte Zeit nicht umsonst war, denn die im Studium erbrachten Leistungen werden anerkannt – 30 ETCS-Punkte werden angerechnet.
Nützliche Links zum Thema
www.studienabbruch-und-dann.de
www.karrierefuehrer.de/neustart
Prinzipiell läuft die Teilnahme an dem Programm folgendermaßen ab: Gestartet wird mit einem einmonatigen Vorpraktikum. Danach beginnen zeitgleich die Ausbildung zum Staatlich geprüften Industrietechnologen sowie die Weiterbildung zum Staatlich geprüften Techniker. Nach einem Jahr wird dann bereits die Ausbildung abgeschlossen, und es geht in den Partnerbetrieb, um Berufserfahrung zu sammeln. In Fernlehre wird parallel dazu die Weiterbildung zum Staatlich geprüften Techniker absolviert. Neben derart konkreten Projekten für Abbrecher baunaher Studiengänge bieten die Hochschulen natürlich Beratungsangebote für all diejenigen, die an ihrem Studium zweifeln oder den Abbruch bereits fest eingeplant haben.
Im Projekt „ask for change II“ beispielsweise arbeitet die Hochschule Wismar eng mit der Universität Rostock und dem Unternehmerverband Norddeutschland Mecklenburg-Schwerin e.V. zusammen. Sie bieten eine individuelle und vertrauliche Beratung, in der Möglichkeiten aufgezeigt werden, die bei der Orientierung vor und nach Abbruch des Studiums helfen sollen. Es gibt also zahlreiche Angebote, die jungen Menschen den Weg der Neugestaltung des beruflichen Wegs nicht allein gehen lassen.