Wieviel Quadratmeter braucht Heimat? Wie viele Möbel braucht das Zuhause von morgen? Unter anderem mit diesen Fragen beschäftigt sich der deutsche Entrepreneur und Architekt Van Bo Le-Mentzel – immer nach dem Motto: „Konstruieren statt Konsumieren“. Er entwickelte das Projekt „100-Euro- Wohnung“. Dabei handelt es sich um ein Tiny House, ein sehr kleines Haus. Von Christoph Berger
„Da ist eine weltweite Bewegung, besonders in den USA, in der Menschen aus ihren Häusern ausziehen, um in richtig kleinen Häusern zu leben, die um die sechs Quadratmeter groß sind.“ Mit diesen Worten begann der in Berlin lebende Architekt Van Bo Le-Mentzel die Vorstellung von Tiny Houses auf den TEDx Talks 2014. Eine nur 6,4 Quadratmeter große Wohnung entwickelte Le-Mentzel selbst – 2 mal 3,2 Meter in Breite und Länge, die Deckenhöhe beträgt 3,60 Meter. Er nennt sie die „100-Euro-Wohnung“. Und die kleinste Wohnung Deutschlands.
In der Wohnung sind Bett, Sofa, Küche, höhenverstellbare Tische, eine Schlafebene und ein Bad integriert. Montiert ist die Wohnung auf einen Anhänger. Konzipiert sei sie für Menschen, die nicht viel brauchen, sagt er in einem Youtube-Video, für Menschen, die nicht so viel zu Hause seien, die viel reisen würden, die nicht so viel arbeiten möchten – und für jene, die trotzdem mitten in der Stadt leben wollen. Zudem sei sie ein Beitrag zur Vision, dass jeder Mensch das Recht haben müsse, dort zu leben, wo er wolle. Und nicht zuletzt gehöre das Konzept in die Diskussion um bezahlbaren Wohnraum.
Bis März 2018 stand die „100-Euro-Wohnung“ mit anderen Kleinst-Konzepten auf dem Bauhaus Campus Berlin – einem temporären Projektraum für neue Wege in der Bildungs- und Baukultur auf dem Gelände des Bauhaus-Archiv/ Museum für Gestaltung, Berlin. Initiator war ein Berliner Kollektiv aus Architekten, Gestaltern und Geflüchteten namens Tinyhouse University. Mit dabei waren auch Akteure aus Design, Kultur, Wissenschaft, Wirtschaft und der Start-up-Szene. Initiiert wurde dieses Kollektiv 2015 von Van Bo Le-Mentzel, um die soziale Nachbarschaft auf kreative Weise zu erforschen. Gemeinsam geht man beispielsweise den Fragen nach: Wie viele Möbel braucht das Zuhause von morgen? Oder: Wieviel Quadratmeter braucht Heimat?
Der Bauhaus Campus Berlin im Internet:
http://bauhauscampus.orgUnd auf Facebook:
www.facebook.com/tinyhouseuniversityLeonardo di Chiara über die 100-Euro-Wohnung:
www.leonardodichiara.it/co-being-house
Mit dem Verlassen des Berliner Campusgeländes ist die Bewegung natürlich längst nicht am Ende angekommen. Die TinyHouse-Initiatoren werden in unterschiedlichen Konstellationen weiter an den anfänglichen, aber auch neuen Fragestellungen forschen und arbeiten. Und Van Bo Le-Mentzel sagte auf der Abschlussveranstaltung: „Vor allem ist das hier auch eine Talent-Schmiede. Hier entstehen ganz viele Kontakte, hier werden Leute aktiviert, die vorher überhaupt nicht wussten, dass sie auf einer Bühne stehen können, dass sie ein Haus entwerfen können oder sogar eine ganze Siedlung. Diese Menschen erfahren hier eine ganz große Transformation.“
Er selbst glaube ganz fest daran, so Le-Mentzel, dass unter anderem etwas an der Art geändert werden müsse, wie wir Häuser und Siedlungen bauen. Veränderungen schaffe man aber nicht alleine, und gleichzeitig dürfe die Verantwortung, Dinge zu verändern, auch nicht abgegeben werden. Jeder müsse selbst damit starten.