Unternehmensgründungen in der Baubranche finden derzeit vor allem im Bereich der Visualisierung von Bauprojekten statt. Doch es gibt auch andere innovative Ideen, von denen nicht nur die Gründer selbst begeistert sind – wie drei Beispiele zeigen. Von Christoph Berger
Auf Satellitentechnologie und Big Data setzt das Münchener Unternehmen Building Radar. Bei ihrem Produkt handelt es sich um eine Suchmaschine für Bauprojekte, wobei die Datenrecherche unter anderem mittels satellitengestützter Suchalgorithmen erfolgt. Die Ergebnisse werden in einer Datenbank für die Kunden des Startups nach Regionen und Projektstand sortiert aufgelistet. Ab Start der Wettbewerbsphase können somit Bauvorhaben sowie die daran beteiligten Unternehmen recherchiert werden. Der Mehrwert besteht für die Kunden des Unternehmens darin, frühzeitig von Bauprojekten zu erfahren, um sich dann mit eigenen Produkten oder Services um eine Projektteilnahme zu bewerben oder an Ausschreibungen teilzunehmen – oft schon vor anderen Mitbewerbern. Aus tagesaktuellen Sattelitenbildern werden außerdem die Bauphase, die Bauaktivität sowie die Grundstücks- und Gebäudeflächen abgeleitet, um den aktuellen Projektstand visualisiert zu erleben. Über eine verwirklichen Ideen Von Christoph Berger Einsteigen Million Bauprojekte weltweit waren im September 2015 in der Datenbank zu finden. Einige Großunternehmen nutzen bereits den Service. Im Juni wurde das Unternehmen in das Förderprogramm des Silicon-Valley-Investors Michael Baum aufgenommen und erhielt ein Preisgeld von 100.000 Dollar zur finanziellen Unterstützung.
Auf einen neuen Lichtfaserbeton setzt das aus der Technischen Universität Berlin hervorgegangene Unternehmen Siut. „Die Innovation unserer Entwicklung besteht darin, die Lichtfasern im Beton an exakt gewünschten Stellen anzuordnen“, sagt Vincent Genz, der das Unternehmen zusammen mit dem Wirtschaftsingenieur Benjamin Westerheide und dem promovierten Bauingenieur und Betonexperten Dr. Mohamed Abd Elrahman gegründet hat. „Unsere Technologie führt zu ganz neuen Einsatzmöglichkeiten.“ Ein Beispiel sind intelligente Sicherheitskonzepte. „Für diesen Bereich lassen sich unterschiedliche Symbole, Muster und Piktogramme in der Betonoberfläche darstellen, um beispielsweise bei kritischen Lichtverhältnissen Personen- oder Verkehrsströme zu leiten oder Gefahrenpunkte zu markieren“, erklärt Genz. Dies sei beispielsweise für den Straßenbau interessant – oder für Bahnhöfe und Stadien. Derzeit befindet sich das junge Unternehmen noch im Exist-Gründerprogramm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie. Doch die ersten Kunden sind bereits gewonnen und von dem Material begeistert. Entgegen einiger Vorwarnungen zum Bausektor bemerkt Genz: „Die Branche ist überhaupt nicht so konservativ, wie von vielen angenommen. Unsere Kunden sind bisher sehr aufgeschlossen und befürworten innovative Lösungen .“
Im dritten Beispiel geht es um das Berliner Unternehmen Sablono. Gegründet wurde es von den beiden Bauingenieuren Sven Richter und Lukas Olbrich. Die beiden haben mit ihrem Team eine Software entwickelt, mit der über Tablet und Smartphone der Baufortschritt dokumentiert wird – in Echtzeit. So haben Nutzer im Blick, welche Arbeiten begonnen werden, welche noch ausstehen und welche bereits abgeschlossen wurden. Auch Mängel und Behinderungen können inklusive Bildern mit der Technik festgehalten werden.
Buchtipp
Eva Vogelsang, Prof. Dr. Christian Fink, Matthias Baumann:
Existenzgründung und Businessplan: Ein Leitfaden für erfolgreiche Start-ups.
Erich Schmidt 2015. ISBN 978-3503158799. 34,95 Euro.