Trotz steigender Studienanfänger- und Absolventenzahlen bleibt die Suche nach Fachkräften von Unternehmen des deutschen Bauhauptgewerbes angespannt. Für Absolventen beinhaltet das die gute Nachricht: Die Berufsaussichten für Bauingenieure sind sehr gut. Von Christoph Berger
Nach einem Dämpfer im Jahr 2012 setzte sich der positive Trend aus den vorangegangen Jahren bei den Studienanfängerzahlen im Studienfach Bauingenieurwesen im darauffolgenden Jahr wieder fort. Demnach wurden 2013 rund 11.900 Studienanfänger verzeichnet, 480 mehr als noch 2012. Das Niveau des Jahres 2011 wurde aber noch nicht wieder erreicht, in dem bedingt durch die Aussetzung der Wehrpflicht und die Doppelabiturjahrgänge die Studienanfängerzahl mit rund 12.900 auf das höchste Niveau seit der Wiedervereinigung geklettert war. „Der befürchtete Einbruch bei den Studienanfängern ist ausgeblieben. Das Bauingenieurwesen gehört weiterhin zu den beliebtesten technischen Studiengängen an deutschen Hochschulen und kann sich mit dem Maschinenbau, der Informatik und der Elektrotechnik messen“, sagte RA Michael Knipper, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, bei der Vorstellung der Zahlen im Oktober diesen Jahres.
Mehr Angebot als Absolventen
Parallel dazu haben sich auch die Absolventenzahlen im Fach positiv entwickelt. Knapp 7900 Absolventen stehen den Unternehmen und Institutionen des Bauarbeitsmarkts aktuell zur Verfügung – das sind gut 1200 mehr als im Vorjahr. Allerdings ist diese Zunahme für Knipper nur auf den ersten Blick eine gute Nachricht, denn: „Die deutsche Bauwirtschaft hat zwar nur einen jährlichen Bedarf an Jungingenieuren von rund 4000, aber nicht alle Absolventen stehen den Unternehmen tatsächlich zur Verfügung.“ Einige würden den Weg in Ingenieurbüros suchen, andere in die öffentliche Verwaltung streben. So übersteige schließlich der Bedarf der Branche das Angebot.
Auch die hohe Abbrecherquote von 50 Prozent macht der Branche zu schaffen. Bewahrheitet sich die Prognose, schließen in fünf bis sechs Jahren von den heute etwa 12.000 Studienanfängern nur die Hälfte ihr Studium auch tatsächlich ab. „Die Berufsaussichten für Bauingenieure sind also als sehr gut zu bezeichnen“, erklärte Knipper.
Der Frauenanteil liegt bei 30 Prozent
Gleichzeitig mahnte Knipper die Unternehmen, die Sicherung des Führungsnachwuchses aktiv zu verfolgen. Ansatzpunkte gäbe es beispielsweise bei der Förderung von Frauen: „Das Bauingenieurwesen hat im Vergleich zu anderen technischen Fächern mit rund 30 Prozent einen sehr hohen Frauenanteil. Hier ist die Bauwirtschaft gefragt, Modelle für die Vereinbarkeit von Karriere und Familien zu entwickeln und dies so früh wie möglich an den Universitäten zu kommunizieren. Denn wer als Frau eine Perspektive auf eine angemessene Work-Life-Balance hat, bleibt auch im Job.“
Angeklickt
- Branchenbericht: „Der Arbeitsmarkt im Bausektor“ unter: www.bauindustrie.de/downloads
- Informationen zum Beruf Bauingenieur unter www.werde-bauingenieur.de
- Orientierungshilfen Bachelor/Master Bauingenieurwesen und Studienstandards Bauingenieurwesen unter www.asbau.org