Ende November 2019 war es so weit: Der Hochmoselübergang, eines der bedeutendsten großräumigen Verkehrsprojekte bundesweit, wurde für den Verkehr freigegeben. Zu dem Projekt gehört auch die 1,7 Kilometer lange und rund 160 Meter hohe Hochmoselbrücke bei Zeltingen-Rachtig/Ürzig. Sie zählt zu den höchsten Brücken Deutschlands und war während ihres Baus Europas größte Brückenbaustelle. Von Christoph Berger
Der Hochmoselübergang mitsamt der Hochmoselbrücke ist das Herzstück der neuen Bundesstraße „B 50 neu“. Diese ist Teil der Fernstraßenverbindung von den belgischen und niederländischen Nordseehäfen bis in das Rhein-Main- Gebiet, die die Fernstraßenlücke der A 60 bei Wittlich in Richtung Mainz schließen soll. Dazu wird die B50 auf rund 41 Kilometern neu- beziehungsweise ausgebaut. Mit der Errichtung der Brücke wurde eine Arbeitsgemeinschaft gegründet, die aus der Eiffel Deutschland Stahltechnologie GmbH, Eiffage Construction Metallique Frankreich und der Porr Deutschland GmbH besteht und die mit der Errichtung der Brücke beauftragt wurde. Bauherrin ist die Bundesrepublik Deutschland, vertreten durch den Landesbetrieb Mobilität Rheinland-Pfalz (LBM).
Bei der Brücke handelt es sich um eine Balkenbrücke. Sie ist 1,7 Kilometer lang und rund 160 Meter hoch – zum Vergleich: Der Nordturm des Kölner Doms ist 157,38 Meter hoch. Wie ein Schwebebalken legt sich auch der Überbau der Brücke selbst über das Moseltal – einteilig und als über elf Felder durchlaufende, stählerne Balkenbrücke mit orthotroper Fahrbahnplatte ausgeführt. Zehn Brückenpfeiler wurden dafür errichtet. Die besondere Herausforderung, so heißt es in der Projektbeschreibung von Porr, lag vor allem aufgrund der Höhe, Form, Gründungsparameter und Masseverteilung in der Untersuchung des Lastfalles der wirbelerregten Querschwingungen.
Für diesen bemessungsmaßgebenden Lastfall wurden Pfeilermodelle im Windkanal getestet, Untersuchungen zur Verminderung durchgeführt, Maßnahmen zur Vermeidung der wirbelerregten Querschwingungen entwickelt und in der Praxis erfolgreich umgesetzt. So weisen die Pfeiler einen besonderen Querschnitt auf: in Längsrichtung eine konische Form und in Querrichtung eine starke Taillierung. 2011 wurde mit den Bauarbeiten begonnen, im August 2018 fand nach einer Bauzeit von sieben Jahren der Brückenschluss statt.
B50 Hochmoselübergang
Danach galt es, den bauzeitigen Pylon zu demontieren, die Fahrbahnplatten im Bereich der Kragarmspitze zu montieren, die Brücke abzusenken und die Lager einzubauen sowie die Übergänge an den Widerlagern herzustellen. Außerdem mussten die Fahrbahnbeläge sowie die Asphaltarbeiten durchgeführt werden. Und nun, 2019, ist die Brücke fertiggestellt und für den Verkehr freigegeben. An dem Bauprojekt war auch die Fachrichtung Bauingenieurwesen der Hochschule Trier mit einem Forschungs- und Entwicklungsprojekt beteiligt. Mit einem weltweit einzigartigen Lasermesssystem hat das Institut für standardsoftware- basierte Anwendungen im Bauingenieurwesen (ISA) die Sicherheit des hochkomplexen Taktschiebevorgangs dokumentiert.