Am Mönchengladbacher Hauptbahnhof, in unmittelbarer Nähe zur Innenstadt, entsteht in den kommenden Jahren ein urbanes Stadtquartier: die Seestadt mg+. Auf über 200.000 Quadratmetern Bruttogeschossfläche sollen etwa 2.000 Wohnungen und diverse gewerbliche Nutzungen unterkommen. Ein besonderes Augenmerk wird dabei auf den Klimaschutz und die Mobilitätswende gelegt. Von Christoph Berger
In Mönchengladbach entsteht in den kommenden 15 Jahren ein Modellprojekt im Rahmen des vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie geförderten „Reallabor der Energiewende“. Reallabor deshalb, weil in dem Förderprogramm innovative Technologien in Anwendung gebracht und unter realen Bedingungen erprobt werden. In der Seestadt soll beispielsweise eine CO2- freie Wärmegewinnung aus Abwasser verwirklicht werden. Prinzipiell geht es bei dem Projekt also nicht nur um Energieeinsparung, sondern auch um Energiegewinnung und -verteilung. Außerdem will man mit zwei Kindertagesstätten, zwei öffentlichen Spielplätzen, drei Mobilität-HUBs mit E-Bikes und E-Scootern sowie Carsharing-Angeboten und Packstation ein zukunftsfähiges Angebot schaffen, mit dem langfristig ein attraktives Wohnumfeld geboten werden soll.
Das Wirtschaftsministerium des Landes NRW und die EnergieAgentur.NRW haben das Projekt bereits als Klimaschutzsiedlung zertifiziert – laut NRW-Wirtschaftsminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart die größte in NRW. Und dies nicht nur wegen der nahezu CO2-freien Energiegewinnung, sondern auch wegen eines fast zwei Hektar großen, künstlich anzulegenden Sees mitten in der Innenstadt von Mönchengladbach. Er ist das Kernstück des Projekts. Dieser See soll einen entscheidenden Beitrag zur Verbesserung des Mikroklimas und zum Artenschutz leisten, als Retentionsbecken, also als ein Rückhaltebecken, dienen und den Stadtbewohnern mit seinen naturnahen Uferzonen und Uferpromenaden einen Anziehungspunkt mit einmaliger Aufenthaltsqualität in Innenstadtnähe bieten. Dass die Gebäude wärmegedämmt werden, soll hier nur der Vollständigkeit wegen erwähnt werden.
Nachhaltigkeit verspricht das Quartier aber nicht nur wegen der Mobilitätsangebote sowie der prognostizierten CO2-Neutralität. Zehn Prozent der Mehrfamilienhäuser werden als öffentlich geförderter Wohnungsbau und 30 Prozent als zielgruppenorientierter Wohnungsbau eingeplant. Alle Wohnungen sind stufenlos erreichbar, verfügen über Balkon oder Terrasse, offene Wohn- und Essbereiche mit bodentiefen Fenstern und modernen Neubaustandards. Die Wohnungsgrößen variieren dabei von 38 bis 103 Quadratmetern: Zielgruppe sind alle Alters- und Einkommensgruppen – von Singles bis Familien, von Studenten bis Rentnern. Der Baustart für das vom schwedischen Unternehmen Catella geplante Stadtquartier soll noch in diesem Jahr erfolgen. Der Stadtrat Mönchengladbachs hat Anfang September 2020 mit einem mehrheitlich gefassten Satzungsbeschluss für den Bebauungsplan die planungsrechtlichen Voraussetzungen geschaffen. Der Bauantrag für die ersten 250 Wohneinheiten ist bereits eingegangen, mit dem ersten Bauabschnitt, dem Südviertel, wird auch die erste öffentlich nutzbare Mobilitätsstation mit Angeboten für Sharing-Fahrzeuge realisiert.