Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie hat in dem Bericht „Der Arbeitsmarkt im Bausektor“ die Entwicklung der Branche von 2000 bis 2011 untersuchen lassen. Wir stellen die wichtigsten Ergebnisse vor. Von Christoph Berger
Es wird an der demografischen Entwicklung und dem damit einhergehenden Fachkräftemangel liegen: Seit Jahren sendet die Branche das Signal aus, dass Bauingenieure dringend benötigt werden: Daher ist das Interesse an einem Bauingenieurstudium seit 2007 stark gestiegen. Die Zahl der Studienanfänger im Bauingenieurwesen verzeichnet seitdem jährliche Zuwachsraten zwischen 11 und 20 Prozent. Mit einem Gesamtanstieg zwischen 2006 und 2010 um 79 Prozent liegt die Zunahme der Anfängerzahlen im Bauingenieurwesen deutlich über denen aller Studiengänge, welche im gleichen Zeitraum nur rund 28 Prozent betrug. Im Jahr 2010 begannen 14.500 Personen ein Studium des Bauingenieurwesens. Dabei lag der Fachhochschulanteil der Studienanfänger bei rund 58 Prozent und damit deutlich über dem Durchschnitt aller Studienfächer von knapp 35 Prozent. Dies ist vor dem Hintergrund, dass der Bedarf an Bauingenieuren 2011 den höchsten Stand seit Beginn des Jahrtausends erreichte, eine positive Entwicklung. 2010 schlossen 5400 Studierende ein Bauingenieurstudium ab. Allerdings stieg nach einer rückläufigen Phase auch wieder die Abbruchquote. Dabei lag die Abbruchhäufigkeit unter Bachelor-Studierenden über der von Studierenden traditioneller Abschlüsse, insbesondere an Universitäten.
Wie wichtig qualifizierter Nachwuchs ist, zeigt auch ein Blick auf die Altersstruktur in den Unternehmen: Im Vergleich zum Ausgangsjahr 2000 haben sich Veränderungen in der Alterszusammensetzung bei den Bauingenieuren ergeben. Mehr als ein Drittel aller Bauingenieure ist 50 Jahre und älter. Fünf Prozent sind unter 30, 25 Prozent zwischen 30 bis 40 Jahre alt. 33 Prozent liegen im Alter zwischen 40 und 50. Es ist also dringend notwendig, junge Menschen anzusprechen und für den Beruf zu begeistern.
Bauingenieure finden sich in Unternehmen jeder Betriebsgröße. Nach einer Erhebung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) wies der deutsche Arbeitsmarkt im 4. Quartal 2011 rund 72.400 offene Stellen im Baugewerbe auf. Im Bauhauptgewerbe, einem Segment des Baugewerbes, gab es rund 22.000 offene Stellen. Zusammen mit den 31.800 offenen Stellen in Architektur- und Ingenieurbüros ergibt das für den gesamten Bausektor ein Volumen offener Arbeitsstellen von 104.200. Dabei nahm die Zahl der offenen Stellen vor allem im Baugewerbe insgesamt zu, wo sie sich innerhalb eines Jahres annähernd verdoppelte (+97,3 Prozent). Im Bauhauptgewerbe stieg sie hingegen um knapp 61,8 Prozent, in den Architektur- und Ingenieurbüros um 57,4 Prozent. Im Vergleich zum gesamtwirtschaftlichen Anstieg über alle Branchen (+13,5 Prozent) fiel die Nachfragesteigerung zwischen dem jeweils 4. Quartal der Jahre 2010 und 2011 in der Bauwirtschaft somit deutlich überdurchschnittlich aus.
Frauen konnten vor diesem Hintergrund jedoch noch nicht nachhaltig überzeugt werden. Im stark vollzeitorientierten Baugewerbe betrug der Frauenanteil 2011 12,9 Prozent und somit deutlich weniger als in der Gesamtwirtschaft, in der 45,9 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten weiblich waren. Im Bauhauptgewerbe als Teilbereich des Baugewerbes waren mit 9,4 Prozent anteilig sogar noch weniger Frauen beschäftigt. Demgegenüber wiesen die Architekturund Ingenieurbüros eine mit 34,9 Prozent für den Bausektor vergleichsweise hohe Frauenquote auf.
Interessant ist an dem Bericht auch, dass 2010 unter den Bauingenieuren rund 22 Prozent der Erwerbstätigen selbstständig tätig waren. Bei den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in den akademischen Bauberufen der Architekten und Bauingenieure entfällt der größte arbeitgebende Wirtschaftsbereich nicht auf das Baugewerbe, sondern auf Architektur- und Ingenieurbüros (44,4 Prozent). Weiterhin arbeiteten im Jahr 2011 17,4 Prozent der Bauingenieure und Architekten im Baugewerbe, womit auch für die akademischen Bauberufe gilt, dass sich sozialversicherungspflichtige Beschäftigung überwiegend auf Bereiche der Bauwirtschaft konzentriert (61,7 Prozent). Abseits dieses Sektors arbeiten viele Architekten und Bauingenieure im Öffentlichen Dienst (17,7 Prozent), weitere 14,5 Prozent verteilen sich heterogen über diverse andere Wirtschaftszweige. Zeitarbeit spielt praktisch keine Rolle, nur jede achte gemeldete Stelle kam aus diesem Bereich. Und: Jeder zweite Bauingenieur verdiente 2010 mehr als 4000 Euro brutto.
Angeklickt
Studierendenstatistik Bau unter www.bauindustrie.de
Downloads und Informationen zum Beruf Bauingenieur unter www.werde-bauingenieur.de
Orientierungshilfen Bachelor/Master Bauingenieurwesen für Studieninteressierte www.asbau.org
Studienstandards Bauingenieurwesen unter www.asbau.org