Nach planmäßiger vierjähriger Bauzeit eröffnete am 4. März 2017 der Pierre Boulez Saal – ein „Salle modulable“ – mit einem Festkonzert in Berlin. Entworfen wurde der Saal vom amerikanischen Architekten Frank O. Gehry. Von Christoph Berger
Der Pierre Boulez Saal befindet sich im ehemaligen Magazingebäude der Staatsoper Unter den Linden. Das Gebäude wurde zwischen 1951 und 1955 nach Entwürfen des Architekten Richard Paulick als Depot für die Kulissen der Staatsoper errichtet. Es steht zudem unter Denkmalschutz. Seit 2014 wurde der Saal nun nach einem Entwurf des amerikanischen Architekten Frank O. Gehry umgebaut: Grundsteinlegung und Baubeginn des Pierre Boulez Saals und der Barenboim-Said Akademie, die ebenfalls in dem Gebäude untergebracht ist, war im Mai 2014. Im Juni 2015 wurde Richtfest gefeiert, die Eröffnung fand dann im März 2017 statt.
Pierre Boulez
Pierre Boulez, 1925-2016, der eigentlich Mathematik und technische Wissenschaften studieren wollte, war ein französischer Komponist, Dirigent und Musiktheoretiker. Er gehörte zu den herausragenden Vertretern der musikalischen Avantgarde, speziell der seriellen Musik. Weitere Infos zum Pierre Boulez Saal unter: https://boulezsaal.de
Entstanden ist ein modularer Raum, der durch wechselnde Konfigurationen der mobilen Sitzreihen verschiedene Gestalten annehmen kann – ein „Salle modulable“ im 360-Grad-Winkel sei verwirklicht worden, heißt es. Auch der Bühnenaufbau kann sehr flexibel gestaltet werden. Insgesamt ist der Saal 850 Quadratmeter groß und kann bis zu 682 Zuhörern Platz bieten. Dabei war ein essentieller Bestandteil der Idee, größtmögliche Nähe und Unmittelbarkeit zu schaffen: Kein Hörer ist mehr als nur wenige Meter von den Musikern entfernt.
Geprägt wird die Perspektive des Saals von zwei Ellipsen, deren Achsen so miteinander verschoben sind, dass der Anblick des Rangs einen Eindruck von Schwerelosigkeit vermittelt. Zu dem Entwurf sagte Frank O. Gehry einst: „Tatsächlich brachte ich ein Modell nach Baden-Baden zu Pierre (Anm. d. Red.: gemeint ist Pierre Boulez). Am Tag, nachdem wir es ihm gegeben hatten, saß er stundenlang vor dem Modell und starrte hinein. Es war eine große Ehre und ein Geschenk für ihn. Ich kann es nicht erwarten, ihn fertig zu sehen. Es wird für mich – als Nicht-Musiker – etwas ganz Besonderes sein, einen so wichtigen Platz in der Geschichte der Berliner Musik und der ganzen Musik und der Musiker, die in den kommenden Jahren Teil dieses kleinen Gebäudes sein werden, einzunehmen.“
Für die Akustik des Saales ist der für seine Expertise bekannte japanische Akustiker Yasuhisa Toyota verantwortlich. In Deutschland arbeitete er auch an der Elbphilharmonie in Hamburg und der Renovierung der Konzert- und Kongresshalle Bamberg mit, insgesamt und weltweit an über 50 Projekten. Die in Nürnberg geborene und in Berlin lebende Künstlerin Christine Meisner gewann mit ihrem Werk „Rivers and Rights“ die offizielle Ausschreibung für die sich im Foyer befindende Kunst am Bau. Dabei handelt es sich um einen handgeknüpften Bildteppich aus Wolle und Seide, der die Flüsse Nil, Jordan, Euphrat und Tigris darstellt. Der Pierre Boulez Saal ist Teil der Barenboim- Said Akademie, die von Daniel Barenboim ins Leben gerufen wurde und im Herbst 2016 ihren Lehrbetrieb aufnahm.