Anfang Oktober 2021 war es so weit: Gasteig HP8 wurde offiziell eröffnet, das Interimsquartier für Europas größtes Kulturzentrum. Parallel wird der Gasteig saniert – und erhielt bereits eine verheißungsvolle Auszeichnung. Von Christoph Berger
Das Kulturquartier „Gasteig HP8“ im Süden Münchens ist ein aus teils historischen, teils neuen Gebäuden bestehendes Ensemble, das während der Sanierung des Gasteig die Angebote von Europas größtem Kulturzentrum und seiner Institutionen beherbergt: die Münchner Philharmoniker, Münchner Stadtbibliothek, Münchner Volkshochschule, die Hochschule für Musik und Theater München und das Münchener Kammerorchester. Für die Gasteig-Besucher bleibt das Angebot an Kultur und Bildung damit nahezu gleich. Herzstück auf dem 12.000 Quadratmeter Gelände ist Halle E, eine denkmalgeschützte Trafohalle der Stadtwerke München, die durch ihre Dachstahlkonstruktion, ein Glasdach und Lichtdecke, hervorsticht. Dort werde die Vernetzungen der einzelnen Institute und ihrer Angebote am besten sichtbar, heißt es, dort werde experimentiert und ausprobiert – auch im Hinblick auf den Neuen Gasteig in Haidhausen. Neu erbaut wurde hingegen der ebenfalls im Oktober eröffnete Saal X. Bei diesem handelt es sich um einen eingeschossigen Bau mit 5,9 Metern Höhe, der mit seinen etwa 250 Sitzplätzen als Multifunktionssaal genutzt werden kann.
Bis März 2022 sollen dann sukzessive die anderen Bauten bezogen werden: Haus K, ein sechs Geschosse und etwa 25 Meter hohes Bauwerk, das Heimat für Unterrichtsräume, Werkstätten, Fotostudio, einen kleinen Saal und ein Restaurant werden soll. Oder das fünfgeschossige Haus G, in dem vor allem die Hochschule für Musik und das Theater München neue Räumlichkeiten finden. Valery Gergiev, Chefdirigent der Münchner Philharmoniker, ist begeistert. Zur Akustik der Isarphilharmonie sagt er: „Der Klang ist warm, klar und intim. Der Saal ist sehr freundlich zu den Musikern – mit weniger Kraftanstrengung erreichen sie exzellente Klangerlebnisse. Es ist ein Wunder, was Toyota (Anm. der Red.: gemeint ist Dr. Yasuhisa Toyota von Nagata Acoustics, ein Klangarchitekt, der zum Beispiel auch für die Elbphilharmonie in Hamburg verantwortlich ist) hier geschaffen hat. Akustik ist eine Wissenschaft, hat aber auch viel mit Intuition zu tun – Toyota weiß instinktiv, wie wirklich guter Klang entsteht.“
Die Sanierung des Gasteig selbst, also das Bauvorhaben „Der Neue Gasteig“ in München Haidhausen, wurde übrigens im Mai von buildingSMART Deutschland zum „BIM Champion 2021“ in der Kategorie Planung gekürt. Die Begründung der Jury: „Bei dieser Arbeit überzeugten insbesondere die Dimension und hohe Komplexität der Aufgabenstellung. Ein komplexes Bestandsmodell wurde bereits erstellt, zwölf Fachmodelle und 40 Teilmodelle wurden für die Planung umgesetzt. Die gesamte Koordination erfolgte am 3D-Modell in regelmäßigen Planungstreffen. Die Building Smart Standards wurden konsequent umgesetzt.“ Und Benedikt Schwering, Leiter des Bereichs Zukunft der Gasteig München GmbH, sagt. „Wir setzen BIM seit 2019 in unserer Planung ein und konnten damit die Visualisierung, Zusammenarbeit und Kostenschätzung entscheidend optimieren.“ Zudem sei festgestellt worden, welch enormes Teampotential BIM habe. Es sei eine riesige Herausforderung gewesen, mit insgesamt 15 Gewerken virtuell an einem 3D-Modell zu arbeiten – da brauche es den Willen auf allen Ebenen und Top-Fachleute.