StartBauingenieureDas letzte Wort - Prof. Dr.-Ing. Klaus Holschemacher im Gespräch

Das letzte Wort – Prof. Dr.-Ing. Klaus Holschemacher im Gespräch

Dr.-Ing. Klaus Holschemacher ist Professor für Stahlbetonbau am Fachbereich Bauwesen der HTWK Leipzig und seit 2016 zudem öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Stahlbetonbau. Darüber hinaus ist Holschemacher fachlicher Leiter des BetonkanuTeams der HTWK Leipzig. Bei der 16. Deutschen Betonkanu-Regatta im Juni 2017 in Köln sicherten sich sowohl das Frauen- als auch das Männerteam der Hochschule die beiden Goldplätze. Die Fragen stellte Christoph Berger

Herr Dr. Holschemacher, bei der Betonkanu-Regatta dieses Jahr in Köln belegte sowohl das Frauen- als auch das Männerteam Ihrer Hochschule den ersten Platz. Lag das erfolgreiche Abschneiden Ihrer Teams an den sportlichen Voraussetzungen der Kanutinnen und Kanuten oder an der Konstruktion des Betonkanus?
Für das erfolgreiche Abschneiden des Teams waren sowohl das sportliche Können als auch die Konstruktion des Betonkanus entscheidend. Die Formgebung des Betonkanus orientierte sich an den im Sport verwendeten Rennkanus, wobei daneben natürlich die in der Ausschreibung des Wettbewerbs vorgegebenen Mindestabmessungen zu berücksichtigen waren. Eine besondere Herausforderung bestand darin, die Besonderheiten des Baustoffes Beton bei der Entwicklung des Betonkanus vorteilhaft zu nutzen.

Das von uns selbstgesteckte Ziel bestand darin, ein stabiles, stromlinienförmiges und leichtes Boot – aktuell wiegt es 53 Kilogramm und hat eine Dichte nahezu wie Wasser – zu konstruieren, welches sowohl für den Geradeauslauf als auch für Slalombewegungen geeignet ist. Das war deshalb wichtig, weil im Kanurennen zunächst 100 Meter gerade Strecke, anschließend eine 180 Grad Rechtswende und schließlich der Rückweg im Slalom um zwei Bojen gefordert waren. Am Ende wurde mit der gewählten Konstruktion aus dem neuartigen Baustoff Carbonbeton ein guter Kompromiss zwischen Gewichtsreduzierung und Stabilität gefunden. Neben den technischen Aspekten, die das Betonkanu betrafen, musste natürlich auch an den sportlichen Qualitäten gearbeitet werden. Das langfristige Training mit Unterstützung des Bootsverleihs am Leipziger Klingerweg hat sich letztlich ausgezahlt.

Ihr Betonkanu trägt den Namen „Reformator“. Reformation steht für Erneuerung beziehungsweise Wiederherstellung. Warum wählten Sie den Namen für Ihr Boot?
Stichwort Erneuerung: Seit Jahren hat das Team der Uni Twente aus den Niederlanden gewonnen. Mit dem Sieg der HTWK-Teams ist die Reformation also gelungen. Stichwort Wiederherstellung: Letztmals im Jahr 2007 bei der Betonkanu-Regatta in Hannover konnten ebenso beide Teams der HTWK überzeugen und den Titel holen. Das 500. Jubiläum des Thesenanschlags von Martin Luther war daher passender Namensgeber.

Die Betonkanu-Regatta ist eine Spezialdisziplin. Können die Kanus auch mit handelsüblichen Kanus mithalten?
Die älteren Betonkanus liegen beim Bootsverleih Klingerweg vor Anker und können jederzeit genutzt werden. Sie sind trotz teilweise jahrelanger Lagerung unter freier Bewitterung fahrtüchtig. Übliche 2-Kanadier-Boote wiegen allerdings nur 25 bis 35 Kilogramm und können Kratzer leichter verkraften. Beton ist spröde. Allerdings ist eine Reparatur, wenn zum Beispiel ein Loch im Bootsrumpf ist, bei herkömmlichen Kanus weitaus schwieriger, als bei unseren Betonkanus.

Das Bauen wird immer mehr zur Teamarbeit, der Lebenszyklusgedanke spielt eine immer größere Rolle und die Betreiber von Bauwerken sollten schon in die Planungen einbezogen werden. Welche Rolle spielte Teamwork bei der Konstruktion Ihrer Kanus?
Eine sehr große, der Erfolg spiegelt die Teamarbeit wider. So ist der Gedankenaustausch bei Detailproblemen, für die es keine Standardlösungen gibt, sehr wichtig. Die Organisation rund um das Projekt beinhaltet neben dem eigentlichen Bau der Kanus auch Bereiche wie Sponsorensuche, Abrechnung, Medien und Dokumentation, Veranstaltungen, Öffentlichkeitsarbeit und Logistik. Nur eine gute Abstimmung zwischen den Einzelbereichen lässt Synergien zu und das Projekt zu einer „runden Sache“ werden.

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