Die Umsätze der Betriebe des Bauhauptgewerbes steigen, ebenso die Auftragseingänge. Alle Zeichenstehen auf Wachstum. Die Unternehmen haben nur ein Problem: Es fehlt ihnen an ausreichend Nachwuchs. Von Christoph Berger
Eine paradoxe Situation: Die Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeigen, dass die Studienanfängerzahlen im Fachbereich Bauingenieurwesen konstant hoch bleiben, die Absolventen von Jahr zu Jahr mehr werden. So schlossen 9.954 Studierende im Jahr 2015 ihr Studium erfolgreich ab. Das sind 1.328 mehr als im Jahr zuvor. Doch trotz dieser zunehmenden und für die Branchepositiven Entwicklung übersteigen die den Arbeitsagenturen gemeldeten offenen Stellen inzwischen die der als arbeitslos gemeldeten Bauingenieure. Eine atypische Situation.
Dabei geht der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie davon aus, dass prinzipiell sowieso nur jede dritte offene Stelle gemeldet wird. Hinzu kommt, dass nicht alle Absolventen dem Arbeitsmarktdirekt zur Verfügung stehen, denn es ist davon auszugehen, dass von den rund 6.000 Absolventen mit einem Bachelorabschluss zahlreiche einen Masterabschluss anstreben werden. Junge Bauingenieure haben vor diesem Hintergrund beste Perspektiven für ihren Einstieg. Und das gilt für alle Bausparten.
Laut aktuellen Konjunkturdatenverzeichnet der Wohnungsbau die deutlichsten Zuwächse. Von Januar bis August 2016 wurde der (Neu- und Um-)Bau von 245.325 Wohnungen genehmigt. Das sind 25,1 Prozent mehr als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum und so viele wie seit der Jahrtausendwende nicht mehr. Bauingenieure werden in dieser Sparte nicht nur für den Hochbau, sondern auch für die Sanierungen und das Bauen im Bestand benötigt.
Auch der Wirtschaftsbau legte in den ersten acht Monaten dieses Jahres deutlich zu. In diesem Zeitraum wuchsen die Umsätze der Betriebe mit 20 und mehr Beschäftigten um 4,4 Prozent, die Nachfrage sogar um 14,9 Prozent. Im Öffentlichen Bau stieg der Umsatz sogar um 7,5 Prozent, die Nachfrage um 18,2 Prozent.
Dabei werden bei letzterem noch nicht einmal sämtliche Potenziale ausgeschöpft. Die durch den Investitionshochlauf des Bundes für Infrastrukturbauten zur Verfügung gestellten Gelder können aufgrund des Mangels an qualifiziertem Fachpersonal derzeit überhaupt nicht verbaut werden. Es fehlt sowohl an Bauingenieuren, die die Projekte planen als auch an solchen, die sie vonseiten der öffentlichen Verwaltung betreuen. Die Chancen für Bauingenieure sind in allen Bausparten somit wirklich gut.