Von Peter Hübner, Präsident der BAUINDUSTRIE
Die Bauindustrie hat, als das private und öffentliche Leben Corona-bedingt fast zum Stillstand gekommen war, ihre Leistungsfähigkeit als Motor der deutschen Volkswirtschaft eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Mit schneller und zweckmäßiger Flankierung durch die Politik von Bund und Ländern ist es gelungen, einen Lockdown der Bauwirtschaft zu verhindern. Planungen, Ausschreibungen und Vergaben sind weitergelaufen. Die Unternehmen haben weder Kosten noch Aufwand gescheut, die hohen behördlichen Hygieneanforderungen und Abstandsregelungen zu erfüllen, um ein sicheres Arbeitsumfeld zu schaffen. Damit konnten hunderttausende Arbeitsplätze sichergestellt werden.
Im Zuge der Corona-Pandemie haben wir festgestellt, dass die Digitalisierung das A und O ist. Ohne digitale Prozesse hätte die Branche dies nicht leisten können. Als Bauunternehmen hat man zwei wesentliche Aspekte, die von der Digitalisierung maßgeblich beeinflusst werden. Das ist zum einen die Planung, in der die Digitalisierung derzeit verstärkt sichtbar wird. Vor der Corona- Pandemie war dabei das Thema Building Information Modeling (BIM) für unsere Mitgliedsunternehmen von hoher Bedeutung. Corona hat gezeigt, dass unsere Bemühungen, auch den Mittelstand und kleinere Unternehmen mit an Bord zu nehmen, nicht umsonst waren.
Die Bauindustrie war gut vorbereitet und konnte schnell auf digitales Arbeiten umstellen. Zum anderen spielt auch beim Arbeiten auf der Baustelle der Digitalisierungsprozess eine wichtige Rolle. Baustellenbesprechungen fanden als Videokonferenzen statt. Auch das Nachtrags- und Genehmigungsmanagement hat reibungslos digital funktioniert. Zudem beobachteten wir, dass viele Baustoffe auf Online-Plattformen bestellt wurden. Vor diesem Hintergrund haben regionale Lieferketten zunehmend an Bedeutung gewonnen. Darüber hinaus haben wir festgestellt, dass auch neue Impulse, wie die Automatisierung im Bereich des modularen bzw. seriellen Bauens, an hoher Bedeutung gewonnen haben. Im modularen bzw. seriellen Bauen und der damit verbundenen Vorfertigung der Bauteile in den Betriebshallen, findet durch die Robotik ein ganz anderes Zusammenwirken von Mensch und Maschine statt.
Die Corona-Krise hat gezeigt, dass wir in der Lage sind, zügig unsere Arbeitswelten zu modernisieren. Diese Entwicklung wird jetzt noch schneller voranschreiten und zur Folge haben, dass schwere und repetitive Arbeiten noch mehr automatisiert werden. Es werden neue attraktive Arbeitsplätze entstehen. Für die digitale Zukunft sehe ich große Potenziale vor allem im Wissensaufbau der Unternehmen. Die Digitalisierung erzeugt durch neue Methoden und Technologien eine enorme Anziehungskraft für junge Fachkräfte. Bauunternehmen, die sich hier bestens positionieren, ziehen gut ausgebildete und motivierte Arbeitskräfte an, die den digitalen Trend bestimmen und damit den Vorsprung im Wettbewerb. Wenn die Digitalisierung konsequent weiter eingesetzt wird, dann wird sie zu einer Erfolgsgeschichte. Die Grundlage dafür bildet die verbesserte, transparentere Kommunikation und Kollaboration aller Beteiligten. In diesem Sinne wird die Bauindustrie die Digitalisierung nicht nur im technischen Sinne als Innovationsmotor nutzen, sondern auch als Weichensteller für einen Kulturwandel des partnerschaftlichen Zusammenarbeitens.