Sich nach einem ersten berufsqualifizierenden Studienabschluss weiterzubilden, ist in der immer komplexer werdenden Welt der Bauwirtschaft fast schon ein Muss. Der karriereführer stellt vier Weiterbildungsangebote vor, die Fach- und Managementwissen miteinander verknüpfen. Von Christoph Berger.
Der akademische Abschlussgrad „Master of Laws“ (LL.M.) mag einen in die Irre führen, doch der von der Philipps-Universität Marburg angebotene „Weiterbildungsstudiengang Baurecht und Baubegleitung“ richtet sich nicht nur an Juristen. Auch Wirtschaftswissenschaftler, Projektentwickler, Architekten und Bauingenieure gehören zur Zielgruppe des auf vier Semester angelegten Programms. Und obwohl berufsbegleitend studiert wird, ist das Studium straff organisiert. Lehrveranstaltungen werden in sieben Modulen angeboten: In den ersten drei Semestern werden pro Semester zwei verpflichtende Präsenzmodule organisiert, das vierte Semester beschränkt sich auf die Masterthesis. Pflichtmodule sind „Grundlagen der erfolgreichen Entwicklung eines Bauvorhabens“, „Bauvertrags- und Architektenrecht sowie Vergaberecht“, „Rechtliche Abwicklung von Bauablaufstörungen und ihre baubetrieblichen Grundlagen“, „Nationale und internationale Verträge in Netzstrukturen“, „Risiken, ihre Absicherung sowie finanzielle Aspekte“, „Technisches Baurecht und Know-how-Schutz“, „Gerichtliche und außergerichtliche Auseinandersetzung“ und das aus der Masterarbeit bestehende Abschlussmodul. Insgesamt werden damit sowohl die juristischen Kenntnisse als auch die der angrenzenden Bereiche behandelt, die für bauliche Großvorhaben und Projektentwicklungen notwendig sind. Die Gebühren für den derzeit alle zwei Jahre startenden Masterstudiengang betragen 19.800 Euro, die auch in vier Raten beglichen werden können.
Flexibilität im Ruhrgebiet
Ebenfalls berufsbegleitend, jedoch auf betriebswirtschaftliche Kompetenzen ausgerichtet, sind die Zertifikatskurse für Bauingenieure im Weiterbildungsprogramm „Baumanagement“ der Universität Duisburg-Essen. Ein Vorteil dieses Angebots ist die Flexibilität: Zum einen können die Kurse separat belegt werden, um gezielt Wissen zu erwerben, andererseits führen sie kombiniert zu einem Masterabschluss. Jedes Jahr kommen neue Kurse hinzu, die sich – so der Plan des in diesem Jahr gestarteten Angebots – in einem weiteren Verlauf zu einem Gesamtstudium ergänzen lassen, heißt es vonseiten der Universität. Derzeit laufen die Kurse „Bauvertragsrecht“, „Bauwirtschaft“ und „Bauprojektmanagement“. Im kommenden Sommersemester werden „Projektplanung/Controlling“, „Öffentliches Recht“ und „Unternehmensführung“ hinzukommen, bevor zum Wintersemester 2015/2016 „Claims- und Contractmanagement“, „Risikomanagement“ und „Ausschreibung und Vergabe“ angeboten werden. Für jeden Block erhalten die Teilnehmer Unterlagen zum Selbststudium. Während der Lernphase stehen Tutoren telefonisch, per Mail oder Chat zur Verfügung. Online ist außerdem der Austausch mit Kommilitonen möglich. Die Teilnahme pro Kurs kostet 1390 Euro. Dazu kommt eine Prüfungsgebühr je Kurs von 100 Euro.
Vollzeitstudium in Stuttgart
An der Hochschule für Technik Stuttgart ist als Ergänzung zu einer ganzen Reihe von bauingenieurwissenschaftlichen Aufbaustudiengängen in diesem Wintersemester der Masterstudiengang Infrastrukturmanagement dazugekommen. Hierbei handelt es sich um einen auf drei Semester angelegten Vollzeitstudiengang, der auf die zunehmend komplexere integrierte Siedlungs- und Verkehrsentwicklungsplanung und die damit einhergehenden Herausforderungen für Kommunen und Regionen ausgerichtet ist. Das gemeinsame Angebot der Fakultäten Bauingenieurwesen, Bauphysik und Wirtschaft wird mit einem Master of Engineering (M.Eng.) abgeschlossen. Beleuchtet werden die wirtschaftlichen, technischen und juristischen Komponenten von Planung, Entwurf, Betrieb und Erhaltung von Verkehrsinfrastrukturanlagen. Für die Masterthesis ist eine praxisnahe Fragestellung zu wählen – Kooperationen mit Behörden und Unternehmen werden ausdrücklich gewünscht und gefördert. Bewerber mit Bachelorabschluss müssen mindestens 210 Credit Points nach ECTS (CP) nachweisen und einen überdurchschnittlich guten Abschluss eines Hochschulstudiums mit mindestens dreijähriger Regelstudienzeit. Bewerbungen sind zum Winter- und Sommersemester möglich.
Ab 2015 nach Wuppertal
Erneut berufsbegleitend ist das im Februar 2015 startende Angebot der Bergischen Universität Wuppertal für Baustellenführungskräfte: der Masterstudiengang Baubetrieb. Es werden fundierte Kenntnisse über sämtliche Prozesse der Bauausführung und damit verbundene technische Lösungen vermittelt, kombiniert mit Führungskompetenz. Dadurch sollen die Absolventen in die Lage versetzt werden, die hohen Ansprüche an die Qualität der Bauwerke zu erfüllen und dabei sowohl die Kosten und Termine als auch die Sicherheit für Mensch und Material mit im Blick zu behalten. Das Studium ist in drei Blöcke untergliedert, in denen wiederum jeweils drei Themenbereiche bearbeitet werden. Am Ende von Block 1 und 2 steht eine Projektarbeit an, in Block 3 die Masterthesis. Voraussetzungen für eine Teilnahme sind ein abgeschlossenes Hoch- oder Fachhochschulstudium, mindestens ein Jahr Berufserfahrung und ein Arbeitsvertrag mit einem Unternehmen der Bauwirtschaft. Das Studium dauert insgesamt drei Jahre, die Studiengebühren betragen pro Jahr 5600 Euro. Darin sind nicht die Kosten für Reise, Unterkunft und Verpflegung während der Präsenzphasen enthalten.
Links zu den beschriebenen Aufbaustudiengängen
LL.M.-Weiterbildungsstudiengang Baurecht und Baubegleitung der Philipps-Universität Marburg
Master-Studiengang Verkehrsinfrastrukturmanagement an der Hochschule für Technik Stuttgart