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Spannendes von der Prüfbahn

Die Hauptuntersuchung sorgt bei vielen Autobesitzern für feuchte Hände. Dass sich hinter den Untersuchungen ein hochinteressantes Berufsbild versteckt, bemerken aber nur die wenigsten. Autoaffine Tehnikbegeisterte kommen hier ganz auf ihre Kosten. Zwei Berufseinsteiger berichten von ihren ersten Erfahrungen.

Seit April 2006 ist Peer Echtermann als staatlich anerkannter Prüfingenieur für die Dekra Automobil an der Niederlassung Köln tätig. Schon vor seinem Studium der Fahrzeugtechnik an der Fachhochschule Köln war für den jungen Ingenieur klar, dass er nach Beendigung des Studiums den Beruf des Prüfingenieurs ergreifen möchte. „Da ich mich schon seit frühester Jugend für Autos interessiere, lag für mich der Schritt nahe, nach dem Realschulabschluss eine Ausbildung zum Kfz-Mechaniker zu absolvieren. Während dieser Ausbildung stellte ich engen Kontakt zu einem Prüfingenieur her, der meinen damaligen Arbeitgeber vonseiten der Dekra betreute und durch den ich die Aufgaben und Voraussetzungen eines Prüfingenieurs erfuhr“, erzählt Peer Echtermann. „So war klar, dass nach der Ausbildung Fachabitur und Studium folgen mussten.“

Ein solcher Werdegang ist keine Seltenheit bei Dekra. „Wir sehen es durchaus gerne, wenn unsere Bewerber vor dem Studium schon praktische Erfahrungen sammeln konnten und die Facetten der Fahrzeugtechnik nicht nur aus dem Hörsaal kennen“, berichtet Anja Zendel, Personalreferentin bei Dekra Automobil.

Eingestiegen ist Peer Echtermann bei Dekra vor rund vier Jahren durch ein Praktikum. „Hier konnte ich weitere Eindrücke des Arbeitsfeldes Prüfingenieur gewinnen.“ An ein Praktikum bei der Dekra schließt sich häufig eine Festanstellung am gleichen Ort an. Der Einstieg nach dem Studium erfolgt in der Regel über eine der 82 bundesweiten Niederlassungen. „Bei uns gibt es das sogenannte Regionalprinzip. Wir schätzen es, wenn Bewerber sich vor Ort wohlfühlen“, erläutert Anja Zendel.

Voraussetzung für die Tätigkeit als amtlich anerkannter Prüfingenieur ist neben einem Bachelor- oder Masterabschluss in Maschinenbau, Elektrotechnik, Fahrzeugtechnik oder Mechatronik die Absolvierung eines sieben- bis achtmonatigen Traineeprogramms, das abwechselnd in der Niederlassung und einem der Dekra eigenen Campus Stuttgart oder Dresden stattfindet. Aber natürlich soll das Ganze auch Spaß machen. „Die angehenden Prüfingenieure können ihrem Tatendrang direkt nachgeben, da trotz der theoretischen Ausbildung der Fokus ganz klar auf der Praxis liegt“, beschreibt die Personalreferentin das erste halbe Jahr eines Prüfingenieurs. An der Niederlassung arbeiten die angehenden Prüfingenieure schon während des Traineerogramms mit und werden dadurch optimal auf ihre Tätigkeit als Prüfingenieur vorbereitet. „Was mich besonders anspricht, ist die Praxisnähe am Fahrzeug und der persönliche Umgang mit Kunden sowie die Tatsache, dass man durch Fortbildungen und Audits immer auf dem aktuellen Stand der Technik bleibt. Darüber hinaus reizt es mich, die Freiheit zu haben, meinen Tagesablauf eigenständig zu planen, gleichzeitig aber von den Vorzügen eines internationalen Großkonzerns zu profitieren“, so Dipl.-Ing. (FH) Echtermann. Zu seinen Hauptaufgaben zählt im Rahmen der Hauptuntersuchung das Feststellen eventuell vorhandener Mängel oder Abweichungen der Vorschriftsmäßigkeit an sämtlichen Fahrzeug-Baugruppen, was sich durch die Fahrzeug- und Markenvielfalt als sehr umfangreich, aber auch interessant darstellt. Hier sind die Unterschiede zwischen Theorie und Praxis groß.

An Vorurteilen gegen den Beruf mangelt es nicht. Das weiß auch der Diplomingenieur Christian Marzok zu berichten, der seit Januar 2008 bei Dekra beschäftigt ist und derzeit das Traineeprogramm durchläuft: „Oft hört man während des Studiums Einwände gegen den Beruf: Warum soll ich mir noch die Hände schmutzig machen, wenn ich schon studiert habe?“ Diese Frage hat sich für den Absolventen der Fahrzeugtechnik der FH Karlsruhe allerdings nie gestellt, da ihm als technisch veranlagter Mensch im Beruf ein gesundes Maß an Praxis wichtig ist: „Die Vorstellung ist mir zu abstrakt, sich zum Beispiel als Konstrukteur nur noch mit theoretischen Modellen zu beschäftigen. Durch die Prüfung von Fahrzeugen muss man sich ständig im Bereich Fahrzeugtechnik weiterbilden und sich über die Jahre ein breites Wissen in allen Technikbereichen aneignen. Der Job des Prüfingenieurs ist eng an die eigene Motivation geknüpft, ständig neues Wissen aufzunehmen und in die Arbeit einzubringen“, so Marzok.

Neben dem Fachwissen, das die Ingenieure von der Hochschule und ihrer vorherigen Ausbildung mitbringen, sollte ein Prüfingenieur auch andere Fähigkeiten vorweisen. Anja Zendel betont die Bedeutung der Soft Skills Kommunikationsfähigkeit, Eigenständigkeit und Kundenorientierung. „Als Dienstleistungsunternehmen stehen unsere Ingenieure täglich im direkten Kontakt mit unseren Kunden. Der Ingenieur repräsentiert somit den gesamten Konzern vor Ort und ist unsere wichtigste Schnittstelle zu unseren Kunden“. Peer Echtermann zieht nach seiner einjährigen Berufspraxis ein positives Resümee: „Der Beruf des Prüfingenieurs entspricht ganz meinen vorherigen Vorstellungen, und ich bin rundum zufrieden.“

Bekannte Kfz-Sachverständigen-Organisationen:

  • TÜVwird landläufig als Synonym für technische Untersuchungen am Auto verwendet. Die Organisation geht auf die „Dampfkessel-Überwachungs- und Revisions-Vereine“ (DÜV) zurück, die mit der Überprüfung von Dampfkesseln ab dem 19. Jahrhundert betraut wurden. Heute nimmt der Technische Überwachungsverein Aufgaben aus den Bereichen Kfz-Überwachung, Fahrerlaubniswesen sowie Geräte- und Produktionssicherheit wahr. Die Holding gliedert sich in TÜV Nord, TÜV Süd und TÜV Rheinland. Der TÜV Saarland und der TÜV Thüringen sind konzernunabhängig.
    TÜV Süd im Internet
    TÜV Nord im Internet
    TÜV Rheinland im Internet
  • DEKRAwurde als Deutscher Kraftfahrzeug-Überwachungs-Verein 1925 gegründet. Der Namenszusatz wurde inzwischen gestrichen. Arbeitsschwerpunkte sind Kfz-Überwachung, Gutachten, Sicherheitsprüfungen und die Prüfung von technischen Anlagen. Sie unterhält 545 eigene Prüfstellen und Prüfstützpunkte in etwa 38.500 Kfz-Werkstätten.
    www.dekra.de
  • GTÜ,die Gesellschaft für Technische Überwachung, ist die größte amtlich anerkannte Kfz-Überwachungsorganisation freiberuflicher Kfz-Sachverständiger in Deutschland und wurde 1977 gegründet. Das Hauptaufgabengebiet ist die technische Überwachung von Kraftfahrzeugen. Sie unterhält etwa 17.000 eigene Prüfstellen und Prüfstützpunkte in Kfz-Werkstätten.
    www.gtue.de

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