StartIngenieureDas letzte Wort hat: Tillmann Durth, Gründer von Panelretter

Das letzte Wort hat: Tillmann Durth, Gründer von Panelretter

Tillmann Durth (links) hat ein duales Studium der Elektro- und Informationstechnik an der Technischen Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm absolviert. Zusammen mit seinem Studienkollegen Christoph Kirschner (rechts) hat er nach dem Studienabschluss 2022 das Unternehmen Panelretter gegründet. Ihre Geschäftsidee: Solarmodule vor der Verschrottung retten und sie in Balkonkraftwerke umwandeln. Die Fragen stellte Sabine Olschner

Wie kamt Ihr auf die Idee zu Eurem Unternehmen Panelretter?
In Deutschland werden sehr viele noch gut funktionierende Solarpanel weggeworfen. Zum Beispiel in vielen großen Solarparks, die derzeit relativ neue Solarmodule gegen noch leistungsfähigere austauschen. Häufig gehen einzelne Solarmodule auch zum Beispiel durch Transportschäden kaputt und werden nicht mehr an den Kunden ausgeliefert. Das heißt aber nicht, dass man die gesamte Charge nicht weiter verwenden kann. Wir prüfen die entsorgten Module, bereiten sie wieder auf und verkaufen sie in Form von Balkonkraftwerken.

Woher bekommt Ihr die aussortierten Solarpanel?
Wir arbeiten mit einem Entsorgungsunternehmen zusammen, das uns mit ausrangierten Panels versorgt. Jährlich werden rund 800.000 Solarmodule aussortiert – an Nachschub wird es uns also erst einmal nicht mangeln.

www.panelretter.de

Mit wem arbeitet Ihr sonst noch zusammen?
Wir haben mehrere Partner, die für uns die technischen Aufgaben übernehmen, etwa einen Dienstleister, der die Anlagen durchmisst und dadurch feststellen kann, ob sie noch verwendbar sind. Ein weiterer Partner kümmert sich um die Verpackung und den Versand. Anfangs haben wir das alles noch selber aus einem kleinen Lager heraus gemacht, weil wir schnell an den Markt gehen und schauen wollten, ob jemand wirklich Interesse an gebrauchten und aufbereiteten – neudeutsch: refurbished – Solarpanels hat. Nachdem wir mittlerweile viele Nachfragen nach gebrauchten Modulen haben, überlegen wir nun, wie wir expandieren können.

Seid Ihr als Ingenieure auch technisch ins Geschäft involviert?
Anfangs dachten wir, wir müssten für das Testen unserer Produkte ein technisches Problem lösen. Doch wir stellten fest, dass es die Technik bereits gab. Heute wissen wir: Wir müssen viel mehr aus Kundensicht agieren. Der Kunde will ein technisches Produkt, das garantiert funktioniert. Und er will auch mit einem Refurbished-Produkt eine angenehme Erfahrung machen. Wir stellen Testberichte zur Verfügung und zeigen die Vorteile von Refurbished-Produkten gegenüber fabrikneuen.

Was ist Euer Tipp für junge Ingenieure, die sich ebenfalls selbstständig machen möchten?
Man sollte schnell einen einfachen Weg finden, um zu testen, ob die Produkte am Markt ankommen. Wenn man weiß, was der Kunde will, kann man ein Produkt viel besser positionieren und dem Kunden genau das liefern, was er benötigt. Außerdem empfehle ich die Teilnahme an Hackathons. Wir haben darüber Kontakt zu einem Inkubator und zu Mentoren bekommen, die uns unterstützt haben. Letztlich bedeutet eine Gründung, viel, viel zu lernen. Da ist es gut, wenn man Erfahrung und Hilfe von anderen bekommt.

Was ist Eure Vision?
Wir würden gern die Quote der Solarmodule, die refurbished werden, von derzeit unter drei Prozent langfristig auf 20 Prozent erhöhen.

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