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Alles in einem Modell

Die Finalisten des diesjährigen BIM Champions Wettbewerbs in der Kategorie Arbeiten von Azubis und Studenten einte der Bezug zum Thema Nachhaltigkeit. Sema Yilmaz, die Siegerin in der Kategorie, befasste sich in ihrer eingereichten Bachelorarbeit mit BIM und Baustoffen, um eine Ökobilanzierung direkt aus dem Modell erstellen zu können. Die Fragen stellte Christoph Berger, buildingSMART Deutschland.

Sema, wie kamst du auf das Thema? Ich habe Bauingenieurwesen auf Bachelor studiert mit der Vertiefung Baustoffe und Sanierung. Daher kommt der Baustoffanteil in der Arbeit. Der BIM-Bezug kam durch Kommilitonen in meinem Umfeld zustande, die im Baumanagement studierten. So kam es zu den Fragen: Gibt es überhaupt schon eine Verknüpfung zwischen der digitalen Welt, also BIM, und den Baustoffen? Welche Datenbanken gibt es dazu? Ist es möglich, im BIM-Modell eines Gebäudes zu hinterlegen, aus welchem Material zum Beispiel die Wände oder Decken gebaut sind? Und wenn ja: Wie können diese Informationen genutzt werden, um eine Ökobilanzierung in BIM zu erstellen? Mich fasziniert der Ursprungsgedanke, alles in einem Modell machen zu können, von der Kostenschätzung bis hin zur Ökobilanzierung, da ich als Baustofflerin weiß: Eine Betonwand ist nicht gleich eine Betonwand, es macht einen deutlichen Unterschied, welche Zementart darin verbaut ist. Dazu kam dann noch IFC als Standardaustauschformat, damit es keine Fokussierung auf nur eine Software gibt.

Hast du zu IFC auch Fragestellungen entwickelt? Ich habe das IFC-Schema dahingehend untersucht, welche Informationen ich in ihm abbilden kann, die für eine Ökobilanzierung wichtig wären – dabei orientierte ich mich an den EPDs, den Environmental Product Declarations, die es für verschiedene Materialien gibt.

Wie sieht es mit Blick auf die Baustoffhersteller aus, sind deren Produkte so aufbereitet, dass sie digital eingefügt werden könnten? Die Daten sind da. Was jetzt noch getan werden könnte, wäre, den Herstellern eine Art Vorlage zu geben, die es einfacher macht, die Daten direkt als IFC-Schema zu haben. Derzeit liegen diese Daten meist noch als PDF- oder XML-Datei vor. Diese Dateien sind zwar öffentlich im Internet zugänglich, allerdings hängt es auch hier davon ab: Möchte der Hersteller die Produktinhalte oder den Produktaufbau veröffentlichen oder nicht? Aber ja, viele Daten liegen vor.

Welchen Reiz übt BIM auf dich aus, speziell auch Open-BIM? Es ist die Zusammenarbeit an einem Modell und der Austausch von Daten über Softwaregrenzen hinweg. Ich finde es schön und sehr hilfreich, diese Grenzen nicht zu haben. Natürlich ist es aus Sicht eines Softwareherstellers schön, wenn alle das eigene Produkt nutzen und eine Lizenz dafür haben und mit den dazugehörigen Dateiformaten arbeiten. Aber letztendlich geht es ja darum, im Sinne aller den Informationsaustausch zwischen allen Beteiligten zu fördern – ohne Begrenzung auf eine Lizenz. Daher war es äußerst interessant für mich, IFC zu untersuchen, weil IFC öffentlich und gut ist und tolle Möglichkeiten im Hinblick auf die Ökobilanzierung bietet.

Video über die prämierte Arbeit von Sema Yilmaz

Die Videos aller BIM Champions-Finalisten 2024:

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