„Alles Recht entwickelt sich“, so Montesquieu. Qua Profession sowie Arbeitsalltag liegt Juristinnen und Juristen eine Offenheit für Neues und Lernen ziemlich nahe, weiß unser Gastautor Daniel Piontzik. Auch im Studium und Referendariat werden angehende Rechtsanwältinnen und -anwälte darauf vorbereitet. Denn Kern der Arbeit ist häufig, rechtliche Sachverhalte und neue komplexe Themengebiete inhaltlich zu durchdringen.
Zur Person
Daniel Piontzik ist Personalreferent bei Luther Rechtsanwaltsgesellschaft mbH Hier kümmert er sich um die Personalgewinnung von anwaltlichen Mitarbeitenden und das kanzleiinterne Personalentwicklungsportal Luther.academy.
Recht (und die Ausbildung darin) bewegt sich. Jenseits aller Updates der rechtlichen Materie ist das Veränderungspotenzial durch Digitalisierung, KI sowie globale gesellschaftliche Herausforderungen enorm. Auch die Arbeit der Zukunft ist im Wandel. Die Konsequenz: Fachwissen wird weniger relevant, Berufsbilder und deren Anforderungsprofile ändern sich, neue Kompetenzen werden erforderlich.
Welches Wissen, welche Skills, Handlungen und Werte benötigen Lernende im 21. Jahrhundert? Welche sind für Rechtsanwältinnen und -anwälte besonders relevant? Eine Zustandsanalyse durch die Befragung von knapp 300 Jura-Professorinnen und -Professoren zeigt einen besonderen Fokus auf die Skills kritisches Denken, Problemlösungskompetenz, Urteilskompetenz und Entscheidungskompetenz. Soweit, so erwartbar.
Allerdings: Im Vergleich zu anderen Fächern (z. B. BWL, VWL, Soziale Arbeit) tut sich eine große Lücke auf. Nicht nur finden Kollaboration und Kommunikation kaum Förderung in der Lehre. Ebenfalls legen die befragten Jura-Lehrenden bislang nur sehr wenig Wert auf digitale Skills und ‚transformative‘ Fähigkeiten wie Kreativität, interkulturelle Kommunikation, Resilienz, Innovationskompetenz, Missionsorientierung und Veränderungskompetenz. Dabei soll das Konzept keineswegs auf eine reine „Employability“ (aus Sicht der Arbeitgeber) reduziert werden. Vielmehr geht es darum, Studierende wie auch potenzielle Mitarbeitende zu befähigen, „sich in der im Umbruch befindlichen Gesellschaft gut zurechtzufinden und gesellschaftliche Transformationsprozesse aktiv mitzugestalten“. Sprich: „Menschen für die Welt von morgen auszubilden“, so Dr. Nina Horstmann in „Bildung für die Zukunft?“ aus dem Jahr 2023.
Juristinnen und Juristen stehen also für sich selbst in der Verantwortung, Skills wie Digital Literacy, digitale Kooperation und Kollaboration, Veränderungskompetenz oder Resilienz zu erlangen und mit Leben zu füllen. Die Möglichkeiten, neben Studium, Referendariat oder Arbeitsalltag aktiv zu werden sind vielfältig: Studentische Initiativen und universitätsnahe Vereine, Wahlstation im Ausland, (Pro Bono-) Ehrenamt oder Themen wie Legal Design. Netter Nebeneffekt: So erweitert sich in einem der Future Skill „Lernkompetenz“. Denn die Welt dreht sich weiter: „Nichts ist beständiger als der Wandel.“