StartIngenieureDas letzte Wort hat: Katharina Kreitz, Gründerin von Vectoflow

Das letzte Wort hat: Katharina Kreitz, Gründerin von Vectoflow

Katharina Kreitz studierte Maschinenbau mit der Vertiefung Luft- und Raumfahrttechnik an der Technischen Universität München. 2014 gründete sie Vectoflow, ein Unternehmen im Bereich der fluiddynamischen Messtechnik. Bei einer Finanzierungsrunde Ende 2023 sammelte ihr Unternehmen vier Millionen Euro von Investoren ein. Die Fragen stellte André Boße

Ihr Unternehmen hat in einer Finanzierungsrunde 2023 vier Millionen Euro eingesammelt. Was für ein Verhältnis haben Sie zu diesen Millionensummen?
Ich spüre da keine großen Gefühlsbewegungen, sondern sehe das sehr pragmatisch: Das Unternehmen wächst. Was wir aufbauen, funktioniert – und das ist gut. Natürlich hilft es, wenn Investoren uns dabei unterstützen.

Sie haben das Unternehmen ohne Fremdkapital gegründet.
Genau, mit Ausnahme eines kleinen Investments vom 3D-Druck-Unternehmen EOS vor sieben Jahren, als wir einen Windkanal bauen wollten. Danach sind wir ohne externe Investments gewachsen, langsam, mit eigenen Schritten, so wie Firmen früher gewachsen sind, als es die Start-up-Kultur noch nicht gab.

Warum bewerben Sie sich in dieser aktuellen Phase für Investments?
Wir haben mit der Serienanfertigung begonnen. Dafür brauchen wir Produktionskapazitäten, Werkstätten und Personal – und das kostet Geld.

Was steckt hinter dem Erfolg Ihres Unternehmens?
Alle technischen Unternehmen legen heute größten Wert auf Effizienz und Nachhaltigkeit, da sind unsere Themen Messtechnik und Strömungsmechanik ein wichtiger Hebel. Wir gewinnen immer neue Kundengruppen dazu, auch in Bereichen, von denen wir niemals dachten, dass wir dort einen Markt finden würden.

Was waren rückblickend die Meilensteine für den Erfolg Ihres Unternehmens?
Bei meinem Maschinenbaustudium habe ich viel auf Prüfständen gearbeitet und praktische Erfahrungen in der Messtechnik gesammelt. Dort sind schon erste Ideen für spätere Innovationen entstanden. Als wir uns später für ein Gründungsstipendium beworben haben, brauchten wir im Team jemanden mit BWL-Hintergrund. Ich hatte das zunächst nicht ernst genommen: Wozu braucht man denn einen Schmalspur-BWLer, wenn man technisch unterwegs ist? Ich habe dann eher pflichtbewusst meinen MBA am Collège des Ingénieurs in Paris gemacht. Heute weiß ich: Der BWL-Teil wird immer wichtiger. Es ist komplett falsch, als technisch denkender Mensch zu glauben, betriebswirtschaftliches Wissen sei verzichtbar. Im Gegenteil, es ist nützlich und notwendig.

Wann zum Beispiel?
Wenn es darum geht, eine neue Sensorik zu entwickeln, will ich am liebsten alle Potenziale nutzen: Hier noch ein Feature, dort noch eine Innovation, das wird super! Der BWL-Teil besteht darin, dieses rein technikverliebte Denken einzufangen, verbunden mit der Kernfrage: Gibt es auch jemanden, der für diese Features bezahlen möchte? Gibt es einen Markt und Kunden? Diese Fragen habe ich mir als Ingenieurin nicht gestellt. Sie sind aber unverzichtbar. Denn nur, weil ich ein Feature geil finde, heißt das ja nicht, dass alle anderen das ebenfalls so sehen und vor allem bereit sind, dafür zu zahlen.

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Warum haben Sie attraktive Angebote von großen Unternehmen ausgeschlagen?
Wenn ich das, was ich vorhabe, nicht selbst ausprobiere, und dann jemand anderes kommt und das macht, dann ärgere ich mich darüber mein Leben lang. Wer es nicht selbst ausprobiert, wird niemals erfahren, ob es funktioniert. Dieses Denken hat mich getriggert. Mein Appell an alle, die Interesse haben, zu gründen: Macht es, versucht es, habt keine Angst! Es gibt einen so krassen Personalmangel, gerade in technischen Unternehmen. Wenn es also nicht klappt, bekommt man trotzdem eine gute Stelle. Man ist dann nicht gescheitert, sondern hat bei der Gründung unendlich viel gelernt.

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