StartBauingenieureGanzheitliche Modernisierung Bauen im Bestand: Das Behrens-Ufer in Berlin

Ganzheitliche Modernisierung Bauen im Bestand: Das Behrens-Ufer in Berlin

Aus einem Industrieareal wird ein Gewerbestadtquartier der Zukunft: Mit dem BE-U | Behrens-Ufer schafft die DIE Deutsche Immobilien Entwicklungs AG (DIEAG) als Bauherr im Südosten von Berlin einen weitestgehend energieautarken Lebens- und Arbeitsraum. Für die nachhaltige Quartiersentwicklung verantwortet ZÜBLIN die Planung, Sanierung und Umbau des zehn Hektar großen Geländes. Das städtebauliche Gesamtkonzept sieht eine Mischung aus denkmalgeschütztem Bestand und modernem Neubau, neuen Durchwegungen und öffentlichen Plätzen sowie eine Uferpromenade entlang der Spree vor. Von Kerstin Neurohr

Wo? Am Behrens-Ufer

Das Behrens-Ufer (BE-U) liegt in Berlin-Schöneweide, zwischen Ostendstraße und der Spree. Der ehemalige Industriebezirk ist in den letzten Jahren zu einem attraktiven Standort für Forschung, Wissenschaft, Wirtschaft und Kultur geworden.

Was? So autark wie möglich

Unter Verwendung neuester Technologien und in enger Partnerschaft mit GASAG Solution Plus entstehen am Behrens-Ufer innovative Lösungen für die Energieversorgung der Zukunft. In konsequent nachhaltiger Produktion wird Energie direkt auf dem Gelände erzeugt. Das BE-U wird so in Zukunft weitestgehend Energieautarkie und Versorgungssicherheit für Produktion, Forschung und Entwicklung bieten. Möglich wird diese zukunftsfähige Energieversorgung auch durch die hocheffiziente Bauweise der Gebäude des BE-U.

EPD

EPD, abgeleitet von der englischen Bezeichnung Environmental Product Declaration, lässt sich grob übersetzen mit Umwelt-Produktdeklaration.

Die Dokumente sind sozusagen „Steckbrief“ der deklarierten Produkte – darin werden die umweltrelevanten Eigenschaften abgebildet. Sie beinhalten technische Informationen, Angaben zu gewählten Lebenszyklusmodulen, entsprechende Umweltkennwerte sowie ggfs. Prüfergebnisse für eine Detailbewertung. Die neutralen und objektiven Daten sollen möglichst alle Auswirkungen abdecken, die das Produkt auf seine Umwelt haben kann, wobei der gesamte Lebensweg des Produktes berücksichtigt werden sollte.

Wer? STRABAG

Bei dem Quartiersprojekt arbeiten unterschiedlichste Expert*innen der STRABAG- Gruppe eng zusammen. Neben der Zentralen Technik, der Torkret GmbH und ZÜBLIN Timber ist dabei u. a. das Wasserbau-Team von ZÜBLIN Spezialtiefbau gefragt. Die Methoden von LEAN.Construction vermeiden Verschwendungen in den Arbeitsabläufen und sorgen für eine effiziente und nachhaltige Abstimmung auf der Baustelle.

Wie? Vielfältig nachhaltig

Die Revitalisierung folgt dem Ansatz der Donut-Ökonomie (siehe Kasten), wobei im Hinblick auf Wachstum die ökologischen Grenzen der Erde und sozialen Bedürfnisse der Stadtbevölkerung gleichermaßen berücksichtigt werden und so ein zukunftsfähiges, nachhaltiges Wirtschaften möglich wird.

Bei der Errichtung und beim Ausbau der Gebäude kommen nachhaltige Baustoffe, Cradle-to-Cradle-Produkte und innovative, klimaschonende Energietechnik-Lösungen zum Einsatz. Zwei Beispiele:

Nachwachsender Rohstoff Holz

In zwei Neubauten wird der Einbau von insgesamt rund 22.000 Quadratmeter Geschossdecken in Holz-Hybrid-Bauweise geplant. Rund 650 Kubikmeter Holz kommen im Tragwerk der Gebäude zum Einsatz. Auf einer Fläche von rund 2.900 Quadratmeter sind außerdem Holzfassaden in Planung.

Holz überzeugt als nachhaltigster Baustoff durch eine Vielzahl positiver Eigenschaften:

  • CO2 -Bindung: Ein Kubikmeter Holz speichert eine Tonne CO2
  • nachwachsender Rohstoff
  • effizientes und kostengünstiges Arbeiten durch hohen Vorfertigungsgrad
  • schafft gesundes Raumklima

Innovative Heiz- und Kühltechnik: Wasserführende Lehmdecken

In den Neubauten werden EPD-verifizierte (siehe Beschreibung r.) Lehmdecken mit wasserführenden Leitungen verbaut – das bringt viele Vorteile:

  • nahezu CO2-neutrale Produktion der Lehmmodule
  • Rückführung in den Wertstoffkreislauf möglich
  • natürliche Luftentfeuchtung durch hohen Tonanteil (hohe Sorptionswerte)
  • natürliche Kühlung dank Verdunstungskälte
  • Decken werden zum Energiespeicher
  • Vorlauftemperatur beim Heizen 35° (im Vergleich: 55° bei statischen Heizkörpern)
  • gesundheitsfördernde Strahlungswärme
  • in der Regel keine mechanische Lüftung nötig
  • schafft gesundes Raumklima

Donut-Ökonomie

Beschreibt eine wirtschaftswissenschaftliche Theorie nach Kate Raworth: Im inneren Kreis des sog. Donuts liegen die gesellschaftlichen und sozialen Bedürfnisse des Menschen (u. a. soziale Gerechtigkeit, Einkommen, Gesundheit), im äußeren Kreis die planetaren Grenzen (Klimawandel, Ozonloch, Verlust biologischer Vielfalt). Der Donut selbst steht für eine regenerative Wirtschaft (Kreislaufwirtschaft), die die Bedürfnisse des Menschen und die planetaren Grenzen in Einklang bringt.

Das könnte dich auch interessieren

Open-BIM für die Infrastruktur

Wenn im Bauwesen die Rede von digitaler Transformation ist, dann wird die BIM-Methode (Building...

Die 3 Trends: Fachkräftemangel, Nachhaltigkeit, Digitalisierung

3 Trends – 3 Fragen an Peter Hübner, Präsident der BAUINDUSTRIE Der Fachkräftemangel gilt schon...

Bau braucht das Hybrid-Office

Auf der Baustelle passiert’s, das ist so und das wird auch so bleiben. Klar...



Anzeige




Anzeige
BWI