StartBauingenieureSpektakuläre Megabauten

Spektakuläre Megabauten

Aktuell werden in Deutschland und in Europa zahlreiche Megaprojekte realisiert. Wir stellen die spannendsten Baustellen vor. Von Sabine Olschner

Brenner Basistunnel

H41 Tunnelbohrmaschine „Ida“, Foto: BBT-SE / Jan Hetfleisch
Am 15. April 2023 wird der Bohrkopf der zweiten Tunnelbohrmaschine (TBM), die auf den Namen „Ida“ getauft wurde aufgerichtet und montiert. (Foto: BBT-SE / Jan Hetfleisch)

Der Brenner Basistunnel ist ein 55 Kilometer langer, flach verlaufender Eisenbahntunnel, der Österreich und Italien miteinander verbindet. Zusammen mit dem schon bestehenden Inntaltunnel, der an den neuen Basistunnel angeschlossen wird, ensteht die längste unterirdische Eisenbahnverbindung der Welt. Der Brenner Basistunnel besteht aus zwei rund acht Meter breiten Tunnelröhren mit einem Abstand von 40 bis 70 Metern. Alle 333 Meter verbindet ein Stollen als Fluchtweg die zwei Röhren. Eine Besonderheit ist der Erkundungsstollen zwischen den zwei Haupttunnelröhren. Die hier stattfindenden Vortriebsarbeiten sollen Aufschluss über die Beschaffenheit des Gebirges geben und dadurch Baukosten und -zeiten minimieren. Wenn der Basistunnel in Betrieb ist, wird der Erkundungsstollen zur Entwässerung dienen. In erster Linie soll der Tunnel von Güterzügen genutzt werden, aber auch von Personenzügen.

Lichtkelche am Stuttgarter Tiefbahnhof

Foto: Achim Birnbaum
Foto: Achim Birnbaum

Im Rahmen des Projekts Stuttgart 21 entsteht am Hauptbahnhof Stuttgart ein unterirdischer Durchgangsbahnhof. Dessen rund 450 Meter langes und 80 Meter breites Dach wird von 28 Kelchstützen getragen, die jeweils rund 1000 Tonnen schwer und 8,5 bis 13 Meter hoch sind. Sie variieren in ihrer Form, Neigung und Länge. Für den Zugang zur Bahnhofshalle wurde ein Sonderkelch um 180 Grad gedreht, durch den künftig ein Aufzug sowie Treppen direkt zu den Gleisen führen. Die einzigartig geformten Betonkunstwerke sind eine bauingenieurtechnische Meisterleistung: Für den betonierten oberen Teil der Kelchstütze wurden rund 60 Schalelemente und jeweils zwischen 510 und 800 Kubikmeter Beton verbaut. Im letzten Stahlbetonkranz wird eine Lichtaugenkonstruktion aus Stahl und Glas eingefasst. In jedem Kelch befinden sich 350 Tonnen Bewehrungsstahl, die sich auf 22.000 Stahlstreben verteilen.

Cross-Rail London

Mit der Cross-Rail London wurde Ende 2022 eine 118 Kilometer lange, durchgängige Eisenbahnverbindung durch die Megastadt London eröffnet. Sie reicht von Maidenhead und Heathrow im Westen bis Shenfield und Abbey Wood im Osten der Stadt. Durch die Inbebriebnahme der neuen Elizabeth Line entfällt vielfach das Umsteigen auf andere Bahnstrecken oder auf Linien der London Underground. Die Herausforderung für die Tunnelbohrmaschinen: Sie mussten an Abwasserkanälen, GasPipelines, Fundamentpfeilern, U-Bahn-Trassen und -Schächten vorbeigeführt werden. An einigen Stellen beträgt der Abstand zu den Crossrail-Röhren weniger als einen halben Meter.

„Roots“

Foto: Garbe Immobilien Projekte:Störmer Murphy and Partners
Foto: Garbe Immobilien Projekte:Störmer Murphy and Partners

Das höchste Holzhochhaus Deutschlands In der Hamburger Hafencity wird derzeit das höchste Holzhochhaus Deutschlands gebaut: Das 65 Meter hohe „Roots“ besteht aus 128 Eigentumswohnungen sowie Ausstellungsräumen, Verwaltung und Büros der Deutschen Wildtier Stiftung. Die Eigentumswohnungen haben Blick auf das Hafenbecken, die Elbe und die Elbphilharmonie. Hinzu kommt ein Nebengebäude mit 53 öffentlich geförderten Mietwohnungen. Die Obergeschosse beider Gebäude werden mit tragenden Außenwänden als Massivholzskeletten sowie Massivholzdecken und -innenwänden errichtet, nur Unter- und Erdgeschoss sowie die Erschließungskerne und Brandwände sind Stahlbetonkonstruktionen. Durch die Nutzung von 5.500 Kubikmetern Nadelholz konnten im Vergleich zu konventionellen Bauweisen rund 3.500 Tonnen CO2 eingespart werden. Die Holzelemente fertigt eine Südtiroler Holzbaufirma in ihrem Werk vor, sodass sie auf der Baustelle nur noch zusammengefügt werden müssen.

Schiffswerft Kiel

In der Kieler Förde wird derzeit eine neue Schiffbauhalle errichtet. Auf 15.000 Quadratmetern entsteht ein U-Boot-Produktionsgebäude und ein siebengeschossiges Verwaltungsgebäude. Das Industrie-Bauwerk ist 32 Meter hoch, rund 170 Meter lang und bis zu 70 Meter breit. Sieben Beton- und Brandwände trennen die sieben Hallen zur Fertigung von U-Boot-Sektionen vom Verwaltungstrakt. Verbaut werden 17.000 Kubikmeter Beton, 3.900 Tonnen Bewehrungsstahl und 2.500 Tonnen Stahl für Tragkonstruktionen im Inneren der Hallen. Herausfordernd sind vor allem die schweren Stahlbauarbeiten und die umfangreichen Mess-, Steuerungs- und Regelungssysteme für die Gebäudeautomation. Für zwei Portalkrane in jeder Halle mussten zudem schwere Stahlträger verankert werden.

Berliner Rechenzentren

Foto: maincubes
Foto: maincubes

Im Brandenburg Park, einem 24.000 Quadratmeter großen Campus südlich von Berlin, entstehen zwei hochmoderne Rechenzentren. Zusammen werden sie 32 Megawatt an kritischer IT-Last für Cloud und KI bieten. Der Virtus-Wustermark-Campus soll zu einem der größten grünen Rechenzentren in Deutschland und Europa werden: Die Serverfarm wird durch eine hocheffiziente Kälteanlage aktiv gekühlt. Die entstehende Abwärme soll als Fernwärme für die Gemeinde Wustermark genutzt werden. Eine Photovoltaikanlage wird zudem für nicht kritische Versorgungsbereiche im Einsatz sein. Der Campus wird mit einigen der größten zusammenhängenden Onshore- Windparks des Landes elektrisch gekoppelt.

Intelligentes Gebäude „The Terrace“

Foto: Christian Richters
Foto: Christian Richters

Am Spreeufer in Berlin-Charlottenburg wurde mit „The Terrace“ ein hochmodernes Neubauquartier fertiggestellt. Das Bürogebäude ist hoch digitalisiert: Sensoren erfassen Daten über Nutzung und Präsenz, mit denen die Gebäudesteuerung optimiert werden soll. Eine KI erfasst die Informationen, analysiert und bewertet sie. Zum Beispiel sucht sich das System eigenständig nicht genutzte Räume und setzt dort die Heizung in den Energiesparmodus. Ein intelligentes Beleuchtungssystem erkennt über Sensoren die Lichtverhältnisse und die Präsenz von Menschen im Gebäude und kann die Beleuchtung helligkeitsabhängig und bedarfsgerecht steuern. Über eine App können die Nutzer Räume buchen oder die Klimaanlage und die Beleuchtung steuern. Auch die Zugangskontrolle erfolgt über eine App: Mit dem Smartphone lässt sich die Eingangstür öffnen und schließen, der Fahrstuhl wird automatisch gerufen und wählt die Zieletage aus. Mit all diesen Features zählt „The Terrace“ zu den intelligentesten Gebäuden weltweit.

Das könnte dich auch interessieren

Open-BIM für die Infrastruktur

Wenn im Bauwesen die Rede von digitaler Transformation ist, dann wird die BIM-Methode (Building...

Die 3 Trends: Fachkräftemangel, Nachhaltigkeit, Digitalisierung

3 Trends – 3 Fragen an Peter Hübner, Präsident der BAUINDUSTRIE Der Fachkräftemangel gilt schon...

Bau braucht das Hybrid-Office

Auf der Baustelle passiert’s, das ist so und das wird auch so bleiben. Klar...



Anzeige




Anzeige
BWI