Startfrauen in führungspositionenBlickpunkt: Pionierinnen

Blickpunkt: Pionierinnen

Sie kämpften in einer männlich dominierten Gesellschaft für ihre Überzeugungen, setzten sich an die Spitze der technischen und künstlerischen Innovation und prägten den Verlauf der Geschichte mit ihren Ideen. In unserer Pionierinnen-Reihe stellen wir Frauen vor, die mit ihrem Mut und ihrem Durchsetzungsvermögen den Weg zur Gleichberechtigung geebnet haben. Von Kerstin Neurohr

Emmy Noether (1882 – 1935) Mathematikerin

Sie war die herausragendste Mathematikerin des 20. Jahrhunderts – und musste sehr darum kämpfen, ihren Weg gehen zu können, denn ein solcher Werdegang war für Frauen Anfang des 20. Jahrhunderts nicht vorgesehen. Emmy Noether, Tochter eines Mathematikprofessors musste sehr dafür kämpfen, Abitur machen zu dürfen, studieren und sogar promovieren zu können. Mit einer Ausnahmeregelung gelang es ihr, in Göttingen zu habilitieren. Sie leitete Lehrveranstaltungen und wurde zuerst gar nicht bezahlt, später erhielt sie ein geringfügiges Gehalt. Dennoch arbeitete und forschte sie weiter, wurde zur Pionierin der modernen Algebra. Sie war an der Universität höchst angesehen, Studierende aus der ganzen Welt nahmen ihre als „begriffliche Mathematik“ bezeichnete Herangehensweise auf. 1928/29 ging sie als Gastprofessorin nach Moskau, 1930 nach Frankfurt am Main. Als Jüdin wurde Emmy Noether 1933 von den Nazis der Universität verwiesen. Sie ging in die USA, lehrte am Women‘s College Bryn Mawr und in Princeton. 1935 erkrankte sie und starb nach den Komplikationen einer Operation.

Melitta Bentz (1873 – 1950) Unternehmerin und Erfinderin des Kaffeefilters

Cappuccino und Flat White kannte sie noch nicht, aber guter Kaffee war für Melitta Bentz schon um die Jahrhundertwende ein großes Thema. Damals wurde der Kaffee einfach in der Kanne aufgegossen und der Kaffeesatz mit in die Tasse gegossen, oder es wurden Trichter mit Stoff ausgelegt und so gefiltert – zu unhandlich, befand Melitta Bentz und begann zu experimentieren. Sie schlug Löcher in den Boden einer Konservendose und legte das Löschpapier aus dem Schulheft ihres Sohnes Willy hinein. Voilà, das war der Vorläufer des Kaffeefilters, wie er bis heute verwendet wird. Im Juni 1908 erteilte das kaiserliche Patentamt in Berlin Gebrauchsmusterschutz für den Filter und Melitta Bentz gründete in ihrer Geburtsstadt Dresden das Unternehmen M. Bentz, das schnell wächst. Geschickt manövriert Melitta Bentz die Firma durch die Jahre des ersten Weltkriegs und zieht 1929 damit nach Minden/ Ostwestfalen. Heute hat die Melitta Unternehmensgruppe Bentz KG 6.000 Beschäftigte und ist international tätig.

Patricia Lee „Patti“ Smith (*1946) Musikerin, Lyrikerin, Fotografin und Malerin

Sie gilt als Godmother of Punk, ist überaus vielseitig, sehr politisch und eine Ikone der Frauenbewegung. Die 76-jährige ist weiterhin aktiv und präsent, so geht sie im Juni auf Europa-Tournee und spielt auch zwei Konzerte in Deutschland. Patti Smith wird in Chicago geboren, ihre Eltern gehören den Zeugen Jehovas an. Mit 16 verlässt sie die Schule und arbeitet in einer Fabrik, mit 18 bekommt sie ein Kind, das sie zur Adoption freigibt. Patti Smith zieht nach New York, wo sie 1967 den Künstler Robert Mapplethorpe kennenlernt, der später als Fotograf Berühmtheit erlangt. Die beiden werden ein Paar und leben mehrere Jahre zusammen. Patti Smith veröffentlicht mehrere Gedichtbände und 1975 ihre erste LP, der schnell weitere folgen – 1978 erscheint Easter, ihr kommerziell erfolgreichstes Album mit der Single Because the Night aus einer Zusammenarbeit mit Bruce Springsteen. Patti Smith legt sich nicht auf ein Genre fest, sondern kombiniert bei ihren Auftritten Musik, Lyrik und performative Elemente. Auch als Fotografin ist sie erfolgreich, ihre Bilder werden weltweit in Ausstellungen gezeigt. www.instagram.com/thisispattismith

Michelle Yeoh (*1962) Schauspielerin

Im März 2023 hat sie den Oscar in der Kategorie Beste Hauptdarstellerin gewonnen – als erste Schauspielerin asiatischer Abstammung war sie dafür überhaupt nominiert. Für ihre Rolle in Everything Everywhere All at Once erhielt sie schon zuvor vielfältige Nominierungen und Auszeichnungen, unter anderem für den Golden Globe. Michelle Yeoh, geboren in Malaysia, lernte schon als Kind diverse Sportarten, machte Ballett und spielte Klavier. Mit 15 zog sie nach England und arbeitete an einer Karriere als Tänzerin, doch nach einer schweren Verletzung musste sie sich neu orientieren und machte ihren „Creative Arts“ mit dem Nebenfach Schauspiel. 1983 wurde sie zur Miss Malaysia gewählt, kurz darauf drehte sie die ersten Werbespots, Spielfilme folgten. Michelle Yeoh trainierte hart, etablierte sich bereits in den Achtziger Jahren als Kung-Fu-Star und brillierte in zahlreichen Actionrollen, wobei sie auch anspruchsvollste Stunts selbst ausführte. 1997 war sie Bondgirl im Film James Bond 007 – Der Morgen stirbt nie. Zu ihren größten Erfolgen zählen außerdem ihre Rollen in Tiger & Dragon, Die Geisha und The Lady.

Cover Frauen, die die Welt veraendern_3DPauline Tillmann (Hrsg.): Frauen, die die Welt verändern: Die besten Geschichten von Deine Korrespondentin.

Correctiv 2022. 20,00 Euro. Das digitale Magazin Die Korrespondentin stellt seit 2015 inspirierende Frauen aus der ganzen Welt vor. Eine Auswahl der Porträts ist nun als Buch erschienen.

Pionierinnen Emmy Noether

Lars Jaeger: Emmy Noether. Ihr steiniger Weg an die Weltspitze.

Südverlag 2022. 22,00 Euro. Die erste umfassende Biografie über die brillante Denkerin liefert einen wichtigen Beitrag zur aktuellen Debatte um das Geschlechterverhältnis in Beruf und Bildung.

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