Die Nachfrage nach Green Buildings steigt immer weiter an. Einher geht diese Entwicklung mit der im März 2021 in Kraft getretenen Offenlegungsverordnung der Europäischen Union. Mit dieser sollen Immobilieninvestoren zu Transparenz in Sachen Nachhaltigkeit verpflichtet werden. Doch dazu müssen erst einmal die CO2-Bilanz und andere Nachhaltigkeitsfaktoren ermittelt werden. Dies kann mit einer Carbon Due Diligence geschehen. Von Christoph Berger
Eine große Stellschraube beim Erreichen der Klimaziele ist der Immobiliensektor und damit der Wohnungsbau: Immerhin ist der Bau und Betrieb von Gebäuden für rund 36 Prozent der gesamten CO2-Emissionen in Europa verantwortlich. So fordert beispielsweise die Europäische Union mit dem „Sustainable Finance Action Plan“, dass bei Investitionsentscheidungen unter anderem CO2-Bilanzen und die Erfassung von Nachhaltigkeitsfaktoren zu berücksichtigen sind, mit der Offenlegungsverordnung sollen die Chancen und Risiken eines Investments in Bezug auf die Nachhaltigkeit transparent gemacht werden. Das gleiche Ziel verfolgen die EU-Taxonomie-Verordnung sowie die Benchmark-Verordnung. Alle die Maßnahmen haben ökologisch nachhaltige Investments und Projekte im Fokus. Die deutsche Bundesregierung hat die Energieeffizienzstrategie für Gebäude mit dem Ziel definiert, bis 2050 Klimaneutralität zu erreichen. Darüber hinaus wurden das Brennstoffemissionsgesetz (BEHG) sowie das Gebäudeenergiegesetz (GEG) verabschiedet.
Bei Neubauten wird außerdem der sogenannte CO2-Rucksack mit einberechnet: In diesem Rucksack steckt der CO2-Ausstoß, der bei der Herstellung der Baumaterialien angefallen ist.
Diese Verordnungen und Regularien haben jedoch nach Aussage von Karsten Peleikis, Bereichsleiter Lifecycle Management beim Planungs- und Beratungsunternehmen Arcadis, einen Haken: Es gibt kaum staatliche Vorgaben für das CO2-neutrale Bauen. Trotzdem zahle sich dieses nicht nur aufgrund unterschiedlichster Fördermöglichkeiten aus, auch der Wert und die Zukunftssicherheit eines Gebäudes steige mit seiner Energieeffizienz. Es zähle nicht mehr nur die Bausubtanz und die Objektlage, sondern eben auch die Klimabilanz.
So hat auch die Deutsche Hypo in ihrer Studie „Green Buildings: Nachhaltige Investments in Gewerbeimmobilien“ festgestellt, dass vor dem Hintergrund des Klimawandels die Klimaverträglichkeit eines Gebäudes eine immer größer werdende Rolle spielt. Wichtig sei es dabei, den gesamten Lebenszyklus einer Immobilie zu berücksichtigen – von der Planung, über den Bau bis zum Lebensende. Auch die Auswirkungen des jeweiligen Zyklus für Umwelt und Gesundheit sollten in die Definition einer grünen Immobilie einfließen. Grenzwerte und Zertifikate, wie zum Beispiel Energieausweise oder Nachhaltigkeitszertifikate, böten dabei erste Anhaltspunkte für eine Einordnung von Immobilien. Aber auch der Objektzustand, die Lage und die Wirkung auf Menschen und Umwelt würden entscheidende Faktoren darstellen.
All diese Nachhaltigkeitskriterien werden durch eine Carbon Due Diligence sichtbar. Arcadis hat dafür beispielsweise ein Tool entwickelt, mit dem sich der Energieverbrauch und der CO2-Fußabdruck einer Immobilie ermitteln lassen – inklusive dem Aufzeigen noch möglicher Potenziale zur Bilanzverbesserung. Anwendbar ist dieses Verfahren auf Bestandsgebäude sowie im Rahmen der Projektentwicklung. Peleikis sagt dazu: „Neue oder bereits geplante Effizienzmaßnahmen werden in die Bewertung einbezogen. Bei Neubauten wird außerdem der sogenannte CO2-Rucksack mit einberechnet: In diesem Rucksack steckt der CO2-Ausstoß, der bei der Herstellung der Baumaterialien angefallen ist.“ Mit dem Due- Diligence-Ansatzes könnten schließlich auch die Energie- und CO2-Bilanz sowie der zukünftige CO2-Pfad für ein ganzes Unternehmen oder ein Immobilienportfolio erstellt werden, so der Nachhaltigkeitsexperte.