Im Juli 2021 war es so weit: Der Brückenschlag über das Filstal war erfolgt. Damit wurde die letzte Lücke der neuen Hochgeschwindigkeitsstrecke Wendlingen–Ulm geschlossen. Von Christoph Berger
Die Filstalbrücke überspannt auf einer Länge von knapp 500 Metern das Filstal. Mit 85 Metern ist sie die dritthöchste Eisenbahnbrücke in Deutschland. Sie besteht aus zwei parallelen, eingleisigen Brückenteilen und verbindet zwei Eisenbahntunnel: den Boßler- und den Steinbühltunnel. Ausgeführt wurde das Bauwerk als semi-integrale Spannbetonbrücke mit y-förmig ausgebildeten Stützen. Im Bereich der Filsaue beträgt die Stützweite rund 150 Meter, wie es vonseiten des Unternehmens Max Bögl heißt, das den Auftrag zum Bau der Brücke im Jahr 2013 erhalten hatte.
DB-Infrastrukturvorstand Ronald Pofalla sagte im Rahmen des Brückenschlags: „Die Filstalbrücke ist ein filigranes Meisterwerk der Baukunst. Sie bildet das Herzstück unserer Neubaustrecke Wendlingen–Ulm, durch die Millionen Reisende in Zukunft von schnelleren und komfortableren Bahnverbindungen profitieren werden. Johann Bögl fügte an: „Eine Brücke verbindet Menschen. Hier im Filstal ist es ein wahrer Brückenschlag, der in einer Herausforderung für Ingenieure und Baumenschen die Neubaustrecke Wendlingen–Ulm zusammenwachsen lässt und somit das große Ziel dieser Generationenaufgabe wahr werden lässt.“ Anfang 2022 sollen die ersten Testfahrten auf der Strecke starten, im Dezember 2022 soll die Strecke dann in den Betrieb übergehen. Die Brücke zählt auch zu einem der Pilotprojekte des Bundes „BIM im Tiefbau – Brücke“. Auf der Plattform Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Planen und Bauen heißt es auf der dazugehörigen Projektseite, dass aufgrund der Komplexität des Brü ckenbauwerks bereits in der Planungsphase ein 3D-Modell der Brückengeometrie erstellt wurde. Die BIM-Methodik wurde im Projekt anschließend in den Leistungsphasen 8 und 9 nach HOAI eingesetzt.
Mit BIM wurden zudem folgende Ziele verbunden – in der Projektbeschreibung heißt es:„Projektrisiken, insbesondere Termin- und Kostenrisiken, sollen gemindert werden. In den Bereichen Bauüberwachung, Bauabrechnung, Termin- und Kostensteuerung, Berichtswesen und Besprechungswesen sowie in der Dokumentation sollen die Prozesse analysiert und die Effizienz gesteigert werden. Die Entwicklung und Veränderung von Rollenbildern, die Organisation und die Zusammenstellung von Projektteams, die Zusammenarbeit von Auftraggebern und Auftragnehmern und der Einsatz von Hard- und Software sollen analysiert und Erfahrungen gesammelt werden. Die Kommunikation und die Vernetzung der Projektbeteiligten sollen verbessert werden.“ Das Fazit dazu fiel durchweg positiv aus.
Wie bereits erwähnt, ist die Filstalbrücke mit 85 Metern Höhe die dritthöchste Eisenbahnbrücke in Deutschland und die höchste Bahnbrücke in BadenWürttemberg. Überboten wird sie nur von der 1897 in Betrieb genommenen und 107 Meter hohen Müngstener Brücke in Solingen sowie der 1986 fertiggestellten und 95 Metern hohen Rombachtalbrücke auf der Schnellfahrstrecke Hannover–Würzburg.