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Megatrends, die den Handel prägen

Der Retail Report des Zukunftsinstituts benennt und erklärt die wichtigsten Trends im Handel. Seine Erläuterungen, Themenschwerpunkte, Tipps, Best Practices und Statistiken zeigen Händler*innen, welche Prinzipien und Modelle in Zukunft Erfolg haben werden. In der aktuellen Ausgabe schrieb Theresa Schleicher über sechs Megatrends, die für die Handelsbranche von besonderer Bedeutung sind. karriereführer- Leser*innen gibt sie einen Einblick. Von Theresa Schleicher

New Work prägt das Paradigma der Kollaboration

Der Megatrend New Work verändert den Handel von innen heraus: Mitarbeiter*innen haben andere Ansprüche an das Arbeitsleben. Die Kreativökonomie löst die rationale Leistungsgesellschaft ab. New Work stellt die Potenzialentfaltung eines jeden einzelnen Menschen in den Mittelpunkt. Das reicht von Pioniergeist im Startup bis zum Hobby Professional. Denn Kreativität passiert nicht einfach am Schreibtisch zwischen 9 und 17 Uhr – Arbeit und Freizeit verschmelzen immer mehr. Work- Life-Blending beschreibt genau diese Trendentwicklung – mit all ihren Vorteilen der Sinnfindung im Job, aber auch den Herausforderungen des Nicht-abschalten-Könnens. Kollaboration in Teams und Organisationen wird großgeschrieben, inzwischen auch über die Unternehmensgrenzen hinweg – Networking ist das A und O von New Work. Der Trend zu Coopetition geht sogar noch einen Schritt weiter und beschreibt die lose Zusammenarbeit mit bzw. Unterstützung von Mitbewerber*innen, um gemeinsam komplexe Probleme zu lösen. Die Plattform-Ökonomie bietet die perfekte Infrastruktur für solche Kooperationen.

Neo-Ökologie sorgt für ein neues Verantwortungsbewusstsein

Der Megatrend Neo-Ökologie stellt die Retail-Branche nicht von heute auf morgen auf den Kopf, sondern manifestierte sich erst in Nischen. Heute kommt das Bewusstsein für nachhaltigen Konsum langsam aber sicher in der Mitte der Gesellschaft an. So zeigt sich z.B. im Luxusmarkt der Trend zu Sustainable Luxury, indem Statussymbole mit ethischem Mehrwert und nachhaltigem Anliegen aufgeladen werden. Doch auch Designobjekte werden immer häufiger recycelt oder upgecycelt und werden somit zum Ausdruck von Zero Waste und dem Denken in Kreisläufen der Circular Economy. Dass Umweltbewusstsein zwar mit dem Wunsch nach Minimalismus verbunden sein kann, jedoch nicht zwingend Verzicht bedeutet, zeigt der Trend zum Blue Commerce: eine Konsumhaltung, die ethisch korrekt und verschwenderisch zugleich ist.

Urbanisierung verdeutlicht: Ohne Handel keine Stadt

Der Megatrend Urbanisierung und der Handel sind seit jeher eng miteinander verwoben. Eine Stadt ohne Orte des Handels wie Ladengeschäfte oder Marktplätze ist kaum vorstellbar, Handel losgelöst von einem Ort allerdings ist längst Realität. Trends wie Local Commerce, AuthentiCity und Hybrid Spaces oder die Renaissance der Straßenmärkte sind kreative Maßnahmen, die Stadt als Handelsplatz wieder attraktiv zu gestalten. Vor allem Klein- und Mittelstädte in Deutschland haben mit der Abwanderung von Händler*innen und Marken aus den Einkaufsstraßen zu kämpfen. Die aktuelle Entwicklung zum ImmoTail zeigt allerdings auch, dass Städte die neuen Zentren der Macht sind: Sie greifen bewusst in die Entwicklung von Handelsstandorten ein, sodass Händler*innen ihre Konzepte nicht mehr losgelöst vom Umfeld denken können. Zugleich trägt dieser Trend zu vielfältigen und differenzierten Vierteln und Straßenzügen bei.

Mobilität löst den Handel von Raum und Zeit

Eng verbunden mit der Urbanisierung ist auch der Megatrend Mobilität, vor allem was die Versorgung in ländlichen Regionen angeht. Aber auch die Letzte-Meile- Lieferung im urbanen Raum verlangt von Handel und Logistik innovative Lösungen, um den städtischen Verkehr nicht unnötig zu belasten und zugleich kundenfreundliche – sprich auf die individuellen Bedürfnisse zugeschnittene – Lieferungen zu ermöglichen. Der Trend Instant Shopping beschreibt das Bedürfnis der mobilen Nomaden, alles immer und überall zur Verfügung zu haben. Die ungeduldigen Konsument* innen der 24/7-Gesellschaft fordern nicht nur schnelle Reaktionen, sondern ein Shopping in Echtzeit – und dass Produkte zu ihnen dorthin kommen, wo sie gerade einen Zwischenstopp einlegen. Der Trend ist eine Fortschreibung zum Point of Situation: Dieses Konzept beschreibt, wie sich Verkaufsorte den Bedürfnissen der Kund*innen hin zu situativen Konsummöglichkeiten anpassen müssen, indem sie z.B. in Form von Pop-up-Flächen zu den Menschen kommen. Diese Trendphänomene im Handel sind Ausprägungen des Megatrends Mobilität: Menschen erwarten Angebote, die ihren mobilen Lebensstil ansprechen und sie begleiten.

Individualisierung macht den Handel menschlich

Dieser Wunsch nach Lifestyle Services ist zugleich Ausdruck der Individualisierung – ein weiterer Megatrend. Jeder Mensch möchte als Individuum angesprochen werden, die Zeiten des Massenkonsums sind längst vorbei. Sprachen wir vor circa zehn Jahren noch vom Trend zur Mass Customization, also von der individualisierten Massenfertigung, hat sich diese Entwicklung in zahlreichen Bereichen inzwischen durchgesetzt. Made to Measure beschreibt in der Fashionbranche die individuelle Anpassung von Schnittmustern auf die Maße des jeweiligen Menschen, sodass eine optimale Passform gewährleistet wird. Auch der Trend zum Curated Shopping ist Ausdruck des Wunsches nach Individualisierung und Vereinfachung in Zeiten von Überangebot.

RetailReport2021Der nächste Retail Report erscheint Ende 2021.
www.zukunftsinstitut.de

Konnektivität treibt den Handel zu Höchstleistungen

Big Data, Künstliche Intelligenz und Co. ermöglichen inzwischen auch eine hyperpersonalisierte Ansprache durch die Analyse der Kundendaten im Netz – mit all den offenen Fragen und Bedenken hinsichtlich Privatsphäre, Datenschutz und Cybersecurity rund um die digitalen Identitäten. Digitale Disruption ist zum Buzzword geworden und neue Technologien und digitale Innovatoren aus anderen Branchen stellen die Handelswelt auf den Kopf. Genauso schnell herrscht auch Überforderung in Anbetracht all der technologischen Trends, die damit verbunden sind. Omnichanneling ist heute der Mehrheit der Retailer ein Begriff, doch ob man nun in seinem Laden Roboter, dynamische Preise oder Augmented Reality einsetzen, ob man in seinem Online-Shop Voice Commerce anbieten oder doch lieber auf Subscription- Modelle setzen soll, sorgt für Überforderung. Doch dass Künstliche Intelligenz alle Dimensionen des Handels, von der Produktion bis zur Schnittstelle zum Kunden, verändert und auch künftig weiter verändern wird, steht außer Frage.

Redaktionstipp:

Masterstudiengang bereitet auf Handels-Karriere vor

Mit dem Masterstudiengang „Retail and Consumer Management“ bietet die Technische Hochschule Ingolstadt die Möglichkeit, in drei Semestern Kompetenzen u.a. in den Bereichen Strategie, Internationalisierung, Marketingkonzeption, Handels- und Konsumentenmanagement sowie Digitalisierung zu erwerben. Das englischsprachige Programm richtet sich an Studierende mit einem ersten Hochschulabschluss und praktischer Erfahrung im Kompetenzfeld Handel und Konsumenten. www.thi.de

 

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