Mit ihren Upcycling- Produkten wollen sich zwei Masterabsolventen für eine umweltfreundliche und nachhaltige Zukunft einsetzen: Adrian Goosses und Michael Widmann haben einen Rucksack aus nicht mehr verwendbaren Airbags entwickelt. Von Sabine Olschner
Alles begann mit einem gemeinsamen Gang zum Schrottplatz: Adrian Goosses und Michael Widmann hatten sich beim Masterstudiengang „Strategic Entrepreneurship“ in Rotterdam kennengelernt. Adrian Goosses hatte zuvor Volkswirtschaft in den Niederlanden studiert, Michael Widmann Supply Chain Management in Wien. In einem Uni-Projekt in Rotterdam zum Thema Recycling/ Upcycling gingen sie gemeinsam auf die Suche nach verwertbarem Material. „Während wir durch das Labyrinth von gestapelten Autos schlenderten, kamen uns viele Ideen: Aus Lkw-Reifen könnten Sessel werden, aus Zylinderköpfen Kerzenständer. Schließlich entdeckten wir einen Airbag – ein sehr haltbares und hochwertiges Material“, erinnert sich Adrian Goosses. An einer alten Nähmaschine entwarfen die beiden Studenten den ersten Prototypen für einen Rucksack.
Im Laufe des Studiums entwickelten sie parallel zu Kursen wie Unternehmensfinanzierung, Businessplan und Vertrieb ihre Idee weiter. Nach Studienabschluss sprangen sie ins kalte Wasser und gründeten ihr eigenes Unternehmen: Airpaq. „Der bürokratische Aufwand ist am Anfang sehr groß“, berichtet Adrian Goosses. „Uns haben Gründerkurse der IHK und Angebote der Startup-Community Startplatz in Köln sehr geholfen.“ Für die Startfinanzierung haben die beiden ein Crowdfunding-Projekt ins Leben gerufen, bei dem Interessenten sich einen Rucksack vorbestellen konnten. 70.000 Euro kamen durch das Crowdfunding zusammen. „Es war sehr hilfreich, dass wir unser studentisches Leben einfach weiterführen konnten und privat keine großen Ausgaben hatten“, sagt Adrian Goosses. „Wenn man schon einen gehobeneren Lebensstil hat, ist eine Gründung sicherlich nicht ganz so einfach.“
Sie fanden einen Zulieferer für Airbags, der ihnen die Ausschussware zur Verfügung stellt. „Die Qualitätsanforderungen an einen Airbag sind sehr hoch, daher führen schon kleine Fehler dazu, dass die Airbags aussortiert werden“, erklärt der Gründer. Dadurch, dass sie nur mit einem Lieferanten arbeiten, halten sie bewusst den ökologischen Fußabdruck für ihr Produkt klein. „Anders macht Upcycling keinen Sinn“, so Goosses. Für die Schnallen des Rucksacks arbeitet das Startup mit mehreren Schrottplätzen zusammen, die alte Sicherheitsgurtschlösser sammeln. Gefertigt werden die Rucksäcke in Rumänien, ebenso wie der Turnbeutel und die Bauchtasche aus Schnittresten, die ebenfalls mittlerweile im Programm sind. Ideen für weitere Upcycling-Produkte stehen in der Pipeline. Bislang haben Adrian Goosses und Michael Widmann alle anstehenden Aufgaben allein erledigt und bei Bedarf auf studentische Hilfskräfte und Freiberufler zurückgegriffen. Nun planen sie, einen Mitarbeiter für den Vertrieb einzustellen. Auch wenn es am Anfang viel Arbeit war, bereuen die beiden Gründer ihren Schritt nicht. „Neben der persönlichen Erfüllung, die wir durch unser Unternehmen erlangen, hoffen wir, einen Teil zu einem nachhaltigeren Bewusstsein in der Modewelt beitragen zu können“, so ihre Vision.